Zuletzt gelesen: Die Wuppertaler-Rundschau-Buchkritiken Rache — gleich dreifach
Wuppertal · Heute geht's um "Bittere Rache" von Petra Pallandt, "Der Mond ist aufgegangen…" von Timm/Lück und "Drei tödliche Kugeln" von Sibyl Quinke.
Wenn eine Autobombe explodiert und Menschen dabei sterben, was denkt man dann? Terror oder Mafia. So ist es auch zu Beginn von "Bittere Rache", dem 392 Seiten langen Krimi-Erstling der Wuppertaler Psychotherapeutin Petra Pallandt. Ihre Heldin, die junge Kommissarin Sandra Santori, klein, dünne Läuferinnenfigur, feuerrote Haare, hat gerade ihren ersten Arbeitstag im Wuppertaler Polizeipräsidium — und muss schon gleich richtig ran. Der Fall ist hochkomplex, seine Fäden spinnen sich weit, seine Dimensionen reichen tief in seelische und sexuelle Abgründe. Gut ist dieser Krimi vor allem wegen der Psychologie seiner Figuren: Petra Pallandt beleuchtet viele Facetten — mit großer Kenntnis alltagsrealistischer Wirklichkeit. Das Tempo des Textes wechselt immer wieder von still zu schnell, wird aber nie hastig. Und Petra Palandt biedert sich dem Thema "Wuppertal-Krimi" nicht an: Schwebebahn, Schlechtwetter oder andere Platitüden — Fehlanzeige. Zum Glück. KBV-Verlag, 11,95 Euro.
Um Rache geht es auch in "Der Mond ist aufgegangen": Katholikin Andrea Timm und Christhard Lück, Wuppertaler Uni-Dozent für evangelische Religionspädagogik, haben gemeinsam ein 390-Seiten-Krimidebüt geschrieben, das auf der fiktiven Nordseeinsel Möwewind spielt. Der sozusagen ökumenische Text startet mit dem Kellertreppen-Mord am katholischen Inselpfarrer. Die Polizei sieht's als Unfall, doch die Kinderpsychologin Svea Norden, die zur Kur auf Möwewind ist, ermittelt mit Kirchenorganist Harmsen gemeinsam auf eigene Faust… Erzählt wird unverkrampft und gut im Tempo. Sehr interessant die schrittweise Enttarnung des scheinbar so großartigen katholischen Inselgeistlichen. Der Verlagstext spricht von "Schuld und Sühne", also von religiösen Größenordnungen: Doch insgesamt bleibt "Der Mond ist aufgegangen…" stets familientauglich und beispielsweise da, wo's um ein bisschen Sex geht, immer ganz keusch. Ein harter Krimi ist das nicht. Eher einer im Stil englisch-ländlicher Machart. Ein sehr menschlicher Text. Benno-Verlag, 12,95 Euro.
Und weil die Rache eines der wesentlichen Mord-Motive ist, hat auch Sibyl Quinke sie ins Zentrum ihres 203-Seiten-Krimis "Drei tödliche Kugeln" gestellt. Ein Apotheker, ein Sportstudio-Chef, ein Baulöwe — alle drei erschossen. An verschiedenen Orten, ohne dass ihr Leben in Verbindung stünde . Doch kamen die tödlichen Kugeln stets aus derselben Waffe. Der Besitzer der Pistole aber sitzt im Knast… Sibyl Quinke entwickelt ihre Story, indem sie an der Seite von Kommissar Bresniak die Polizei-Praktikantin Louisa auf Ermittlungsreise schickt. Die Geschichte läuft gut, wird aber zum Schluss zu schnell. Sibyl Quinke lässt sich intensiv auf ihre Personen ein, macht sie sicht- und anfassbar. Aber: Kein Krimi hat prospektartige Stadt- oder Stadtteilbeschreibungen á la Wuppertal-Werbetrommel nötig. Edition Oberkassel, 11,90 Euro.