Galerie Kunststation Blick zurück und nach vorn

Wuppertal · Zum fünfjährigen Bestehen der Galerie Kunststation im Bahnhof Vohwinkel zeigt der Wuppertaler Bildhauer Eckehard Lowisch einen Querschnitt seines bisherigen Schaffens und setzt sich kritisch mit dem Wandel seines Berufsfelds auseinander.

Bis zur Ausstellungseröffnung gibt es für Tine und Eckehard Lowisch noch jede Menge Arbeit.

Foto: Wuppertaler Rundschau

"Haus der Geschichte — ein Reenactment" nennen Eckehard und Tine Lowisch die kommende Ausstellung, die von April bis zum Ende des Jahres in der Kunststation zu sehen sein wird. Reenactment, das steht für Neuinszenierung konkreter geschichtlicher Ereignisse in möglichst authentischer Weise.

"Wir möchten an den Arbeiten meines Mannes zeigen, dass auch die Kulturschaffenden vom Wandel der Arbeitswelt stark betroffen sind, fragen, was es bedeuten kann, in Zukunft noch Bildhauerei zu betreiben und ob man den Begriff Kunst im digitalen Zeitalter nicht neu definieren müsste", so Tine Lowisch, die mit ihrem Mann das Konzept der Präsentation erarbeitet hat. "Außerdem ist es für mich die Möglichkeit, einen Blick in die Anfänge meines Schaffens zu werfen, zu sehen, wo ich heute stehe und was noch kommen kann", ergänzt der Bildhauer. Eckehard und Tine Lowisch wollen mit dieser Ausstellung auch eine Verbindung zum Engels-Jahr herstellen, denn wie sich in den Zeiten der Frühindustrialisierung die Produktion in der Textilindustrie gewandelt hat, so radikal ändert sich heute das Berufsfeld des Bildhauers.

"Der Stein ist seit vielen Jahrhunderten unser Material. Harter Körpereinsatz ist gefragt, um den Stein zu bearbeiten, dazu kommen Staub, Kälte und Gefahr. Daher sind nach und nach viele Kollegen auf andere Materialien ausgewichen. Heute erlebt der Stein ein Revival, denn teure Maschinen können nach den Entwürfen der Künstler Marmor bearbeiten. Doch wird der Stein nicht erst durch die manuelle Bearbeitung des Künstlers wertvoll?", wirft Eckehard Lowisch Fragen auf und denkt dabei auch an seine Kollegen in Carrara, wo oft ganze Familien in Handarbeit Kopien berühmter Kunstwerke herstellen und so ihren Lebensunterhalt verdienen. Auch hier werden die Menschen durch Maschinen ersetzt.

"Als Künstler fühle ich mich nicht abgelöst, aber natürlich stelle ich mir die Frage, ob es sich noch lohnt weiter zu kämpfen, einen Gegenpol zu schaffen oder ob ich mich anpassen sollte", so Lowisch weiter, der wie in einem Museumsdorf in den Räumen der Kunststation eine Atelier-Situation nachbilden möchte, um so Besuchern Einblick in seine reale Arbeitswelt geben zu können.

"Ich habe meine Situation immer mit der eines Surfers verglichen, man geht ständig an seine Grenzen, ist alleine, Gespräche sind beim Werkstattlärm nicht möglich, ist in Gefahr wenn man mit diesen hohen Gewichten umgeht, immer mit der Staubmaske vor Mund und Nase, eigentlich die Hölle, und doch entsteht ein unglaubliches Glücksgefühl, wenn man mit dem Material umgeht, es die Form erhält, die man sich vorstellt", kann Lowisch sich eine andere Arbeitsweise für sich eigentlich nicht vorstellen.

Zur Ausstellung, die am 13. April 2018, um 19 Uhr eröffnet wird, bietet die Kunststation ein umfangreiches Zusatzprogramm. Mit Diskussionen, Konzerten, Workshops und Performances.