Kreisvertrauensapotheker Klaus Quinke „Die Pandemie hat immer neue Themen“

Wuppertal · Bei ihm schlagen die Wuppertalerinnen und Wuppertaler – und auch die Kolleginnen und Kollegen – mit Sorgen und Nöten um die aktuelle Gesundheitslage auf. Klaus Quinke ist Inhaber der Delphin-Apotheke, die im Akzenta-Markt an der Steinbeck sitzt, und darüber hinaus Kreisvertrauensapotheker. Mit Rundschau-Redakteurin Nina Bossy sprach er über seine Perspektive auf die Pandemie.

Kreisvertrauensapotheker Klaus Quinke.

Foto: Christoph Petersen

Rundschau: Unabhängig vom Lockdown – die Apotheken in Deutschland haben geöffnet. Aber die Menschen gehen im Alltag auf Abstand und stecken sich auch mit anderen Krankheiten seltener an. Herr Quinke, haben Sie während der Pandemie mehr oder weniger zu tun?

Quinke: „Seit Anfang der Pandemie ist die Abgabe von Erkältungsmitteln extrem zurückgegangen. Daran kann man deutlich erkennen, dass die AHA-Regeln (Abstand, Hygiene und Alltagsmaske tragen) sehr wirkungsvoll sind. Die Versorgung der Bevölkerung mit allen anderen Arzneimitteln, vor allem mit den Medikamenten auf Rezept, das Herstellen von Rezepturen und die Abgabe von Hilfsmitteln ist natürlich wie immer weitergelaufen, da Apotheken ja auch kontinuierlich durcharbeiten, also samt Notdienst sieben Tage die Woche, 24 Stunden am Tag. Die Arbeit war allerdings sehr unterschiedlich verteilt. Im März gab es eine Art Vorratsversorgung vor dem ersten Lockdown. Im April und Mai wurde es dann merklich ruhiger. Auch im November und Dezember ist die Zahl der Kunden wieder deutlich zurückgegangen.“

Rundschau: Die Apotheke bietet auch Gesprächsraum für medizinische Sorgen. Mit welchen Nöten und Ängsten wenden sich die Menschen an Sie?

Quinke: „Die Pandemie hatte immer wieder neue Themen und Fragen. Am Anfang haben wir vor allem die Hygieneregeln erklärt, die Anwendung von Desinfektionsmitteln und dann das richtige Tragen von Masken. Wir mussten die Menschen beruhigen, dass ihre Medikamente lieferfähig sind, auch wenn man ab und zu zwischen den Herstellern wechseln musste. Auch viele persönliche Ängste wurden von den Mitarbeitern durch Zuhören und Zuspruch aufgefangen. Sehr stark sind die telefonische Beratung und der Botendienst angestiegen, vor allem bei den älteren Kunden, die das Haus nicht verlassen wollten oder konnten. Wir verweisen hier auch immer gerne auf die Vorbestellmöglichkeiten auf unserer Apotheken-Homepage. Fast jede Apotheke bietet mittlerweile diesen Service an.“

Rundschau: Menschen über 60 Jahre haben Anspruch auf drei kostenlose FFP2-Masken. Wie hat die Verteilung in Wuppertal geklappt?

Quinke: „Die Verteilung war erfolgreich und gleichzeitig für uns chaotisch. Leider kamen die meisten Berechtigten bereits am ersten Tag, was teilweise zu langen Schlangen vor den Apotheken geführt hat und unsere Mitarbeiter neben der normalen Versorgung sehr gefordert hat. Wir haben erst am 9. Dezember erfahren, dass wahrscheinlich sechs Tage später eine Verordnung veröffentlicht wird, diese drei kostenlosen Masken an Berechtigte zu verteilen. Die Zeit war enorm knapp, aber wir haben das mit zusätzlichem Personal und viel Einsatz geschafft – und das neben der normalen Versorgung. Gerade bei den FFP2-Masken ist das richtige Tragen wichtig, auch das konnten wir vermitteln. Dafür danke ich allen Mitarbeitern in den Apotheken ganz besonders.“

Rundschau: Apotheker dürfen nun auch Schnelltests durchführen. Das wurde vergangene Woche bekannt gegeben. Begrüßen Sie diese Regelung? Möchten Sie Ihr Personal dementsprechend schulen lassen? Was würde das für Ihren Arbeitsalltag bedeuten?

Quinke: „Die Entscheidung ist nachvollziehbar, da Apotheken immer verantwortungsvoll arbeiten. Die Umsetzung ist im Einzelfall jedoch schwierig. Wir benötigen zusätzliches Personal und vor allem geeignete Räume. Ich gehe davon aus, dass wenige Apotheken dafür geeignet sind oder einen Standort haben, der einen Container vor der Tür zum Testen zulässt. Aber auch hier wird es Apotheken geben, die eine pragmatische Lösung finden.

Rundschau: Auch Sie haben täglich Kontakt mit Menschen. Wie geht Ihr Team mit der Sorge, selbst zu erkranken, um? Welche Schutzmaßnahmen haben Sie als Arbeitgeber getroffen?

Quinke: „Bereits im März haben wir Abstandsbarrieren aufgebaut und uns mit Plexiglas-Scheiben auf unseren Abgabetischen geschützt. Es wird reichlich gelüftet und die Teams tragen auch im Backoffice durchgängig Masken. Hygiene sind wir gewohnt, also häufiges Händewaschen. Am Anfang dachten viele Mitarbeiter noch, wenn wir uns anstecken, dann haben wir die Krankheit halt hinter uns. Mittlerweile, nach allen Erkenntnissen, möchte sich keiner mehr anstecken und wir hoffen auf unseren Impftermin.“

Rundschau: Ein gutes Immunsystem kann auch eine Corona-Ansteckung verhindern. Gibt es Möglichkeiten, die Abwehrkräfte nun zu stärken?

Quinke: „Die Ansteckung lässt sich nur durch Einhaltung der AHA-Regeln verhindern. Ein gutes Immunsystem ist sicherlich hilfreich, eine eventuelle Erkrankung besser zu überstehen. Eine vernünftige Ernährung, Bewegung und frische Luft unterstützen die körpereigenen Abwehrkräfte.

Rundschau: Sie arbeiten während der Pandemie täglich und sind mit den Sorgen der Menschen konfrontiert. Was macht Ihnen Hoffnung?

Quinke: „Die ganz große Hoffnung sind die Impfstoffe. Je mehr Menschen geimpft sind, desto schneller kommen wir in ein normales Leben zurück.“