Wuppertaler Tanztheater verpflichtet Adolphe Binder Mut zu neuen Wegen

Wuppertal · Ihre ersten künstlerischen Schritte machte Adolphe Binder als Schauspieldramaturgin. Doch die Auseinandersetzung mit dem Werk von Pina Bausch brachte sie zum Tanz. Seit 20 Jahren hat sie in verantwortlicher Position für verschiedene Compagnien gearbeitet.

Großer Bahnhof im immer noch geschlossenen Schauspielhaus: Dirk Hesse, Geschäftsführer Tanztheater, Christina Kampmann, Adolphe Binder, Oberbürgermeister Andreas Mucke und Kämmerer Dr. Johannes Slawig.

Foto: Raina Seinsche

Es war schon lange ein offenes Geheimnis, Wuppertals Kulturpolitik strebte einen Wechsel in der künstlerischen Leitung des Tanztheaters an. Im vergangenen Jahr schien es soweit zu sein, doch die Kandidatin sprang kurzfristig wieder ab und Lutz Förster ging in die Verlängerung. Nicht zum Nachteil des Tanztheaters.

Jetzt ist der Wechsel vollzogen. Mit Adolphe Binder kommt eine Frau nach Wuppertal, die Erfahrungen an der Deutschen Oper Berlin und als Tanzchefin an der Komischen Oper sammelte. Momentan ist sie künstlerische Direktorin der Danskompani an der Staatsoper Göteborg. Sie empfindet die Berufung nach Wuppertal als Ehre und Herausforderung. "Ich freue mich, die wichtigste Tanzcompagnie der Welt zu leiten. Es ist ein großer Schritt, ich komme von außen in die Compagnie, doch ich bin mit einem offenen und warmen Gefühl empfangen worden", so Adoplphe Binder, die einstimmig vom Aufsichtsrat gewählt wurde.

Auch NRW-Kultus-Ministerin Kampmann zeigte sich glücklich über diese Entscheidung: "Wir trauen ihr zu, das Ensemble weiter zu entwickeln und in die Zukunft zu führen." Auf die Zwischenfrage, wie denn die Beteiligung des Landes an den Unterhaltskosten des zukünftigen Tanzzentrums im Schauspielhaus aussehen könnte, gab sie sich jedoch reserviert, da sein noch keine Entscheidung gefallen.

Adolphe Binder wird bereits in der kommenden Spielzeit damit beginnen, ihre Intendanz vorzubereiten, die im Mai 2017 beginnt und bis zum Jahr 2022 läuft. "Mit der Länge der Vertragslaufzeit geben wir dem Ensemble Planungssicherheit und Adolphe Binder die Möglichkeit, sich aktiv in die Gestaltung des Internationalen Tanzzentrums Pina Bausch im Schauspielhaus einzubringen. Ihre Aufgabe wird es sein, das Repertoire zu pflegen, Rollen an jüngere Tänzer zu übergeben und an der künstlerischen Weiterentwicklung der Compagnie zu arbeiten, auch mit dem Mut zu unkonventionellen Schritten", beschreibt Kämmerer Dr. Johannes Slawig die Erwartungen der Stadt.

Erste Kontakte zwischen dem Wuppertaler Ensemble und Adolphe Binder gab es bereits im Jahr 2011. "Da bat sie uns, mit dem Doppelabend "Café Müller"/"Le Sacre du Printemps" in Göteborg zu gastieren. Dreimal zeigten wir den Abend vor jeweils 1.400 Zuschauern und lernten, dass in Schweden auch eine 114 prozentige Auslastung möglich ist", berichtet Dirk Hesse, Geschäftsführer des Tanztheaters.

Mit Stefan Hilterhaus (Leiter PACT Zollverein Essen), Alistair Spalding (Intendant Sadler's Wells, London )und der Tanzkünstlerin Myriam De Clopper (De Singel, Antwerpen) hatte die Stadt im Vorfeld der Intendantensuche wieder drei externe Berater mit ins Boot genommen, die den Ausschlag für die Berufung von Adolphe Binder gaben.