Seilbahn-Debatte „Zahlen sind erstunken und erlogen“
Wuppertal · Die Seilbahngegner verschärfen ihre Tonart: Auf ihrer Jahreshauptversammlung griffen ihre Sprecher Politik und WSW frontal an.
Sie haben Gesprächsrunden einberufen, mehrmals Trassenbegehungen angeboten und durchgeführt, zahlreiche Einzelgespräche geführt und Informationsabende veranstaltet — alles, um das ihrer Meinung nach unsinnige Seilbahnprojekt bereits in der Planungsphase zu stoppen. Vergebens, vermutet Antonino Zeidler, alter und neuer Vereinsvorsitzender. Wenn der Rat der Stadt beschließt, dass die Seilbahnplanung in die nächste Runde geht, also das Planfeststellungsverfahren durchgeführt wird, dann bleibe dem Verein nur noch der Klageweg. "Derzeit wird noch im Mai mit einer Entscheidung gerechnet", sagt Zeidler, der allerdings nicht mit einem Ende der städtischen Seilbahnpläne rechnet. Und so würde der verein dann die Phase 3 des selbstgesteckten Handlungsplans einläuten, der den Klageweg vorsieht.
Dabei hatten viele Vereinsmitglieder lange Zeit mit dem Florett gegen die Seilbahnpläne gefochten, "um die Stadt mit sachlichen Informationen vor einer unsinnigen Entscheidung mit weitreichenden Folgen zu schützen". Doch diese Hoffnung hat Vereinsmitglied Ralf Geisendörfer mittlerweile fahren lassen. "Kein politischer Entscheidungsträger kann jetzt noch behaupten, dass er nicht über die Faktenlage informiert worden ist. Wir haben den Politikern die Chance gegeben, das Gesicht zu wahren, und das Projekt rechtzeitig zu stoppen. Jetzt geht es nur noch mit Gesichtsverlust", prognostiziert der frühere CDU-Stadtverordnete.
Das wichtigste Argument der Seilbahngegner, ein nahezu unkalkulierbares Finanzierungsrisiko mit möglichen Kosten über 100 Millionen Euro, könnten die Stadtwerke beziehungsweise die städtische Verwaltung umgehend entkräften. Das tun sie aber nicht, kritisiert Geisendörfer und greift, als müsse er den Blick schärfen, um sein Skript besser sehen zu können, zur Lesebrille. Tatsächlich aber schärft er seine Zunge: "Die Karten müssen auf den Tisch. Stattdessen präsentiert unser Oberbürgermeister bei vielen öffentlichen Veranstaltungen deutlich geringere Zahlen. Diese sind schlichtweg falsch, und dieses Verhalten ist unredlich. Mehr noch: Es ist erstunken und erlogen!" OB Mucke halte sich nicht an die Spielregeln. Zudem wirft er den Verantwortlichen der Stadtwerke vor, dass sie die Seilbahn lediglich wegen ihres Leuchtturmcharakters durchdrücken möchten, allen Vernunftgründen zum Trotz.
"In fünf oder sechs Jahren ziehen diese Menschen weiter. Denen fehlt der Bezug zu unserer Stadt", sagt Geisendörfer. "Wenden sie sich doch an unseren Kämmerer Johannes Slawig. Er wird auch noch in fünf Jahren unserer Kämmerer sein und dann in der Verantwortung stehen. In Zeiten, in denen wir überlegen, ob wir für die GWG weitere Millionen Schulden aufnehmen und Steuern erhöhen wollen, ist dieses Seilbahnprojekt schon finanziell eine ganz große Dummheit", mobilisiert Ralf Geisendörfer seine Vereinskollegen.
In den kommenden Wochen wird der Verein mit Werbe-Bannern wieder intensiver auf sich aufmerksam machen. Dabei hofft der Vorstand darauf, dass die von ihm recherchierten Argumente eine Klage gegen die Seilbahn doch noch unnötig machen.