Fußball Jede Menge Ärger und Frust

Wuppertal / Solingen · Nach einer brutalen Schlägerei auf dem Sportplatz an der Linde in Ronsdorf Ende Mai hat das Sport- und Bäderamt zwei Beteiligte gesperrt.

Auf dem idyllisch gelegen Platz an der B 51 spielten sich hässliche Szenen ab.

Foto: Rundschau

Einer darf bis Ende 2021 keine städtische Sportanlage mehr betreten, gegen einen weiteren gilt das Verbot bis Ende 2019. Das teilt die Wuppertaler Stadtverwaltung mit.

Hintergrund ist eine Massenprügelei nach einem Spiel zwischen dem SV Jägerhaus Linde und Vatanspor Solingen am 28. Mai. Den bisherigen Ermittlungen zufolge hatte womöglich schlicht das Spielergebnis den gewalttätigen Tumult ausgelöst. In der Begegnung führte Vatanspor zunächst lange mit 1:0. Jägerhaus drehte erst in der Verlängerung das Ergebnis durch zwei Treffer.

Laut Staatsanwaltschaft bangte ein 50 Jahre alter Betreuer des Wuppertaler Fußball-Bezirksligisten Jägerhaus Linde vorübergehend sogar um das Licht auf einem Auge. Er soll durch einen Faustschlag schwere Brüche im Gesicht erlitten haben. Inzwischen sei aber wohl absehbar, dass der Heilungsprozess gut verlaufen werde. Der Mann habe weiter mit den Folgen der mutmaßlichen Tat zu kämpfen. Eine weitere Person, ein Spieler, soll leichter verletzt worden sein.

Der Anklagebehörde zufolge richten sich die Ermittlungen wegen gefährlicher Körperverletzung gegen drei Personen, die der Solinger Seite zuzuordnen seien.

Zu den mehrjährigen Platzsperren für zwei Beschuldigte erläuterte der städtische Sportdezernent Matthias Nocke in der Ratssitzung am Montag: "Das sind die härtesten Sanktionen, die die Stadt jemals verhängt hat."

Zuvor hatte ein Verbandssportgericht des Fußballverbandes Niederrhein Sperren gegen zwei Spieler des Solinger Vereins verkündet und ihren Verein mit einer Geldstrafe belegt.

Ein erstes Urteil gegen die Solinger milderte es ab. Linde kritisierte das Sportgericht in einer Stellungnahme dafür scharf.

Wir veröffentlichen hier Auszüge der Begründung des Linde-Vorsitzenden Jörg Blaschke, nicht in Berufung zu gehen: "Letztlich haben uns unsere Gefühle dazu bewogen, vor allem die unseres bis heute an den Folgen der Verletzung leidenden Dirk K., dass wir kein drittes Mal die hässlichen Szenen der brutalen Gewalteskalation von Zuschauern und Spielern des Vereins Vatanspor Solingen in einer weiteren Berufungsverhandlung durchleben wollten. Zumal wir auch nur noch geringes Vertrauen in eine möglichst objektive Urteilsfindung der Sportgerichte des deutschen Fußballverbandes besitzen. (...) Wir erleben und hören auf unseren Sportplätzen, in den letzten Jahren verstärkt in unteren Spielklassen, von massiven Beleidigungen, rassistischen Entgleisungen, körperlicher Gewalt von Zuschauern gegen Spieler und Schiedsrichtern und von Spielern untereinander. Mit diesem milden Urteil konterkariert sich der Fußballbund in seinen sonst so starken Aussagen und Werbeaktionen für Fairplay und gegen Gewalt im Fußball selbst! Wie sollen wir als Vereinsverantwortliche unseren vielen ehrenamtlichen Mitarbeitern und Sportlern ein solch mildes Urteil erklären? Können brutale Zuschauer und Spieler in Zukunft immer mit Milde und Nachsicht bei Sportgerichten rechnen? Werden uns die wenigen Zuschauer in Zukunft wegen der Angst vor brutalen Entgleisungen nun auch noch ausbleiben? Wenn man die weinenden Kinder und Mütter am Spielfeldrand hat stehen sehen, kann man verstehen, wenn sie künftig wegbleiben werden. Aber unsere Hoffnung geben wir dann doch noch nicht ganz auf, dass den Vereinen, die dauerhaft ihre Sportler und Zuschauer nicht im Griff haben, die rote Karte nicht nur droht, sondern auch ausgesprochen und somit die Vereins-Lizenz entzogen wird. Dazu gehört sicherlich Mut, aber ohne diesen Mut müssen wir fairen Vereine uns weiter und vermehrt als Nazis beschimpfen und auf das Gesicht kloppen lassen."