Handball-Bundesliga: Sonntag in Hannover BHC-Coach Hinze und die „Riesen-Herausforderung“

Wuppertal / Solingen · Nach den beiden Auftaktsiegen ist der Handball-Bundesligist Bergischer HC am Sonntag (19. September 2021) ab 16 Uhr bei der TSV Hannover-Burgdorf gefordert. Waren die Löwen gegen die Aufsteiger Lübbecke und Hamburg als Favorit ins Spiel gegangen, befinden sie sich nun in der Rolle des Außenseiters – wie ein Blick auf die Historie verdeutlicht.

Sebastian Damm beim Heimsieg gegen den HSV Hamburg,

Foto: Dirk Freund

Acht Mal traten die Bergischen in Hannover an. Beim allerersten Mal verließen sie das Feld als Sieger. Es folgten sechs zumeist klare Niederlagen und in der vorigen Saison eine unvergessliche Partie, in der die Löwen 70 Sekunden vor Schluss erneut wie die Verlierer aussahen, dann aber blitzschnell noch drei Mal trafen und mit 30:30 das Feld verließen.

„Es ist schon auffällig, dass eigentlich immer das Heimteam in unseren Spielen gegen Hannover den Vorteil hat“, sagt Trainer Sebastian Hinze mit Blick auf die exakt umgekehrte Bilanz, wenn die Partien im Bergischen Land stattfanden. So gewann der BHC die vergangenen fünf Partien in Solingen oder Wuppertal.

„Wir wissen natürlich noch, was wir zuletzt gegen Hannover gut gemacht haben, aber es spielt für die Begegnung am Sonntag eine untergeordnete Rolle. Es hat sich doch zu viel verändert“, meint Hinze. „Für uns wird es wichtig sein, dass wir Kontrolle über unser eigenes Spiel haben. Wir müssen der gegnerischen Abwehr immer wieder neue Aufgaben stellen, brauchen viel Mut und Bewegung.“

Von der Hannoveraner Verteidigung ist der BHC-Coach überzeugt. „Nach nur einem Saisonspiel kann man es noch nicht ganz sicher sagen, aber ich habe das Gefühl, die Mannschaft hat eine noch kompaktere Deckungsvariante dazubekommen. Außer in der 6:0-Variante sind sie auch in der 3:3-Formation gut, haben zum Beispiel in der zweiten Halbzeit gegen die Rhein-Neckar Löwen so agiert.“ Das TSV-Auftaktspiel ging zwar mit 24:28 verloren, doch ihr Potenzial hat die Mannschaft gezeigt.

„Die Qualität des Gegners stellt uns vor eine Riesen-Herausforderung. Das ist völlig klar“, sagt Hinze. „Wir waren jetzt zwei Mal Favorit, am Sonntag kann man davon nicht sprechen.“ Zuversichtlich ist der Coach angesichts der jüngsten Leistungen aber dennoch. „Wir waren sehr stabil gegen Hamburg - gerade in der Abwehr und im Positionsangriff. Da ist es dann auch gut, wenn die Abschlussquote in weiten Teilen passt.“ Ziel ist, daran in Hannover anzuknüpfen: „Aber mit Evgeni Pevnov und Bastian Roscheck im Innenblock ist das natürlich noch mal etwas anderes.“

Letztgenannter ist einer von zwei Zugängen, die Christian Prokop im Sommer integrieren musste. Der ehemalige Bundestrainer ist seit dieser Saison für die sportlichen Geschicke der TSV zuständig, nachdem Carlos Ortega zum FC Barcelona gewechselt ist. Auch Prokop wird den Hannoveranern gewiss eine neue Note geben. Gleiches gilt für Jonathan Edvardsson, den zweiten Zugang. Der 24-Jährige war wertvollster Spieler der schwedischen Liga und hat im ersten Saisonspiel einen guten Eindruck hinterlassen. „Er hat viele Akzente gesetzt, ist gut im Eins-gegen-Eins, aber es gibt natürlich noch Timing-Probleme im Zusammenspiel so früh in der Saison“, weiß Hinze.

Mit der Entwicklung seines eigenen Teams ist der Coach im Übrigen sehr zufrieden. Simen Schönningsen hat insbesondere gegen den HSV ein sehr gutes Spiel im rechten Rückraum gemacht, das Torhüter-Gespann mit Christopher Rudeck und Tomas Mrkva hat konstant funktioniert, und das BHC-Prunkstück - die Abwehr - war in beiden Partien Grundstein zum Sieg. „Tempospiel werden wir natürlich immer brauchen, nur wenn es so gut im Positionsangriff läuft wie zuletzt kann es sinnvoll sein, weniger Risiko zu gehen. Wie wir das in Hannover machen, hängt also stark vom Spielverlauf ab.“