Evergreen 80 Prozent Einzelzimmer sind Pflicht
Wuppertal · Die Stadt muss 25 Millionen Euro in drei Alten- und Pflegeheime investieren, um neue Auflagen zu erfüllen. Mit denen sind aber nicht alle Experten glücklich.
Die Vorgabe des Wohn- und Teilhabegesetzes (WTG) ist klar: Zum Stichtag 1. August 2018 sollen bestehende Einrichtungen 80 Prozent Einbett- und 20 Prozent Zweibettzimmer vorhalten. Für Neubauten gilt: nur noch Einbettzimmer.
Während die städtischen Alten- und Pflegeheime Vogelsangstraße, Wuppertaler Hof und Hölkesöhde den Standard bereits erfüllen und das Gebäude an der Oberen Lichtenplatzer Straße gerade neu errichtet wird, beginnen jetzt in den Häusern Am Diek, Herichhauser Straße und Neviandtstraße die entsprechenden Umbauarbeiten. Weil das später als vom Gesetzgeber vorgesehen geschieht, gibt es rechtliche Konsequenzen: Wird in einem Zweibettzimmer ein Platz frei, darf der bis zur Fertigstellung nicht neu belegt werden.
Für APH-Betriebsleiter Ulrich Renziehausen stellt das keinen Nachteil dar, eher im Gegenteil: "Da wir die Arbeiten im laufenden Betrieb durchführen, ergeben sich dadurch Ausweichplätze für vorhandene Bewohner, so dass niemand sein vertrautes Umfeld verlassen muss."
25 Millionen Euro investiert die Stadt in die drei Objekte, davon 3,5 Millionen am Diek, wo Sozialdezernent Stefan Kühn jetzt gemeinsam mit APH-Architektin Hedda Vorwohlt-Harendza, Heimleiterin Ursula Bönnen-Scriba und Ulrich Renziehausen das konkrete Projekt vorstellte. "Bleibt es bei der bisherigen Planung, werden wir im Oktober in vier Abschnitten, also jeweils traktweise, entsprechend der Vorgabequote die Zimmer umgestalten und mit einem neuen Sanitärbereich mit Dusche und WC versehen. Die Fertigstellung ist für Ende 2019 anvisiert", so die Architektin.
Reduziert sich am Diek durch die WTG-Vorgabe das Platzangebot von 120 auf 99, so trifft das in unterschiedlichem Umfang auf fast alle Wuppertaler Senioreneinrichtungen zu. "Vor dem Hintergrund, dass eine Heimunterbringung immer länger herausgezögert wird und wir ohnehin ständig über insgesamt etwa 160 freie Plätze im Tal verfügen, stellt das kein Problem dar", erklärt Stefan Kühn.
Und im Hinblick darauf, dass die Kosten für die aktuellen APH-Umbauarbeiten von der Stadt vorfinanziert und anschließend über eine Erhöhung des Wohngeldes von den Senioren zurückgeholt werden: "Auf politischer Ebene muss auch über eine Modifizierung der Pflegeversicherung nachgedacht werden, um im Alter ein würdevolles Leben zu gewährleisten, das niemanden ausschließt."
Kritische Worte kommen auch von Ursula Bönnen-Scriba. Und zwar zur Einzelzimmervorgabe des WTG. Ihre Erfahrung: "Es gibt immer wieder Senioren, auf die ein zweiter Mensch im Zimmer eine beruhigende Wirkung ausübt. Dem schiebt das WTG, ob in Grenzen oder ganz, jetzt einen Riegel vor."
"Da haben die Verantwortlichen nicht zu Ende gedacht", gibt Kühn ihr Recht.