Fußball-Regionalliga WSV – der Tag danach
Wuppertal · Wie geht es weiter beim Fußball-Regionalligisten Wuppertaler SV? Das ist die große Frage einen Tag nach der turbulenten Pressekonferenz, auf der der Verein im Stadion am Zoo ein erneutes finanzielles Defizit und die Trennung von Sportdirektor Manuel Bölstler verkündete. Eine Analyse.
Drohende Insolvenz: 100.000 Euro muss der Verein bis Montag auftreiben, um nicht einen Insolvenzantrag stellen zu müssen. Das könnte klappen. Vorstandssprecher Alexander Eichner gab bekannt, dass Angebote über 175.000 Euro vorliegen. Nun geht es noch um die formaljuristische Abwicklung. Ein offenes Geheimnis ist, dass einer der potenziellen Geldgeber der langjährige Vorsitzende Friedhelm Runge ist. Nach Rundschau-Informationen erwägt der neue Vorstand auch die Ausgliederung der ersten Mannschaft in eine Spielbetriebs-GmbH oder ein anderes Konstrukt. Entsprechende Pläne sollen auf der Jahreshauptversammlung am 8. April vorgestellt werden. Dort geht es dann auch im die Entlastung des ehemaligen Vorstandes.
Schieflage: Weiterhin unklar ist, warum dem WSV bis zum Saisonende erneut mindestens 200.000 Euro fehlen – obwohl die Spendenaktion (Crowdfunding) und Einsparungen (unter anderem Abgang von sieben Spielern, darunter Torjäger Christopher Kramer) zu Beginn des Jahres mehr als 250.000 Euro eingebracht hatten. Vorstandsmitglied Maria Nitzsche, zugleich kaufmännische Leiterin, lobte zwar die Zusammenarbeit mit dem beaufragten Consulting-Unternehmen. Offenbar gab es aber seitens des Vereins erhebliche Fehleinschätzungen in der Kalkulation. Bereits auf der Pressekonferenz begann der Streit über die Frage, wer dafür verantwortlich ist. Der ehemalige Verwaltungsrat Bernd Gläßel warf die Frage in den Raum, ob dem Gremium falsche Daten vorgelegt worden seien. Auch Jürgen Harmke stellte kritische Fragen. Das dürfte auf der Jahreshauptversammlung nicht anders werden.
Führungsgremium: Eichner appellierte eindringlich, dass der Verwaltungsrat ab dem 8. April mit viel Kompetenz ausgestattet sein müsse. Nach den insgesamt acht Rücktritten (Vorstand / Verwaltungsrat) Ende Februar hatten sich Fans zur Verfügung gestellt, damit die Gremien wieder handlungs- und geschäftsfähig sind. Gefragt sind künftig – wie in jedem anderen Verein – Personen mit Kontakten und wirtschaftlichem Hintergrund.
Manuel Bölstler: Nach Rundschau-Beobachtung erklärten die Vorstände Maria Nitzsche und Melanie Drees dem Sportvorstand kurz vor Beginn der Pressekonferenz, dass die Zusammenarbeit mit sofortiger Wirkung beendet sei. Vorstandssprecher Alexander Eichner war nicht zugegen. Noch nicht bekannt ist, ob die Begründung etwa - wie in solchen Fällen üblich - „fehlendes Vertrauensverhältnis“ lautet oder aber anderes angeführt wurde. Auf der Pressekonferenz gab Eichner bekannt, dass die Entscheidung sowohl im Vorstand (3:0) als auch im Verwaltungsrat (13:0) einstimmig gefallen sein. Es handelt sich um eine fristlose Kündigung. Bölstler hat seinen Anwalt Horst Kletke mit der Wahrung seiner Interessen beauftragt. Unter anderem geht es darum zu klären, ob die fristlose Kündigung juristisch haltbar ist. In diesem Fall liefen keine neuerlichen Kosten auf. Wenn nicht und der Vertrag (entweder bis 2020 oder bis 2022) läuft, müsste der WSV weiterzahlen – oder sich mit Bölstler auf eine Abfindung einigen.
Trainer: Adrian Alipour (Vertrag bis Sommer 2020) und sein Assistent Georgios Tatsis bleiben zunächst bis zum Saisonende. Das hat Eichner offiziell bestätigt. Oberstes Ziel sei es, die Klasse zu halten. Dafür soll auch der neue (bis Sommer ehrenamtlich arbeitende) Sportdirektor Karsten Hutwelker sorgen. Mehr denn je schwebt aber der Name Sven Demandt (Gladbach II, Wehen-Wiesbaden, RW Essen) als Chefcoach ab Sommer 2019 über dem Stadion am Zoo. Er (und möglicherweise ein Assistent) soll demnach extern finanziert werden.
Perspektive: Große Hoffnung setzt der WSV in den Pokalwettbewerb – und die Qualifikation für den lukrativen DFB-Pokal. Einfach wird das aber nicht. Zwar findet das Niederrhein-Halbfinale am 10. April gegen den Oberligisten 1. FC Monheim im Stadion am Zoo statt. Im Falle eines Sieges wartet dann aber Drittligist KFC Uerdingen oder Regionalligist RW Essen. Die Krefelder sind derzeit von Drittliga-Platz vier (der die direkte Qualifikation für den DFB-Pokal beinhaltet und den Startplatz an den Finalgegner weiterreichen würde) weit entfernt. Der KFC (Vereinsfarben ebenfalls Rot und Blau) steckt zwar in keiner Finanz-, dafür aber in einer sportlichen Krise – die in der Entlassung des erst Anfang Februar verpflichteten Trainers Norbert Meier gipfelte.