Kommentar zum Demo-Wochenende Mit Herz, Hirn und Courage
"Die Freiheit Deutschlands wird am 14.3. 2015 in Wuppertal verteidigt werden." So stand es auf dem Plakat, mit dem "Pegida NRW" via Facebook für die Kundgebung am vergangenen Samstag warb. Und — gänzlich unbeabsichtigt — sollten sie recht behalten.
Um es ganz pathetisch zu sagen: Die Freiheit hat am vergangenen Wochenende in Wuppertal gewonnen. Verteidigt von all jenen Gegendemonstranten, die sich mit Herz, Hirn und Courage den extremistischen Gruppen der Salafisten, Hooligans und "Pegida"-Anhänger entgegen gestellt haben.
Auch wenn die Bilder der mit bunten Luftballons bewaffneten Bürger am Kirchplatz und vor der Alten Synagoge in den überregionalen Medien nicht so eine Aufmerksamkeit fanden wie die der hasserfüllten, aggressiven Demonstranten vor dem Cinemaxx und am Willy-Brandt-Platz: Die Wuppertaler haben ihre Stadt vor den extremistischen Meinungen der zumeist Auswärtigen verteidigt.
Sie haben Haltung gezeigt und einmal mehr klar gestellt, dass man unsere Stadt eben nicht so einfach zur "Hass-Hauptstadt" (so titelte der "Spiegel") erklären kann. In Wuppertal gibt es keinen Ableger von "Pegida" und auch die Salafisten haben es nicht geschafft, hier dauerhaft Fuß zu fassen. In unserer Stadt leben Menschen aus mehr als 160 Nationen und verschiedenster Glaubensrichtungen friedlich zusammen. Das zeichnet uns aus. Es mag für viele schwer verständlich und noch schwerer zu ertragen sein, aber unsere Demokratie sieht vor, dass sich auch jene in unserem Land frei äußern dürfen, deren Meinung selbst höchst intolerant und undemokratisch ist. Dem Raum zu geben, aber dennoch deutlich zu machen, dass diese hier unerwünscht sind, ist keine leichte Aufgabe. Wuppertal hat sie am vergangenen Wochenende mit Bravour gemeistert.
Mit rund 2.000 Teilnehmern waren die Gegendemonstranten deutlich in der Mehrheit, während selbst große Namen wie Sven Lau (Salafisten) und Lutz Bachmann ("Pegida") nicht die erhofften Massen nach Wuppertal locken konnten. Mag es Sven Lau auch einmal mehr gelungen sein, mit wenig Aufwand eine große mediale Wirkung zu erzielen, so gab die überschaubare Gruppe von rund 80 Teilnehmern bei der Kundgebung der Salafisten auf dem Willy-Brandt-Platz eher ein jämmerliches Bild ab. Und die 100, laut Polizei, äußerst gewaltbereiten, Hooligans in den eigenen Reihen von "Pegida" sorgten selbst für das vorzeitige und wenig rühmliche Aus ihrer Veranstaltung.
Oberbürgermeister Peter Jung ist mit seinem Aufruf, die Wuppertaler mögen zahlreich an der Gegendemonstration teilnehmen, seiner Pflicht als Oberhaupt einer wehrhaften Stadt nachgekommen. Wer das kritisiert, ist ein wahrer Gegner der Demokratie.