50 Jahre Wuppertaler AWG Geburtstagsgruß auf der Schwebebahn
Wuppertal · Unter der Schwebebahn mit der Nummer 18 steht es in großen Lettern: „AWG - Den Rest erledigen wir“. Dazwischen prangt die Zahl 50. Die Abfallwirtschaftsgesellschaft Wuppertal wird in diesem Sommer 50 Jahre alt.
Klaus Jürgen Reese, über viele Jahre enger Begleiter der AWG und seit 2005 Aufsichtsratsvorsitzender, gefällt der Geburtstagsgruß auf Wuppertals Wahrzeichen: „Das passt. Die Schwebebahn und die AWG sind ein wichtiger Teil unserer Stadt. Die AWG steht nicht nur für nachhaltige und zuverlässige Entsorgung unserer täglich anfallenden Abfälle, sondern eben auch für mutige Innovation im Sinne der kommenden Generationen.“
In 50 Jahren hat die AWG immer Meilensteine gesetzt. Grundstein war 1971 die Entscheidung, auf Korzert eine Müllverbrennungsanlage zu bauen. Mit der Eröffnung der MVA 1976 war das Ende der Müllentsorgung auf Deponien gekommen. Es folgte die sukzessive Modernisierung der Anlage zum heute bekannten Müllheizkraftwerk (MHKW), das über die Jahrzehnte mittlerweile auf mehr als 1,2 Millionen Betriebsstunden kommt. 1996 begann im MHKW die Wuppertaler Fernwärme-Ära. Denn in der Anlage auf Korzert wird der Restmüll nicht einfach nur verbrannt, er wird thermisch verwertet. Jahr um Jahr liefert das MHKW verlässlich Fernwärme und Strom für Wuppertal.
Ein Erfolgsmodell, das die AWG im Schulterschluss mit ihrem Mutterkonzern WSW seither ausbaut. 2010 erfolgte die Erweiterung der Fernwärmeversorgung von den Südhöhen bis Ronsdorf, 2018 die Inbetriebnahme des erweiterten Fernwärmenetzes bis in die Talsohle samt Stilllegung des Kohlekraftwerks Elberfeld. Conrad Tschersich, Technischer Geschäftsführer der AWG: „Für den Klimaschutz ist das ein Quantensprung: Mehr als eine Million Tonnen Kohlendioxid sind den Wuppertalerinnen und Wuppertalern so in den vergangenen drei Jahren im wahrsten Sinne des Wortes erspart geblieben.“
Als sich 2002 mehrere Städte und Kreise sowie der Regionalverband Ruhr zum abfallwirtschaftlichen Zweckverband „EKOCity“ zusammenschlossen, kam dem Wuppertaler MHKW eine wichtige Rolle zu. AWG-Geschäftsführer Martin Bickenbach: „Heute stellt das MHKW die Entsorgung von Abfällen aus der grauen Restmülltonne für circa 1,5 Millionen Bürgerinnen und Bürger innerhalb von EKOCity sicher und das bei günstigen und somit planbaren Gebühren für die Bürgerinnen und Bürger.“
Um die bei der Verbrennung im MHKW entstehende Schlacke (Rostasche) kümmert sich seit 2012 die WVW, eine 100-prozentige Tochtergesellschaft der AWG mit Standort direkt am MHKW. Hintergrund: Abgesehen von Mineralstoffen beinhaltet die Schlacke bis zu zehn Prozent wiederverwertbare Wertstoffe wie zum Beispiel Eisen, Kupfer und Aluminium. Um an die Rohstoffe zu gelangen, durchläuft die Schlacke mehrere Sieb- und Separationsschritte. Zur Optimierung modernisierte die WVW im Jahr 2014 ihre Anlage. Der Effekt: Pro Jahr holen AWG und WVW circa 12.000 Tonnen Metalle aus der Schlacke, sparen so wertvolle Primärressourcen, Energie und Kohlendioxid-Emissionen.
Vor der eigenen Haustür erleben die Wuppertalerinnen und Wuppertaler die AWG mindestens einmal in der Woche. Seit 1999 ist die Abfall-und Wertstoffsammlung und die Abfallentsorgung unter dem Dach der AWG zusammengefasst. Derzeit sind die AWG-Müllwerker für die Leerung von mehr als 76.000 grauen Restmülltonnen, circa 68.500 gelben Tonnen für Verpackungen, 40.000 braunen Tonnen für Bio-Abfälle und knapp 39.000 blauen Papiertonnen zuständig. Tendenz steigend, denn das Kontingent der kostenfreien Papier- und Biotonne nimmt zu. AWG-Geschäftsführer Martin Bickenbach: „Das zeigt, dass für die Wuppertalerinnen und Wuppertaler genauso wie für uns das Thema ,Müllentsorgung und Nachhaltigkeit‘ immer wichtiger wird.“
Entsprechend hat sich die AWG aufgestellt. Auf den Wuppertaler Recyclinghöfen können Wuppertaler Privathaushalte Grünschnitt, Bauschutt und Sperrmüll loswerden. Für die Abgabe von Schadstoffen steht auf dem Recyclinghof Uellendahl (Bornberg) als Ergänzung zum Schadstoffmobil die stationäre Annahmestelle zur Verfügung. Das AWG-Autorecycling am Deutschen Ring bietet in Sachen Altautoverwertung und Ersatzteilbeschaffung einen seriösen und verlässlichen Service an. Weitere wichtige Entsorgungsmöglichkeiten finden die Wuppertalerinnen und Wuppertaler an mehr als 440 Standorten: die Depotcontainer für Altglas, Altpapier, Kleinelektrogeräte und Altkleider.
