Top Wuppertal Großes Kino im "kleinen" Steinbruch

Wuppertal · Vor wenigen Wochen kam der "Spielmacher" mit Frederick Lau ins Kino. Einige spektakuläre Spielszenen wurden im Steinbruch Osterholz der Kalkwerke Oetelshofen gedreht. Den vermarktet Till Iseke mit seiner Firma "DeinSteinbruch" für Filmdrehs und Events.

Till Iseke: "Für mich war das hier immer schon ein großer Spielplatz …"

Foto: Mikko Schümmelfeder

Ein Gerangel zwischen zwei Typen. Der eine wirft den anderen auf eine Matratze und verschwindet in die Nacht. Direkt nebenan: die Steinbruchkante. Ringsum ein Gewusel von Leuten mit Kabeln in der Hand und mittendrin die Kamera. Würde nicht einer irgendwann die legendäre Klappe in der Hand halten — man wüsste nicht genau, wann jetzt eigentlich was passiert.

Am Ende ist die Matratzenszene im Kasten und Till Iseke (28) hat zwei Nachtschichten hinter sich. Der Firmengründer von "DeinSteinbruch" ist zufrieden. Alles lief perfekt, nach beinahe 48 Stunden Nonstop-Wochenend-Filmdreh können in der Grube Osterholz wieder die Bagger rollen.

Längst ist das, was dort jenseits des Firmenalltags zuweilen Halt macht, ganz großes Kino. Wim Wenders, Elton und Frederik Lau: Sie alle haben in der Grube Osterholz schon mal über die Klippen geschaut. Der eine für seine Hommage an Pina Bausch, Elton für eine Kinderserie und Frederick Lau als Hauptdarsteller beim "Spielmacher", die vor ein paar Wochen im Kino angelaufen ist. Immer mittendrin: Till Iseke, der mit seiner Firma "DeinSteinbruch" die Grube als Eventschauplatz vermarktet.

Wenn die monströsen Radlader verschwunden sind, kommt die Zeit der Kamera-Teams.

Foto: Mikko Schümmelfeder

"Das war anfangs nur ein Kleingewerbe", erinnert er sich an seinen Besuch im Rathaus, wo er für die Gewerbeanmeldung ein paar Euro auf den Tisch legte. Daraus wurde schnell eine Erfolgsgeschichte und mittlerweile hat er Routine im Umgang mit Filmproduzenten und Werbeagenturen, die das bizarre Ambiente als perfekte Kulisse entdeckt haben.

Angefangen hatte alles vor mehr als zehn Jahren mit einer ganz großen Geschichte. Damals hatte Red Bull mit den "X-Fighters" an die Tür geklopft. "Wir haben einfach die Schranke aufgemacht und die Leute reingelassen", erinnert sich Till Iseke an die gigantische Motorradshow.

Was danach passierte, darf man sich so vorstellen: Schon Wochen vor dem Event rauschte eine gigantische Crew im Dorf an. Riesige Aufbauten, eingezäunte Felder und ein Kalkwerk, in dem der Ausnahmezustand herrschte: Das war eine Erfahrung, die auch ihre Schattenseiten hatte. In der einen Ecke wurde Kalk abgebaut, in der anderen nahm der Trubel rings um die Show seinen Lauf.

Wie in einem Querschnitt gibt der Steinbruch Aufschluss über die verschiedenen Gesteinsschichten.

Foto: Mikko Schümmelfeder

Bei den Schölleranern stellte sich ein Wochenende lang inmitten Tausender Besucher nahezu Woodstock-Feeling ein. Und am Ende blieb bei den Kalkwerken die Erkenntnis: So können wir das nicht machen. Der Abbau muss ungestört weitergehen, die Anwohner sollen nicht überrollt werden und mittlerweile gibt es längst zu viel Bürokratie, um sowas quasi nebenher abzuwickeln.

Daher sieht sich Till Iseke auch als Vermittler zwischen der Kreativbranche und dem Firmenalltag. Für die notwendigen Genehmigungsverfahren holt er Umweltschützer ebenso mit an den Tisch wie die Bezirksregierung. Etliche Filmdrehs von "Alarm für Cobra 11" hat er gerade hinter sich. Explodierende Autos, die von den Klippen stürzen, sind dabei schon beinahe der Klassiker.

Auch die Crew von "Wishlist" hatte sich für die zweite Staffel angemeldet. Die Wuppertaler Filmemacher haben es mit ihrer Internet-Mysterie-Serie bekanntlich bis zum Grimme-Preis und zum Deutschen Fernsehpreis geschafft. Und während die Hauptdarsteller durchs Bild laufen, schaut man im Hintergrund immer wieder auf die Grube Osterholz.