"Ich bin immer ein Ästhet"

Wupperal · Der Wuppertaler Fotograf Günter Krings feiert in diesem Jahr seinen 80. Geburtstag. Kein Grund für den umtriebigen Künstler, den Finger vom Auslöser zu lassen.

„Mensa Satanis“ ist der Titel dieses faszinierenden Werkes, das Günter Krings vor einigen Jahren zum Thema „Glaube und Gewalt“ schuf und das gerade in der heutigen Zeit wieder von erschreckender Aktualität ist.

Foto: Barbara Scheer

Der Keller ist sein Reich, hier hat sich Günter Krings sein Atelier eingerichtet, viele seiner Werke zieren die Wände. Seine Bilder sind inszenierte Fotografien, erzählen Geschichten, ob von Pina Bausch und ihrem Tanztheater, von weltpolitischen Ereignissen, oder von kostbaren Spitzenweinen legendärer Kellereien.

Eine Ausbildung hat der Autodidakt nicht genossen, sich unverkrampft mit der Materie Fotographie auseinandergesetzt, Techniken ausprobiert und immer weiter verfeinert. "1960 habe ich mir spontan eine schwarz-weiß Kamera gekauft, dann hörte ich von einem Fotowettbewerb, bei dem es um ein Tagebuch in Bildern ging. In Paris realisierte ich dieses Tagebuch, gewann direkt den zweiten Preis, war motiviert und machte weiter", erinnert sich der Künstler lebhaft an seine Anfänge. Vok Dams war einer seiner Lehrmeister, der Krings die Arbeit im Labor erklärte, Otto Roche sorgte für so manchen Titel seiner Bilder.

"Bis ich ein Motiv sehe, kann es dauern, ich muss beobachten, bin bei der Arbeit immer ein Ästhet", erklärt der Sylt-Fan und leidenschaftliche Sammler. Ob Strandgut, kleine Figürchen vom Flohmarkt oder Reisesouvenirs, vieles findet Eingang in seine inszenierten Bilder, deren Untergrund er oft mit Gips strukturiert.

Zahlreiche Publikationen, darunter ein Kalender des Tanztheaters, haben ihn weit über die Grenzen Wuppertals bekannt gemacht, Malerei, Skulpturen und Assemblagen hat Günter Krings ebenfalls mit Erfolg geschaffen und ausgestellt. Viele Preise in ganz Europa konnte er als verdienten Lohn dafür empfangen.

Nachdenklich stimmen seine arrangierten, später dann fotografierten Bilder etwa zu Tschernobyl, dem Tod von Pina Bausch, dem herrschenden Patriarchat, oder der Kirche, mit der sich Krings immer wieder kritisch auseinandergesetzt hat. Gerade erst ist ein neuer Bilderzyklus erschienen, zu dem der Wuppertaler Autor und Philosoph Dr. Andreas Steffens den Einführungstext geschrieben hat. "Das wäre ein tolles Geburtstagsgeschenk, wenn ich die aktuellen Fotografien in diesem Jahr hier in Wuppertal ausstellen könnte", hofft der bescheidene Künstler, der sich mit regelmäßigem Tennis beim SV Bayer in Aprath fit hält.