Uellendahler Pfarrer Niklas Schier Zocken für Jesus: Gaming als Türöffner
Wuppertal · „Willste zocken? Komm in die Kirche!“ Mit dieser provokanten Aufforderung lud Niklas Schier, Pfarrer in der Gemeinde Uellendahl-Ostersbaum, zur Pfingstwerkstatt „KirchenMorgen“ nach Solingen ein.
„Videospiele ermöglichen sehr schnelle und intensive Kontakte zu Kirchenfernen“, ist Pfarrer Niklas Schier überzeugt. An zwei Tagen baute er in der Atmosphäre einer LAN-Party ein klassisches Beef-Setting auf, in dem sich die Besucherinnen und Besucher in verschiedenen Videospiel-Disziplinen gemessen haben. „Es geht auch darum, wie man biblische Inhalte zocken kann“, verrät Schier, der sich selbst gerne als Gaming-Nerd beschreibt.
Niklas Schier hat in seinem Spezialvikariat in Hessen-Nassau sechs Monate lang in pfarramtlicher Rolle Videospiele gestreamt „Dabei hatte ich viele Gespräche mit Menschen, die ich sonst nie erreicht hätte.“ Viele von ihnen seien sogar eher kirchenfeindlich eingestellt gewesen. „Trotzdem hatte ich als Pfarrer sehr intensive Begegnungen mit ihnen, teils sind sogar seelsorgliche Kontakt daraus entstanden. Aber über die Videospiele sind wir überhaupt erst aufeinandergetroffen.“
Bösartigen Gegenwind hat er noch nie bekommen – im Gegenteil. „Natürlich gibt es mal einen blöden Spruch. Aber wenn ich entsprechend kontere, ist alles o.k. Ich habe sehr offene und tiefgreifende Gespräche mit Menschen, die Kirche noch nicht einmal nahestehen. Da geht es um die Erbsünder oder um die Diskussion rund um das Thema Organspende.“
Das Programm beim Kirchenmorgen am Samstag und Sonntag war offen geplant – angesprochen waren ausdrücklich Menschen, die mit Kirche nichts oder nur wenig am Hut haben, die aber gerne zocken.
Schier hat für „Zocken mit Jesus“ Videospiele „mit Partyfaktor“ vorbereitet, die in kleinen Gruppen gemeinsam gespielt werden können wie „Mario Party“ oder „Mario Kart“. Über das Spiel können sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer tagsüber Punkte verdienen, die dann abends bei so genannten „Pen und Paper“-Tischrollenspielen eingesetzt werden können. So können beispielsweise Punkte eingelöst werden für Charakterintelligenz oder soziale Kompetenz – Talente, die der verkörperte Charakter haben soll. Die Rollenspiele basieren auf einem biblischen Motiv.
Der Workshop fand in der Lukaskirche in Solingen statt. Dadurch war der kirchliche Rahmen für Niklas Schier von vorneherein gesetzt. „Fragen und Kritik kommen in der Regel von selbst. Erfahrungsgemäß kommt das Thema automatisch auf kirchliche Themen – schließlich befinden wir uns in einem Gotteshaus und ich bin Pfarrer“, sagt Schier und lacht.
Warum sich die Teilnahme am Workshop lohnt? „Gott liebt die Nerds. Und die Nerd-Kultur kommt in unserer Kirche etwas zu kurz und das ist schade“, sagt Niklas Schier.