Optimismus statt Geld

In der aktuellen Situation sind die Wuppertaler Bühnen auf gute Freunde angewiesen. Die Theaterfreunde sind ihr wohl verlässlichster Partner und überwiesen ihnen zu Beginn der Spielzeit 1,2 Millionen Euro.

Eine Mitgliederversammlung zwischen Sorge und Zuversicht.

"Der Deckel muss weg!" Diesen Slogan der Wuppertaler Bühnen gegen die Deckelung des Betriebskostenzuschusses zitierte Oberbürgermeister Andreas Mucke in seinem Grußwort bei der Mitgliederversammlung der Theaterfreunde Wuppertal. Und es sollte so etwas wie der Rote Faden dieses Abends sein, der zwischen (finanziellen) Sorgen um die Zukunft der Wuppertaler Bühnen, dem ausdrücklichen Bekenntnis zum Drei-Sparten-Theater und einer damit verbundenen Aufbruchstimmung changierte.

Denn der Rückblick auf das Geschäftsjahr 2014/15 stand für die Theaterfreunde ganz im Zeichen der Hiobsbotschaft aus dem Sommer: Damals eröffnete der Geschäftsführer der Wuppertaler Bühnen Enno Schaarwächter ein Ende des gewohnten Spielbetriebs zur Spielzeit 2019/20, sollte sich an der finanziellen Situation nichts ändern. Schnell wurden Stimmen laut, es drohe die Schließung einer Sparte — wohl am ehesten der des Sprechtheaters.

Bei Peter Vaupel, Vorsitzender der Wuppertaler Theaterfreunde, sorgte das für Irritationen. Immerhin hatte man den finanziell gebeutelten Bühnen gerade erst für 1,5 Millionen Euro das Theater am Engelsgarten "geschenkt". Und dazu, so Vaupel eindringlich, gebe es einen Vertrag zwischen Theaterfreunden und der Stadt, dass dieses Theater mindestens 20 Jahre lang als Spielstätte des Sprechtheaters erhalten bleibe. Dass die Irritationen bei den Theaterfreunden — mit Hilfe der Sparkasse größter Sponsor der Bühnen — jedoch noch nicht aus dem Weg geräumt sind, machte Vaupel in seinen kritischen Worten zum Thema Tanzzentrum deutlich.

Er sehe es skeptisch, in der Stadt etwas Neues entstehen zu lassen, so lange Bestehendes nicht gesichert sei. "Die Finanzierung darf nicht zu Lasten bestehender Einrichtungen gehen", mahnte der Vereinsvorsitzende. Hintergrund: Der Bund hatte kürzlich die Zusicherung über 28,2 Millionen Euro für den Umbau des Schauspielhauses zum Tanzzentrum angekündigt. Das ist die Hälfte der geschätzten Umbaukosten. Die andere Hälfte teilen sich das Land NRW und die Stadt. Mit welchen Mitteln jedoch der laufende Betrieb des Tanzzentrums finanziert werden soll, ist dagegen noch völlig unklar. Fakt ist: Die Stadt kann dies alleine nicht stemmen. Das trägt mithin nicht zur Beruhigung bei, die Bühnen als Drei-Sparten-Theater bei allen finanziellen Sorgen erhalten zu können.

Um so mehr war Wuppertals neuer OB bemüht, sich als verlässlicher Freund der Bühnen im Rathaus sowie als leidenschaftlicher Theaterliebhaber zu zeigen— und somit vielleicht ein wenig Hoffnung zu vermitteln. So wies Mucke, der sich in die Restrukturierungsgespräche einbringen will, noch einmal darauf hin, dass er den Bühnen für das Jahr 2017 einen zusätzlichen Betrag von 80.000 Euro im Haushalt zugewiesen hat — wohl wissend, dass dies die finanzielle Misere nicht lösen wird. Es solle aber Zeichen sein, dass es ihm mit seinem Engagement ernst ist.

Und noch einer versprühte so etwas wie Aufbruchstimmung — aller finanziellen Sorgen zum Trotz: der künftige Opernintendant Berthold Schneider. Sei die Oper derzeit auch nicht mehr als ein Gehäuse, so sei er optimistisch, sie mit einem eigenen Ensemble wieder zurück zu einem eigenen Profil zu führen, das in die Stadt hinein strahle. "Ich wünsche mir ein dynamisches Opernhaus. Eines, das mit den Leuten in den Dialog tritt und hört, welche Musik in der Stadt klingt." Schneider wird ab der Spielzeit 2016/17 für die Oper verantwortlich zeichnen.

Am Ende blieben die drängenden Fragen, wie man das Drei-Sparten-Haus in eine gesicherte Zukunft führen kann, zwar (noch) unbeantwortet — doch das Versprechen und die Zuversicht, sie erhalten zu wollen und können, legte sich — zumindest für diesen Abend — lindernd über die quälenden Zweifel. Und manchmal wiegt so ein Optimismus ja mehr als nackte Zahlen ...

(Rundschau Verlagsgesellschaft)