Historisches Zooviertel Großstädtisch wie in Köln oder Paris
Wuppertal · Sein Ambiente ist in Büchern verewigt. Seine Villen und Straßenzüge füllen diverse Aktenordner der Denkmalbehörde. Das "Zooviertel" schreibt längst nicht nur Geschichte, sondern auch Geschichten.
Und die wurden nun einmal mehr erzählt beim Rundgang durchs architektonische Kleinod, zu dem Uwe Haltaufderheide eingeladen hatte. Der städtische Denkmalschützer wird nicht müde, durchs Viertel zu flanieren und all das zu erzählen, was die meisten der Mitwanderer noch gar nicht wussten. Im Schlepptau diesmal auskunftsfreudige Nachbarn wie Reinald Schäfer, der in Sichtweite zum Märchenbrunnen wohnt. An den heißen Sommertagen sei er unentwegt dorthin gelaufen, um die Blumen zu gießen. Am Brunnen fehlen einige Skulpturen, deren künstlerische Rekonstruktion in Auftrag gegeben werden soll. Fünf Sichtachsen, die von dort in die Straßenzüge hinein führen: Das sei wie in Paris oder Köln, also nahezu großstädtisch. Solchen Viertelgeschichten zu lauschen ist wunderbar.
Dann ging´s weiter, an den Villen vorbei und immer wieder begleitet von sachkundigen Standortbestimmungen. Uwe Haltaufderheide warb leidenschaftlich für den Erhalt dieses Denkmalschutzbereichs. Nun ja, das ist wohl auch sein Job. Aber dass allein ist es nicht. Hier brennt jemand für die Sache — wohlwissend, dass die Denkmalbehörde oft als Hemmschuh ambitionierter Hauseigentümer wahrgenommen wird. "Das läuft hier eigentlich ganz gut", beantwortet Uwe Haltaufderheide die Frage nach dem Beziehungsstatus. Die Leute kämen zu ihm, um nach Rat zu fragen. Spielhäuser, Balkone oder moderne Zäune: All das ist genehmigungspflichtig und oft nicht erlaubt. Wird trotzdem herumgewerkelt, flattert ziemlich bald der Bescheid über ein Ordnungsgeld ins Haus und die heimlichen Konstruktionen müssen zurückgebaut werden.
Es gebe aber durchaus Gestaltungsspielräume — so wie bei diesem Balkon an einem der Eckhäuser an der Jägerstraße/Ecke Walkürenallee. Dort habe man einem Hauseigentümer eine Balkonaufstockung erlaubt, die selbstverständlich nur mit Auflagen genehmigt wurde. Im Gegenzug wurde ein historischer Zaun restauriert, 50.000 Euro soll so etwas kosten. "Irgendwann ist die Grenze des Knebelns erreicht, da muss man auch schon mal Zugeständnisse machen", räumt Uwe Haltaufderheide ein. Man könne aus dem Zooviertel nun mal keine Museumslandschaft machen. An besagter Kreuzung fällt auch noch das hier ins Auge: Straßenschilder allerorten! Aufgestellt und von der Denkmalbehörde zähneknirschend abgenickt: Dass man sich zuweilen fühlt wie in Schilda, weiß auch Uwe Haltaufderheide. Man schaue aber auch da genau hin. Ohne Genehmigung einfach aufstellen? Das geht gar nicht! Gänzlich verhindern lasse sich das alles dennoch nicht.
Gleich nebenan der Bahnhof, aus Sicht des Denkmalschützers ein "völlig unaufgeräumter Straßenraum." Altkleidercontainer, Litfaßsäule und vis-à-vis die Speisekarte und diverse Sonnenschirme eines Restaurants: Aus denkmalschützerischer Sicht ist sowas der klassische Super-Gau. "Ein Sammelsurium an Gedöns": Schlechter kann ein Urteil eigentlich nicht ausfallen.
Mit Kritik spart Uwe Haltaufderheide auch nicht beim Blick auf das Zoo-Empfangsgebäude. Einerseits werde es ohne Türen auf der Vorderseite und direkten Zugang zum Zoo seinem Namen einfach nicht gerecht. "Dass für den Eingang ein Nebengebäude gebaut wurde, versteht kein Mensch", sagt er kopfschüttelnd. Das streng klassizistische Gebäude sei dazu auch noch in einem schlechten Zustand und kein Ruhmesblatt für die Stadt und die Denkmalbehörde.
Magengrummeln bekommt der Denkmalschützer auch noch an ganz anderer Stelle. Das Zoo-Stadion sei in den Fokus ambitionierter Investoren gerückt - und das auf eine Weise, die dem Denkmalschutz nicht gefallen könne. "Darüber werden wir noch sprechen müssen", kündigt Uwe Haltaufderheide an.