Bei Veranstaltungen aller Art ist die AWG zusammen mit dem ESW seit vielen Jahren ein verlässlicher Partner. Ob beim Wupperputz, am „Langen Tisch“, beim Schwebebahn-Lauf, beim Bleicher- oder Ölbergfest, stets hilft die AWG beispielsweise mit „Rest-vom Fest-Tonnen“, damit der Müll dort landet, wo er hingehört. Gern geliehen wird auch das AWG-Spülmobil, mit dem Vereine Müllberge aus Einweggeschirr und -besteck vermeiden können.
„In unserem 50. Jahr sind wir gut für die Zukunft aufgestellt“, blickt AWG-Geschäftsführer Martin Bickenbach optimistisch in die Zukunft, wohlwissend, dass die zurückliegenden Monate auch bei der AWG von den Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie geprägt waren. „Wir freuen uns, dass sich die Corona-Lage derzeit so positiv entwickelt, so dass wir in unserer Stadt wieder alle Entsorgungswege anbieten können.“
Auch in den schweren Corona-Zeiten konnte die AWG gute Nachrichten verkünden. Seit Juni 2020 ist das „Wuppertaler Modell“ ganz real auf Wuppertals Straßen unterwegs: Unter dem Motto „Wasserstoff – krasser Stoff“ sind Linienbusse der WSW nahezu emissionsfrei und geräuschlos in Wuppertal unterwegs. Der Treibstoff – Wasserstoff (H2) – wird aus dem Strom hergestellt, den das MHKW bei der thermischen Verwertung von Restmüll liefert. Die Busse tanken den Wasserstoff direkt am MHKW. AWG-Geschäftsführer Conrad Tschersich: „Diese Sektorenkopplung ist in dieser Form weltweit einmalig.“
Allein das wäre schon Grund genug, zu feiern. Doch angesichts der Corona-Pandemie will die AWG noch ein wenig warten. Martin Bickenbach: „Wir sind ja ein Jahr lang 50 und hoffen, dass wir im kommenden Jahr nachträglich zu einer AWG-Feier einladen können.“
Die AWG in Jahreszahlen
1971: Gründung der AWG als „MVA Wuppertal GmbH“ kurz: „MVA“
1973: Baubeginn des Müllheizkraftwerkes auf Korzert
1976: Inbetriebnahme des MHKW auf Korzert; in der Folge sukzessive Stilllegung der letzten Deponien in Wuppertal
1989: Baubeginn Rauchgasvorreinigung 31 und 34 sowie Kessel 15
1990: Umbenennung der MVA in „AWG Abfallwirtschaftsgesellschaft mbH Wuppertal“ kurz: „AWG“
1996: Start der Fernwärmeauskopplung „Südhöhen“
1999: Zusammenfassung der städtischen Abfallwirtschaft Wuppertals unter dem Dach der AWG
2000: Annahme kompostierbarer Abfälle an den Recyclinghöfen Sonn Born/Varresbeck (Giebel) Küllenhahn (Korzert)
2001: Eröffnung Recyclinghof Langerfeld (Badische Straße)
2002: Zusammenschluss mehrerer Städte und Kreise zur Entsorgungskooperation EKOCity, in dem das Müllheizkraftwerk (MHKW) der AWG eine zentrale Rolle spielt
2002: Verschmelzung der B+B Autorecycling mit der AWG
2003: Gründung des Tochterunternehmens „WVW Wertstoffverwertung Wuppertal GmbH“ kurz: „WVW“
2004: Eröffnung Recyclinghof Uellendahl (Bornberg)
2008: Start der jährlichen Papiersammelaktion an Schulen und Kitas
2008: Eröffnung Recyclinghof Barmen (Münzstraße)
2010: Erweiterung der Fernwärmeversorgung Südhöhen bis Ronsdorf
2012: Übernahme der Rostascheaufbereitung direkt am MHKW und Übertragung der Betriebsführung an die WVW
2014: Modernisierung der Rostaschenaufbereitungsanlage
2018: Inbetriebnahme des erweiterten Fernwärmenetzes und Stilllegung des Kohlekraftwerks Elberfeld
2020: Start der Betankung von WSW-Linienbussen mit Wasserstoff auf Korzert