Finanzen Die Inflation frisst das Ersparte – was tun?
Knapp 41 Punkte. Mit diesem Stand ging der US-Aktienindex Dow Jones an den Start. Das war am 26. Mai 1896 – und kurz vor dem runden Geburtstag 125 Jahre später liegt das Börsenbarometer um die Marke von 35.000 Punkten. Das zeigt deutlich: Die Investition an der Börse ist zwar nicht ohne Risiko, das Potenzial allerdings ist groß.
Dies ist eine wichtige Nachricht für alle, die mit ihrer Vermögensanlage ihr Geld vermehren wollen – und wer will das nicht? Wer dabei aber auf klassische Verzinsung setzt, hat ein Problem: Zinsen für Sparanlagen gibt es praktisch nicht mehr. Dafür hat die Europäische Zentralbank EZB mit ihrer rigorosen Null-Zins-Politik gesorgt, die in der Finanz- und Euro-Krise ihren Anfang nahm.
Darauf folgte die Corona-Krise mit weiter steigender Staatsverschuldung und noch größerer Notwendigkeit, die Wirtschaft mit billigen Krediten anzukurbeln – deshalb wird sich wohl an der EZB-Politik auf absehbare Zeit nichts ändern.
Die Vorsichtigen verlieren
Keine Zinsen zu bekommen, sei schon bitter für Sparer, unterstreichen die Fachleute des Finanzberaters tecis. Doch tatsächlich sei die Lage noch schlimmer: Wegen der Inflation gehe den Sparern jeden Tag aufs Neue ein kleiner Teil ihres Vermögens verloren. Sie bemerken den Verlust an Kaufkraft nur nicht so leicht wie an der Supermarktkasse oder an der Tankstelle. Doch er betrifft auch das Geld auf dem Konto, und das gerade bei den vorsichtigen Anlegern, die vor allem auf Spar-, Giro- oder Festgeldkonten setzen. Immerhin liegt die Teuerungsrate so hoch wie seit fast zehn Jahren nicht mehr.
Aktienmarkt bietet Renditechancen
Angesichts dieser Lage wird der Aktienmarkt auch für die Deutschen immer interessanter, die dieser Form der Kapitalanlage bislang eher skeptisch gegenüber stehen. Eine auf die ganze Welt ausgerichtete Investition in Aktien brachte in den vergangenen zehn Jahren eine durchschnittliche Rendite in Höhe von mehr als neun Prozent – nach Abzug der Inflation. Entscheidend ist dabei der Zeitraum: „Wer an der Börse spekuliert, um reich zu werden, geht oft pleite. Wer hingegen investiert, um langfristig eine gute Rendite zu erzielen, wird oft reich.“
Gesagt hat dies ein gewisser Charles Henry Dow: Als Herausgeber des „Wall Street Journal“ entwickelte er den nach ihm benannten Börsenindex. Dieser hat auf seinem 125 Jahre langen Weg unter anderem zwei Weltkriege, zwei Pandemien und 25 Rezessionen überstanden. Die Rückschläge waren teils heftig, aber die Kurse erholten sich jedes Mal nicht nur, sondern stiegen weiter. Diese langfristige Perspektive macht den Unterschied. Dennoch ist die Börse nicht für jeden das Richtige: Anleger müssen sich – am besten im Gespräch mit Experten – darüber klar werden, welches Risiko sie eingehen wollen und wie sie dieses möglichst breit streuen.
Der Verlust kommt schleichend
Risiko ist genau das, was Zinsanleger eigentlich vermeiden wollen. Doch viel zu oft haben sie ihr Erspartes bei Bank-, Staats- und Währungspleiten verloren. Deutschen Sparern passierte dies zwei Mal während der Lebenszeit des Dow Jones, und auch jetzt sind sie wieder auf dem Weg dahin – allerdings nicht mit einem großen Knall, sondern schleichend.