Evergreen "Der Laden läuft"
Wuppertal · 1971 eröffnete Kurt Hindrichs an der Alsenstraße in der Elberfelder Südstadt sein Eisenwarengeschäft — und denkt jetzt, mit stolzen 80 Jahren, immer noch längst nicht ans Aufhören.
Agil, mit wachem Blick und einem dynamischen Lächeln steht er hinter der Theke im Verkaufsraum. Dass er vor 47 Jahren den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, hatte seinerzeit familiäre Gründe. "Ich habe mit 15 Jahren meine Lehre als Eisenwarenkaufmann bei Eckhard und Köttgen begonnen, anschließend in einigen Wuppertaler Fachgeschäften gearbeitet. Als 1963 und 1964 Andrea und Sabine auf die Welt kamen, wurde das Leben teurer. Da mein damaliger Chef nicht mehr Lohn zahlen und ich ohnehin nicht länger nur Befehlsempfänger sein wollte, lag der eigene Laden nahe", blickt Kurt Hindrichs zurück.
Mit Zustimmung von Ehefrau Christel mietet er mutig die Räume in der Alsenstraße 41 an und bekommt von seinen Lieferanten einen Vertrauensvorschuss: "Wenn die mir keine Kommissonsware zur Verfügung gestellt hätten, wäre das Angebot in den Regalen sehr mager ausgefallen." Der Mut zum Risiko wird belohnt: Es geht stetig bergauf. So gut, das Hindrichs neben einem Monteur noch Subunternehmer beschäftigen kann.
Im Lauf der Jahre gewinnt der Bereich Schlösser und Beschläge an Bedeutung, zahlreiche große und kleinere Wuppertaler Unternehmen legen die Sicherheit von Tor und Türen in seine Hände. Ohne dass das weitere, auf den Bedarf von Handwerkern ausgelegte Sortiment darunter leidet.
"Die Nachfrage in den 70er, 80er und 90er Jahren nach Qualitätswerkzeugen und Eisenwaren war groß, ging dann aber mit der Eröffnung der Baumärkte etwas zurück", erinnert sich Hindrichs, dem da noch ein Vorfall einfällt, der beinahe das Aus für ihn bedeutet hätte. "In meiner Anfangszeit orderte ein Schlosser aus der Elberfelder Nordstadt Waren im Wert von 10.000 Mark. Als Wochen später die Rechnung immer noch nicht bezahlt war, wollte ich ihn zur Rede stellen, bin hingefahren und musste vor Ort feststellen, dass er sich mit Sack und Pack auf Nimmerwiedersehen aus dem Staub gemacht hatte. Diesen finanziellen Verlust aufzufangen, das war nicht einfach."
Wiederholt hat sich so etwas nicht: "Während all der Jahre hat sich zu vielen Kunden ein fast schon freundschaftliches Verhältnis entwickelt. Für gute Beratung und Qualität in der Ausführung zahlen sie gerne. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Der Laden läuft", freut sich Hindrichs. Im Januar ist er 80 geworden. "Mein Arzt sagt, ich sei gesundheitlich fit, mir und Christel, die verantwortlich für die Buchführung ist, macht die Arbeit nach wie vor Spaß, es gibt also keinen Grund aufzuhören."
Allerdings bereitet ihm der Blick nach vorn schon etwas Sorgen: Töchter und Schwiegersöhne sind beruflich in anderen Sparten etabliert, ein Nachfolger nicht in Sicht. "Hier lagern 3.500 Artikel, darunter Schätzchen, die heute nur noch schwer zu bekommen sind. Durch Montagearbeiten kann das Geschäft ausgebaut werden. Für einen fachlich versierten Handwerker eine gute Basis, sich eine solide Zukunft aufzubauen. Wer Interesse hat, kann sich gerne bei mir melden!"
Aber solange das nicht der Fall ist, will Kurt Hindrichs mit Ehefrau und Stamm-Monteur weitermachen. Denn er möchte unbedingt, dass sein Eisenwarenladen mit Schlüsseldienst noch lange als Fachgeschäft weiterexistiert.