Geschäftsjahr 2020 WSW melden Gewinn - Schwebebahn-Start im August
Wuppertal · Der Konzern der Wuppertaler Stadtwerke hat das Geschäftsjahr 2020 trotz Corona-Pandemie und eingeschränktem Schwebebahn-Betrieb mit einem Gewinn von 5,1 Millionen Euro abgeschlossen. Das hat das Unternehmen am Montag (14. Juni 2021) auf seiner Bilanzpressekonferenz bekanntgegeben.
„Im Rahmen des Konzernverbundes konnte das Defizit der WSW mobil GmbH in Höhe von 61,2 Millionen Euro durch die Gewinne der WSW Energie & Wasser AG und der Abfallwirtschaftsgesellschaft AWG mehr als kompensiert werden“, heißt es. Der Gesamtumsatz 2020 der Unternehmensgruppe betrug demnach 880,4 Millionen Euro. Die Bilanzsumme lag bei 1,2 Milliarden Euro, die Eigenkapitalquote beträgt 28,8 Prozent.
Zwei Faktoren seien für das gute Ergebnis wesentlich verantwortlich gewesen – ein Sparprogramm in einem zweistelligen Millionenbetrag und der ÖPNV-Rettungsschirm von Bund und Land. „Um die unterjährige Steuerung nicht aus der Hand zu geben, haben wir mit Beginn der Pandemie intern Kosten gesenkt und die hohen Fahrgastverluste im ÖPNV konnten zum überwiegenden Teil durch den Rettungsschirm aufgefangen werden“, so der WSW-Vorstandsvorsitzende Markus Hilkenbach. Vor allem aber: „Die Versorgung während der Pandemie-Zeit war jederzeit geleistet. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben einen hervorragenden Job gemacht.“
„Die internen Einsparungen in Millionenhöhe sorgten dafür, dass beispielsweise der Rückgang des Stromabsatzes durch die Corona-Krise vor allem bei den Geschäftskunden oder zusätzliche Kosten durch die Teilstilllegung der Schwebebahn abgefedert werden konnten“, erläutert Hilkenbach. Die Absatzmenge im Bereich Strom sank im Vorjahresvergleich im Wuppertaler Netzgebiet um rund zwei Prozent bei den Privatkunden (410 zu 400 Gigawattstunden) und über zehn Prozent bei Geschäftskunden (249 zu 222 Gigawattstunden). Der Gasabsatz lag mit 1.766 Gigawattstunden leicht über Vorjahresniveau (1.714 Gigawattstunden). Bei der Fernwärme stieg der Absatz von 346 Gigawattstunden 2019 auf 368 Gigawattstunden 2020.
Geringfügige Einsparungen gab es im Investitionsprogramm der WSW. Mit Gesamtinvestitionen von 74,9 Millionen Euro stieg die Investitionssumme im Jahresvergleich um rund 1,5 Prozent (2019: 73,8 Millionen Euro). Hilkenbach: „Die Steigerung der Investitionen und trotz Krisenjahr auch unterjährig daran festzuhalten, war eine sehr bewusste Entscheidung, um die Substanz des Unternehmens weiter zu stärken und zu modernisieren.“
Historischer Rückgang der Fahrgastzahlen
„Die Fahrgastzahlen fielen im ersten Lockdown im März 2020 um rund 75 Prozent. Die in 2020 beförderten 57,6 Millionen Fahrgäste bedeuten die niedrigste Zahl seit der WSW-Gründung 1948. Trotzdem blieb der in Wuppertal weit überdurchschnittliche Anteil an Abo-Kunden vergleichsweise stabil“, sagt Ulrich Jäger, Geschäftsführer bei der mobil GmbH.
