Forum in Wuppertal Neubaur: „Circular Valley genau die richtige Antwort“

Wuppertal · Beim großen Treffen zur Kreislaufwirtschaft am Freitag (18. November 2022) haben rund 600 Entscheiderinnen und Entscheider sowie Expertinnen und Experten in der Historischen Stadthalle Wuppertal über die Zukunft unserer Wirtschaftsweise diskutiert. Die gute Nachricht: Es gibt viele Ideen für die Transformation hin zu einer zirkulären Ökonomie – und jede Menge Menschen, die sie angehen wollen.

Blick in die Historische Stadthalle während der Rede von Mona Neubaur.

Foto: Circular Valley

Als NRW-Wirtschaftsministerin hat Mona Neubaur aktuell gewaltige Herausforderungen zu meistern, dennoch wirkte optimistisch. „Sie sind Team Zuversicht, Sie sind Team Mut“, sagte die stellvertretende Ministerpräsidentin zur Eröffnung des „Circular Valley Forums“ zu den rund 600 Gästen aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft. Angesichts der gegenwärtigen Krisen sei es entscheidend, von der linearen Wirtschaftsweise der Wegwerfgesellschaft zu einer echten Kreislaufwirtschaft zu gelangen. Und für diese Herausforderung sei das Circular Valley „genau die richtige Antwort“.

Das Circular Valley ist eine Initiative, die die Kreislaufwirtschaft voranbringen und die erweiterte Rhein-Ruhr-Region zu einem globalen Hotspot der Circular Economy machen möchte. Dazu vernetzt sie seit eineinhalb Jahren die Akteure der verschiedenen Bereiche – in ihrer täglichen Arbeit und nun erstmals mit einem großen Forum. Themen dort waren Technik und Forschung, Regulatorik, Kommunikation und Kollaborationen.

Beim Forum trafen sich CEOs und Vorstände von DAX-Unternehmen und wichtigen Mittelständler (unter anderem BASF, Bayer, Evonik, Vorwerk, Haniel, Grüner Punkt), Vertreter großer Forschungseinrichtungen (Fraunhofer Umsicht, Max-Planck-Institut und vom Wuppertal Institut) und Politik (unter anderem Umweltminister Oliver Krischer und Wuppertals Oberbürgermeister Uwe Schneidewind).

Auch aus Berlin gab es Rückenwind für die Initiative und ihr großes Treffen in der Rhein-Ruhr-Region: Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger wendete sich mit einer Videobotschaft an die Teilnehmenden und wies auf gemeinsame Interessen der Bundesregierung und des Circular Valleys hin: „Mit der Initiative Circular Valley wollen Sie Schrittmacher der Kreislaufwirtschaft sein, Impulse für unser Land setzen, aber auch darüber hinaus“, sagte Stark-Watzinger. Die Bundesregierung wiederum bündele gerade alle Aktivitäten in einer „Strategie zur Kreislaufwirtschaft“: „Wir wollen Vorreiter in Europa sein.“

Ideen aus der Forschung zur Marktreife bringen zu wollen, also Wissenschaft und Wirtschaft miteinander zu verbinden, sei eine weitere Gemeinsamkeit von Bundesregierung und Circular Valley. „Der Transfer muss klappen“, sagte die Bundesforschungsministerin. „Das haben Sie beim Circular Valley im Blick. Sie sprechen zum Beispiel Startups an, damit diese nicht bei Null anfangen, wenn doch schon Wissen vorhanden ist.“

Zu den 600 Gästen gesellten sich noch einmal 300 besondere Personen: die „Trash People“ von HA Schult. Der Aktionskünstler inszenierte sie in der Historischen Stadthalle und fügte Wuppertal damit in eine Reihe namhafter Orte. Schult hatte die lebensgroßen Figuren aus Abfällen bereits an den Pyramiden, auf der Chinesischen Mauer, auf dem Roten Platz in Moskau und in der Arktis aufgestellt. Mit seinen Aktionen demonstriert der Künstler gegen die Vermüllung unseres Planeten.

In Wuppertal ermahnte er die Teilnehmenden, schnelle Fortschritte zu machen, und richtete klare Botschaften an sie: „Wenn wir die Welt nicht verändern, wird sie uns verändern“, sagte er und lenkte den Blick auf Materialien und Rohstoffe: „Prüfe das Ding, das Du wegwerfen willst und verrate es nicht. Es ist der Spiegel deiner selbst. Verrate nicht Deine Seele.“

Das Circular Valley, die Initiative, die die Rhein-Ruhr-Region zum globalen Hotspot der Kreislaufwirtschaft machen möchte, erschien dem Künstler als eine logische Station auf dieser Reise: „Circular Valley, die von Wuppertal in die Welt aufbrechende Brutstätte frischen Denkens, zeigt uns neue Positionen im Umgang mit der Bewahrung unseres Planeten. Jenen Planeten, den wir nur geleast haben und dabei sind, ihn zum "Trash Planet Earth" zu machen.“

Für das festliche Finale des Forums erwartete das Team vom Circular Valley weitere Ehrengäste: Nathanael Liminski, Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten, Internationales und Medien sowie Chef der Staatskanzlei, hatte seinen Besuch für den Abend ebenso angekündigt wie der „Vater der Kreislaufwirtschaft“, der frühere Bundesumweltminister Klaus Töpfer.

Töpfer war von 1987 bis 1994 Bundesumweltminister und hatte in dieser Zeit wesentlichen Anteil daran, dass der Grüne Punkt und die Gelbe Tonne Wirklichkeit wurde. „Wir waren in der Entwicklung der Kreislaufwirtschaft Weltmarktführer und haben das deutsche Modell in viele Länder exportiert“, berichtete Töpfer. „Endlich wurde über Ressourcen und Rohstoffe gesprochen, darüber, dass und wie wir sie bewahren müssen.“

Trotz aller Rückschläge und der immer größer werden Dringlichkeit von Lösungen blickt der ehemalige Exekutivdirektor der Vereinten Nationen optimistisch in die Zukunft. „Wenn Sie 84 Jahre alt sind und das ein Leben lang gemacht haben, dann können sie sich Pessimismus gar nicht mehr vorstellen. Ich bin aber nicht optimistisch um des Optimismus willen, sondern weil genau so gute Ideen vorankommen.“ Und damit schloss sich noch ein weiterer Kreis beim „Circular Valley Forum“.