Kinder- und Jugendtheater "Mobbing sollte kein Tabuthema mehr sein!“
Wuppertal · Ein Alltag ohne Smartphone — das ist für die meisten Menschen kaum noch vorstellbar. Doch hat jeder Dritte zwischen 12 und 19 Jahren auch schon schlechte Erfahrung im Internet oder mit dem Handy gemacht.
Das Wuppertaler Kinder- und Jugendtheater spürt den Problemen in dem Stück "Ins Netz gegangen" nach und setzt sich mit dem Thema Cybermobbing auseinander. Am Samstag ist Premiere.
Milena darf endlich ein Smartphone haben. Vorher fühlte sie sich ausgeschlossen und sogar ihre Grundschulfreundin wandte sich von ihr ab, weil sie kein Handy hatte. Jetzt findet Milena wieder Anschluss. Doch dann beginnt das Cybermobbing und die Zwölfjährige weiß nicht mehr, was sie machen soll ...
Das Wuppertaler Kinder- und Jugendtheater greift in seinem Frühjahrsstück ein Thema auf, das sowohl in Schulen als auch in der Familie vielfach Anlass zu Diskussionen und Auseinandersetzungen gibt: Die Nutzung des Smartphones. Und die jugendlichen Schauspieler haben alle schon selbst Erfahrung mit dem Thema Mobbing gemacht. Manche haben es am eigenen Leib erfahren — andere nur beobachtet. Milena Stamatiadou-Alberti (17), die die gleichnamige Milena im Stück spielt, sagt: "Die Kinder denken nicht darüber nach, dass sie mit wenigen Handgriffen ein Leben zerstören können. Mobbing geht an die Psyche!"
Auch haben die Jugendlichen oft erlebt, dass andere gemobbt wurden und dass die wenigen, die sich für die Opfer einsetzten, anschließend ebenfalls schikaniert wurden. Die Angst, mithineingezogen zu werden, spielt also auch eine große Rolle. Die 22-jährige Jeanne Knoke erzählt: "Mein kleiner Bruder ist zehn Jahre alt und es macht mir definitiv zu schaffen, dass er so etwas ausgesetzt sein könnte."
Regisseur Lars Emrich erklärt den Unterschied zwischen Cybermobbing und Mobbing darin, dass Mobbing zu Hause aufhört. "Beim Cybermobbing hat man keinen geschützten Raum mehr. Es durchbricht diese intime Grenze und macht es zu einem riesengroßen Thema — nicht nur für Jugendliche, sondern auch für Erwachsene." Die Anonymität mache es vielen leichter, Dinge zu tun, die man im realen Leben nicht tun würde. Die Frage sei, wie man mit so einem Medium sinnvoll umgehe. Barbara Sydow, Leiterin des Kinder- und Jugendtheaters, ergänzt: "Gerade für die Elterngeneration ist es schwierig das Medium so zu verstehen, wie es ihre Kinder tun. Eine App zu durchblicken ist die eine Sache, aber sie dann auch richtig einzustellen eine andere."
Und doch kann man ja das Handy nicht einfach nur verbieten. "Man bräuchte Regeln und Haltung", sagt Sydow, "und genau das soll unser Stück zeigen." "Ins Netz gegangen" nimmt die Perspektive eines Opfers ein und möchte den Zuschauern Fragen beantworten wie: Was kann ich machen oder wie kann ich helfen? "Denn Schuld sind letztendlich nicht nur die, die aktiv mobben, sondern auch die, die nichts tun", findet Emrich. Eine weitere Schwierigkeit für Kinder und Jugendliche sei es, sich einzugestehen, dass sie sich in einer Mobbing-Situation befinden. Dann gibt es zwei Dinge zu tun, erklärt der Regisseur: "Erstens: Such dir Hilfe. Zweitens: Darüber reden ist kein Petzen!" Das Theaterstück richtet sich vor allem an Schulklassen und die Nachfrage ist enorm. Da das Thema aber auch wichtig für die Eltern ist, gibt es für sie eine Extra-Vorstellung.
Jeweils nach der Aufführung des Stücks gibt es noch eine Gesprächsrunde. Tom Raczko, der gleich vier Rollen spielt, sagt: "Mobbing sollte kein Tabuthema sein." Er wünscht sich, dass junge Menschen sich trauen, darüber zu sprechen. Auch hofft er, dass nicht nur Opfer, sondern auch Täter zum Nachdenken angeregt werden.
Die Premiere von "Ins Netz gegangen" findet am Samstag, 17. März, 16 Uhr, im Theater im Berufskolleg Elberfeld (Bundesallee 222) statt.
Weitere Aufführungen sind am Dienstag, 20. März und Mittwoch, 21. März sowie vom 10. bis 13. April im Haus der Jugend (HdJ) sowie die Aufführung für Eltern am Dienstag, 10. April, 19.30 Uhr im HdJ.
Karten können von Montag bis Freitag unter Telefon 899-154 bestellt werden. kinder-jugendtheater.de