Die neuen Angebote der WSW mobil seien unabhängig von der Pandemie-Situation von den Kunden „hervorragend angenommen“ worden. Seit dem vergangenen Sommer setzen die WSW Wasserstoffbusse im ÖPNV ein. Die Erfahrungen mit der klimafreundlichen Antriebstechnologie seien sehr positiv. Die Fahrzeuge des Herstellers Van Hool erfüllten die Erwartungen hinsichtlich Reichweite, Verbrauch und Zuverlässigkeit. Bis Ende dieses Jahres soll die Wasserstoff-Busflotte der WSW mobil auf 20 Fahrzeuge erweitert werden. Der Wasserstoff wird im Konzernverbund mit der AWG mit Strom aus der Müllverbrennung produziert. Im Oktober starteten die WSW einen per Handy bestellbaren Abhol-Service mit der „Hol mich! App“ und elektrischen „London Cabs“. Wegen der Corona-Pandemie würden die WSW das bis Jahresende befristete Forschungsprojekt gerne um drei Monate verlängern.
Die Schwebebahn soll, wie angekündigt, im August wieder den Regelbetrieb aufnehmen. Dafür wurde die Strecke noch einmal intensiv untersucht. Zugleich habe man mit Blick auf Logistik und Ersatzteile Ressourcen aufgabeut. Dennoch werde es noch rund zwei Jahre dauern, alles auf den neuesten Stand zu bringen. Für die Fahrgäste habe das aber keine nenneswerten Auswirkungen.
Grund für die Schwebebahn-Probleme waren laut WSW ein „enorm hoher Radverschleiß“. So mussten Räder statt nach erwarteten 90.000 bis 100.000 Kilometern schon nach 15.000 bis 20.000 Kilometern ausgetauscht werden. Nun gebe es ein anderes Radprofil und genügend Ersatz in und durch die Schwebebahn-Werkstatt in Vohwinkel. Zudem mussten viele Fahrzeuge außer Betrieb gesetzt werden wegen zahlreicher Störungen. Man habe aber in den vergangenen zwölf Monaten mit dem Hersteller die Defizite abgestellt. Die Schwebebahn werde ab August alle 3,5 bis 4 Minuten unterwegs sein. Den genauen Starttermin im August werden die WSW Ende Juni bekanntgeben. Der angestrebte 2,5-Minuten-Takt werde aber erst dann Realität, wenn alle Wagen optimiert und das Fahrtempo erhöht werden könne – von 40 km/h auf letztlich 60 km/h. Das alles sei aber erst ein Thema für das kommende Jahr.
Die Corona-Krise beeinflusste nicht nur das Geschäftsergebnis der WSW, sondern hatte auch Auswirkungen auf die Arbeitsweise vieler der 3.100 Beschäftigten im WSW-Konzern. Das mobile Arbeiten im Home-Office wurde für fast ein Drittel der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zur Regel. Die WSW ergriffen entsprechende Maßnahmen, um die Digitalisierung intern voranzutreiben und eine neue auf Vertrauen basierende Führungskultur einzuleiten. „Aufgrund positiver Erfahrungen wollen die WSW diese Strukturen des ‚New Work‘ auch in der Zukunft für effizienteres, flexibles und familienfreundliches Arbeiten nutzen“, sagt WSW-Vorstandsmitglied Markus Schlomski. „Besonders froh sind wir, dass es mit großen Engagement gelungen ist, die Belegschaft seit gut einer Woche im eigenen Haus impfen zu können.“
Neue Arbeitsmethoden und ein modernes Arbeitsumfeld spielten auch bei den Planungen für den Neubau der Verwaltungszentrale an der Bromberger Straße eine ganz wesentliche Rolle. „Die seit letztem Jahr in diesem Zusammenhang zusätzlich gewonnenen Erkenntnisse fließen in die anstehende Feinplanung selbstverständlich mit ein“, sagt Hilkenbach. Mit dem Bau der neuen Zentrale mit Platz für 450 Beschäftigte soll noch in diesem Jahr begonnen werden. Geplant ist, bis 2023 bezugsfertig zu sein. Die alten Verwaltungshäuser sind PCB-belastet und sollen anschließend abgerissen werden.