Interview: BHC-Beiratsmitglied Jörg Föste zur Situation beim Handball-Bundesligisten Bergische Arena auf dem Weg
Wuppertal / Solingen · Imagemäßig steht Handball-Bundesligist BHC glänzend da, bekam sogar den Stadtmarketingpreis und arbeitet weiter an seinen Arena-Plänen. Sportlich läuft es dagegen nicht rund. Über alle drei Themen sprach Rundschau-Redakteur Roderich Trapp mit BHC-Beiratsmitglied Jörg Föste.
Rundschau: Glückwunsch zum Gewinn des Stadtmarketingpreises. Dass der an einen Sportclub geht, ist ein Novum. Sehen Sie das als Bestätigung Ihrer Philosophie?
Föste: Diese bedeutende Auszeichnung ist Anerkennung und Verpflichtung gleichermaßen. Der BHC steht nun in einer Reihe mit großartigen Einrichtungen wie dem Von der Heydt-Museum, dem Skulpturenpark, der Junior-Uni oder der Bergischen Universität. Dieser Kontext allein zeigt auf, welche Bedeutung dem Wirken des Bergischen HC mittlerweile beigemessen wird. Ja, dieser Preis ist eine Bestätigung für alle, die engagiert für die Idee eintreten, Spitzensport in Wuppertal und im Bergischen zu verankern.
Rundschau: Sie haben es an Ihren Stamm-Standorten Wuppertal und Solingen seit dieser Woche mit zwei neuen SPD-Oberbürgermeistern zu tun. Wie ist der Kontakt zu Andreas Mucke und Tim Kurzbach?
Föste: Andreas Mucke leitete eine der ersten Sitzungen, in denen es um das Thema Arenabau ging. Das war 2013. Und Tim Kurzbach hat uns bereits vor Jahresfrist bei Verhandlungen mit der Bezirksregierung in Düsseldorf begleitet.
Rundschau: Die Politik hat sich nach einigen Anlaufproblemen inzwischen ja auch ausdrücklich hinter die BHC-Pläne für eine Bergische Arena gestellt. Wie ist der Verfahrensstand?
Föste: Wir werden noch in diesem Monat das Bau-Leitverfahren der Arena Bergisch Land auf den Weg bringen. Bis Ende 2015 sollen dann die Förderanträge in Düsseldorf vorliegen. Mit einer Genehmigung rechnen wir dann in der ersten Jahreshälfte 2016.
Rundschau: Sportlich hat der BHC aktuell eine schwierige Phase. Wäre ein Abstieg in die 2. Liga der K.o. für die Arena-Pläne?
Föste: Unabhängig davon, dass wir fest davon überzeugt sind, diese Saison erfolgreich fortzusetzen: Auch Zweitligaspiele finden zurzeit vor über 5.000 Besuchern statt. Letztlich geht es darum, Nachhaltigkeit und Verlässlichkeit mit einem zeitgemäßen Komfort zu verbinden. Zu einer festen Größe werden wir nur mit einer entsprechenden Spielstätte. Am 27. Dezember werden wir in Köln erstmals vor deutlich über 10.000 Zuschauern ein "Heimspiel" austragen. Jedermann kann sich dann entweder vor Ort oder im TV ein Bild davon machen, was ein Handballfest ausmacht.
Rundschau: Das erste Saisondrittel in der Bundesliga war von permanenten Verletzungsproblemen geprägt. Aktuell liegen vier Spieler weiter auf Eis. Gibt es wirklich keine Gedankenspiele, personell noch nachzulegen?
Föste: Überlegungen gibt es immer, Entscheidungen nur einmal. Seit Saisonbeginn denken wir jeden Tag über die angespannte Personalsituation nach. Generell gilt unser Credo: Nachverpflichtungen nur bei langfristigen Ausfällen. Am Beispiel Kristian Nippes wird das Dilemma deutlich: Der erste Ausfall währte fünf Wochen. Überschaubar also. Kurz vor dem geplanten ersten Einsatz eine erneute Verletzung, Prognose fünf bis sechs Wochen Ausfall. Wäre die Prognose länger gewesen, hätten wir gehandelt. Nun steht er bald wieder zur Verfügung. Das Hauptproblem lautet in dieser Spielzeit, dass parallel viele Spieler auf unterschiedlichen Positionen in etwa gleich lang ausfallen. Dieses Phänomen könnten auch Spitzenteams wie die Rhein-Neckar Löwen unmöglich lösen, denn die Verfügbarkeit echter Alternativen ist während der Saison sehr gering.
Rundschau: Als es in der Saison 2013/14 eine lange Negativserie gab, haben Sie komplett gegen jedes "Gesetz" des Sports keine personellen Konsequenzen gezogen und damit am Ende Erfolg gehabt. Gibt das mit Blick auf die aktuelle Situation etwas mehr Gelassenheit?
Föste: 2013/14 war die Situation komplizierter — so kompliziert, dass sie hier in wenigen Worten nicht zu beschreiben ist. In der aktuellen Lage können wir die Ursache einfach benennen — sie heißt Verletzungspech. In beiden Fällen bleiben wir unserer Leitlinie treu: Gerade im Wind stehen und nicht gleich alles in Frage stellen, wenn die Ergebnisse einmal nicht stimmen. Dennoch sind wir stets auf der Hut. Gelassenheit ist sicher eine wertvolle Tugend. Wir werden sie aber nicht mit Gleichmut verwechseln.