Fußball-Regionalliga Die ersten WSV-Schritte auf dem neuen Weg

Wuppertal · „Wir bekommen eine schlagkräftige Mannschaft zusammen“, hatte Gaetano Manno, der Sportliche Leiter des Fußball-Regionalligisten Wuppertaler SV, nach dem Ende der vergangenen Saison trotz der bevorstehenden erheblichen Etatkürzung versprochen. Inzwischen ist der Kader komplett, nur ein Außenverteidiger kommt eventuell noch. Also: Trifft Mannos Ankündigung zu? Eine Analyse.

 Szene mit Stürmer Pedro Cejas (re.).

Szene mit Stürmer Pedro Cejas (re.).

Foto: Dirk Freund

Stimmen die Zahlen, ist der Einschnitt erheblich. Rund 1,8 Millionen Euro standen in der vergangenen Saison für die erste Mannschaft des WSV zur Verfügung, nun sind es offenbar nur 900.000 Euro. Hört sich immer noch nach viel Geld an, ist es aber nicht, wenn man bedenkt, dass damit nicht nur die 24 Spieler inklusive Abgaben bezahlt werden müssen, sondern auch das Trainerteam, das weitere Umfeld und alle anderen für den Spielbetrieb notwendigen Posten. Und vor allem dann, wenn man das Anspruchsdenken in Wuppertal berücksichtigt. Mittelmaß interessiert hier niemanden.

Und so war Manno klar, dass er ein Team aufbieten muss, dass zumindest im oberen Drittel mit dabei ist, das, wie er sagt, „viele ärgern kann“. Er hat wochenlang intensiv daran gearbeitet. Ein Blick auf die einzelnen Mannschaftsteile zeigt, dass das gelingen könnte. Krystian Wozniak ist ein guter Torwart, in der Abwehr haben etwas Niklas Dams, Vincent Gembalies und Oktay Dal mindestens Regionalliga-Erfahrung, im Mittelfeld beispielsweise Marco Terrazzino, Riccardo Grym, Oguzhan Kefkir, Semir Saric und die Munsters-Brüder, offensiv Kevin Hagemann, Beyhan Ametov und Pedro Cejas. Hinzu kommen viele Talente mit Potenzial.

Trotzdem tritt Trainer René Klingbeil, der seine nicht einfache Aufgabe sehr akribisch angegangen ist, zurückhaltend auf, allerdings auch nicht bremsend. Die drei Testspiel-Siege mochte er nicht überbewerten. Wohlwissend, dass die Gegner Oberligisten waren, die zudem insgesamt fünf Treffer erzielten, und die Aufgaben anspruchsvoller werden. Es liege noch viel Arbeit vor der Mannschaft, hob der 43-Jährige, der auf Disziplin und Teamgeist setzt, nach dem 4:2 gegen Ennepetal warnend den Finger. Und das zu Recht. Was zählt, ist allein die Liga. Und da werden die Karten komplett neu gemischt.

Der WSV, der das Team der Spielzeit 2023/24 nur etwas hätte verstärken müssen (aber finanziell nicht konnte), um realistische Aufstiegschancen zu haben, muss ab dieser Saison einen neuen Weg gehen. Auf dem Rasen, wo Klingbeil vermehrt die A-Junioren einbinden will, und abseits davon. Nur mit seriöser Arbeit kann die Wirtschaft in Wuppertal überzeugt werden, künftig wenigstens etwas mehr zu geben oder gar wie andernorts eigene Vertreter in die Gremien zu schicken – wenn überhaupt. Bislang ist das eine reine Zukunftsvision.

Ob die Fußballfans über den harten Kern hinaus den neuen Realismus honorieren, ist offen. Aber keinesfalls ausgeschlossen. Immerhin passierten zuletzt im Schnitt 2.863 Zuschauerinnen und Zuschauer die Stadiontore. Im Rahmen der Wuppertaler Möglichkeiten und Verhältnisse war das eine sehr ordentliche Zahl.