Ausstellung von Tobias Zielony Party als Revolution
Wuppertal · Der in Wuppertal geborene Tobias Zielony zeigt in der Ausstellung "Haus der Jugend" in der Kunsthalle Barmen Fotos und Videos einer Jugendkultur zwischen Party und Protest in der Ukraine.
Ein Mann und eine Frau stehen nebeneinander auf einem Balkon und rauchen. Sein Gesicht ist geschminkt — überzogen, fast clownesk. Sie blicken auf die nächtliche Stadt, die vor ihnen leuchtet. Aufregend, aber distanziert und kühl. Weit weg. Das Foto wirkt auf den ersten Blick wie ein Schnappschuss. Oder ist es eine Inszenierung? Der Fotograf Tobias Zielony zögert ein wenig. Dann sagt er: "Was heißt schon Inszenierung? Die beiden wussten, dass ich sie fotografiere. Und allein sein geschminktes Gesicht ist Inszenierung. Aber es ist eben auch sein Alltag."
Bilder:
Zielony, 1973 in Wuppertal geboren, stellt das erste Mal in seiner Heimatstadt aus. Ab morgen sind Fotografien und Videos des Künstlers in der Kunsthalle Barmen unter dem Titel "Haus der Jugend" zu sehen. "Das Gebäude der Kunsthalle kenne ich noch als Haus der Jugend. Im gleichnamigen Jugendclub im Keller bin ich früher auf Konzerte gegangen", erzählt Zielony, der Deutschland vor zwei Jahren bei der Biennale in Venedig vertreten hat. Es ist also auch irgendwie das Haus seiner Jugend.
Erstmals gezeigt werden Arbeiten, die zwischen Oktober 2016 und Juli 2017 in der Ukraine entstanden sind. Vier Wochen ist er durch die Queer- und Techno-Szene von Kiew gereist. Durch einen persönlichen Kontakt gelang es ihm, Zugang zu der eher verschlossenen Szene zu bekommen. "Maskirovka" heißt die neue Serie, ein Begriff, der aus der russischen Tradition verdeckter Kriegsführung und militärischer Täuschung stammt. Mit anonymisierenden Masken schützten sich aber auch die Maidan-Demonstranten vor dem Tränengas und der Identifizierung. Zugleich sind Masken ein wesentlicher Bestandteil der Queer-Szene der Ukraine. Von all dem erzählen Zielonys melancholische Fotos, die manchmal an die des in Remscheid geborenen Fotografen Wolfgang Tillmans erinnern.
Im hinteren Raum der Kunsthalle zeigt Zielony Bilder, die Ende der 90er bis Mitte der 2000er Jahre in Deutschland entstanden sind — zum Teil auch in Wuppertal, aber auch in Berlin, Leipzig, Köln, Halle. Auch hier hat der in Berlin lebende Künstler seinen Blick auf die Jugend gerichtet, provokativ, unsicher und liebevoll zugleich. Immer zwischen Dokumentation und Inszenierung. Spannend.