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Wuppertal · Jörg Isringhaus, Wuppertaler Journalist und Buchautor, hat sich Zeit gelassen. Jetzt ist er mit dem 430-Roman Die Herzlosen am Start. Zwei (Jugend-)Freunde, der eine Polizeikommissar, der andere der engste Vertraute eines Gangsterbosses, begegnen sich wieder, als ein scheinbar unbescholtener Rentner erstochen wird.
Dass der Mord von einer Frau begangen wurde, dass die Hintergründe in höchste Gesellschaftskreise reichen, und dass es um eine jahrzehntelange Geschichte übelster Sex-Sklaverei geht — das überrascht und überrollt den Polizisten und den Gangster-Helfer gleichermaßen. Isringhaus wechselt professionell die Perspektiven und Erzählstimmen, gibt kräftig Gas, präsentiert gleich mehrere Showdowns mit vielen Spannungssteigerungen. Zwei-, dreimal vergaloppiert er sich, fängt aber die Zügel schnell wieder ein. "Die Herzlosen" ist Filmstoff pur, gut zu lesen — und bietet eine Mörderin, die man(n) sich gerne bildlich vorstellt. Jörg Isringhaus ist ein Profi — keine Frage.
Edition EP, 12,90 Euro
Apropos gut zu lesen: Das gilt auch für Nervenkitzel Wuppertal von Martina Sprenger. Hier drin stecken auf 260 Seiten sechs kurze Storys mit unterschiedlichen (Wuppertal-)Facetten. Schön gemacht: "Nummer 25", wo das Polizisten-Duo aus einem erfahrenen Kauz und einer quirligen Nachwuchsermittlerin präsentiert wird, die zum Schluss in Sachen Zoo (dann aber deutlich schwächer) nochmals erscheinen. Klasse gebaut und spannungstechnisch gut verzögert ist "22:54 Uhr ab Vohwinkel" — irgendwie auch ein Schwebebahn-Krimi. Wunderschön böse sind "Die nackten Tatsachen" mit Ehebruch im Von der Heydt-Museum und "Ein ganz einfaches Ding" mit einer weiteren finsteren Frau. Fazit: Martina Sprenger kann das Kurzformat, und sie drängt sich nicht mit allzu viel Wuppertal auf.
Angst & Schrecken-Verlag, 12,90 Euro
Kurz — so kann man Kalliope aus der Feder des Wuppertalers Arthur Gordon Wolf nicht nennen: 413 Seiten lang ist dieser schräge Mystery-Roman mit geschickt gebauter Sogwirkung. Es geht um den eigenbrötlerischen Schriftsteller Martin Reuther, bei dem eines Tages seltsame Mails von einer anonymen Absenderin, die sich Kalliope nennt, eintreffen. Diese Mails haben handgreifliche, bösartige Folgen, die Reuther wahrlich hautnah zu spüren bekommt. Der erst langsame, dann rasante Absturz des Schriftstellers, der am Rand von Wuppertal lebt, ist atmosphärisch dicht geschildert — und keineswegs realitätsfremd gemacht. Am Ende steht der Leser erstens völlig überrascht und zweitens sehr nachdenklich da: Was ist Wirklichkeit? Wer ist hier psychisch krank? Wie viele Dimensionen hat die Realität? Auch dieser Text hat definitive Filmstoff-Qualitäten! Arthur Gordon Wolf schreibt schon lange, hat mehrere Romane auf dem Markt. Und er kann es!
Luzifer-Verlag, 13,95 Euro