Offene Stellen in Wuppertal Das Handwerk schlägt Alarm
Wuppertal · Die Kreishandwerkerschaft verzeichnet aktuell rund 300 freie Ausbildungsstellen in Wuppertal und Solingen - die Hälfte dessen, was in einem normalen Ausbildungsjahrgang insgesamt besetzt wird. Keine Frage: Corona droht die ohnehin vorhandenen Nachwuchssorgen im Handwerk noch einmal zu verschärfen. Dabei sind die Berufsaussichten gerade hier glänzend ...
Luc Oberlies gehört zu denen, die sie genutzt haben: „Nach meinem Abitur wollte ich nicht gleich studieren, sondern auf jeden Fall eine Ausbildung machen, nur wusste ich nicht, welche. Nach einem Praktikum bei Malermeister Andreas Conrad habe ich dann dort begonnen und bin sehr gut aufgenommen worden.“ Die Ausbildung schloss er jetzt als Bester seines Jahrgangs im Bereich Theorie ab - als Anerkennung gab‘s dafür sogar einen Werkzeugkoffer der Sto-Stiftung. „Mein Arbeitsvertrag bei Andreas Conrad läuft jetzt erst einmal weiter, vielleicht kommt für mich später der Techniker oder doch ein Studium in Frage“, lässt sich der Top-Azubi seinen weiteren Weg nach der Gesellenprüfung offen. Optionen gibt es reichlich.
Ein gutes Beispiel dafür, welches Potenzial im Handwerk steckt. Genutzt wird es derzeit aber viel zu wenig. „Nach einigen Jahren mit einem leichten Plus hatten wir 2020 zwölf Prozent weniger Ausbildungsverträge, 2021 setzt sich der negative Trend fort“, schildert Sascha Boman die aktuelle Situation. Er ist Geschäftsführer Berufsausbildung bei der Kreishandwerkerschaft und kann die Auswirkungen von mehr als einem Jahr Corona-Stillstand sehr plastisch schildern: „Es gab keine Ausbildungsbörsen und kaum Möglichkeiten für Praktika. Und das Handwerk kann man ganz offensichtlich auch nicht gut in digitalen Formaten präsentieren. Das merken wir in fast allen Gewerken. Man muss eben fühlen, wie es ist, eine Mauer zu bauen ...“
Resultat: „Wir haben aktuell reichlich Ausbildungsplätze in fast allen Berufen. Am wenigsten bei den Tischlern, aber sonst jede Menge“, so Bomann. Von den rund 300 offenen Stellen im Kammer-Einzugsgebiet sind 200 in Wuppertal. Wer sich jetzt einen davon schnappt, gewinnt auch ein Stück Sicherheit in wirtschaftlich schwierigen Zeiten, findet Bomann: „Corona hat ja gezeigt, dass Handwerksbetriebe sehr stabil sind und eine gute Auftragslage haben. Sie sind oft klein und familiär und konnten gut mit der Krise umgehen. Kurzarbeit hat es im Handwerk kaum gegeben, von Entlassungen ganz zu schweigen.“