Ehrung im Rathaus Vierter Wuppertaler Heimat-Preis verliehen
Wuppertal · Zum vierten Mal ist am Donnerstag (2. November 2023) in Wuppertal der „Heimat-Preis“ verliehen worden. Oberbürgermeister Uwe Schneidewind empfing die Vertreterinnen und Vertreter von „Decolonize Wuppertal“, „Die vier ambulanten Hospizdienste in Wuppertal“ und „Kraftvoll – Das Frauennetzwerk“ im Rathaus in Barmen.
29 Vereine oder Initiativen hatten sich beworben oder wurden vorgeschlagen. In ihrer Sitzung am 8. August hatte sich die Jury für drei Preisträger entschieden, die jeweils 5.000 Euro erhielten.
Die Stadt verleiht den „Heimat-Preis“ seit 2020. Die Auszeichnung gehört zum nordrhein-westfälischen Förderprogramm „Heimat. Zukunft. Nordrhein-Westfalen. Wir fördern, was Menschen verbindet.“ Die Preisträger und die Begründungen der Jury:
„Decolonize Wuppertal“
„Decolonize Wuppertal ist eine Gruppe engagierter Menschen, die das Ziel verfolgen, die Kolonial-Geschichte Wuppertals aufzuarbeiten. Ihr Motto ist dabei: ,Durch Geschichte Gegenwart begreifen und es zukünftig besser machen.“ Auf diese Art trägt die Gruppe entscheidend zu einer inklusiven und diskriminierungsfreien Gesellschaft bei. Sie bietet monatliche Stadtrundgänge an und entwickelt Bildungsmaterialien für Schulen und andere Bildungseinrichtungen zum Thema Kolonialismus und Wuppertal.
Dabei ist immer auch der Bezug zur Gegenwart wichtig. Auf diese Art leistet Decolonize Wuppertal einen wichtigen Beitrag dazu, dass gerade junge Menschen die Verbindung zwischen Kolonialismus und Rassismus, der heute noch allgegenwärtig ist, verstehen. Gerade in der heutigen Zeit kommt dem eine große gesellschaftliche Bedeutsamkeit zu. Für eine bunte und multikulturelle Stadt wie Wuppertal – mit einem 40-prozentigen Anteil von Menschen mit internationaler Familiengeschichte – ist es besonders wichtig, dass sich alle Menschen hier zuhause fühlen können. Die Arbeit von Decolonize Wuppertal ist dafür enorm wertvoll.“
„Die vier ambulanten Hospizdienste in Wuppertal“
(Hospizdienst des Caritas-Verbandes Wuppertal/Solingen, Förderverein für den Hospizdienst Die Pusteblume in der Diakonie Wuppertal, Christlicher Hospizdienst im Wuppertaler Westen, Hospizdienst Wuppertal Lebenszeiten.)
Sterbenden Menschen ein würdiges und selbstbestimmtes Leben bis zum Ende zu ermöglichen, das ist für die Gesellschaft enorm wichtig. In Wuppertal leisten die vier ambulanten Hospizdienste hierfür einen maßgeblichen Beitrag. Zur Sterbebegleitung gehört für die Hospizdienste auch, sich um die Überlebenden zu kümmern und ihnen in ihrer Trauer beizustehen.
Die vier ambulanten Hospizdienste in Wuppertal haben sich deswegen zusammengeschlossen und einen Trauerort geschaffen. Dieser liegt auf der Nordbahntrasse und ist einfach und barrierefrei zu erreichen. Zwischen den dort stehenden Bäumen ist ein Netz gespannt, das sinnbildlich für den gesellschaftlichen Zusammenhalt in Wuppertal steht. Es soll verdeutlichen, dass Trauer nicht alleine bewältigt werden muss, sondern von einer Gemeinschaft getragen werden kann.
An diesem Netz hängen unzählige Karten von Menschen, die trauern: um verstorbene Angehörige und Freunde, Haustiere, Menschen, die sie vermissen, aber auch Menschen, die sie nie kennenlernen durften.
Die Karten sind in verschiedenen Sprachen verfasst. Manche erkennbar von Kindern geschrieben. Das zeigt: Trauer ist vielfältig. Der Trauerort ist offen für alle Glaubensrichtungen und Kulturen. Es steht zudem eine Trauerbank am Trauerort, die regelmäßig von ehrenamtlichen Trauerbegleitern besetzt wird und ein niedriges Gesprächsangebot für Trauernde bietet. Mit dem Trauerort wurde ein wichtiger Ort des Gedenkens des Zusammenkommens geschaffen und ein wichtiger Beitrag für Solidarität und Trauerarbeit in Wuppertal geleistet.
„Kraftvoll – Das Frauennetzwerk“
„Kraftvoll – Das Frauennetzwerk ist ein Netzwerk aus Frauen unterschiedlichen Alters und mit unterschiedlichem Hintergrund. Es besteht seit 2018 und bietet Frauen einmal im Monat die Möglichkeit, sich zu treffen und auszutauschen. Das übergeordnete Motto lautet dabei: ,Verbinden, unterstützen, weiterbringen‘. Jede Frau ist im Netzwerk willkommen. Es richtet sich an alle Frauen, die Interesse haben, sich zu vernetzen, sich auszutauschen und gemeinsam in Wuppertal sichtbar zu werden.
Die Treffen sind kostenlos und finden zu unterschiedlichen Zeiten statt, um möglichst vielen Frauen unabhängig von ihrer sozialen Situation eine Teilnahme zu ermöglichen. Das Netzwerk ist im Hinblick auf Alter und Herkunft gemischt.
,Kraftvoll‘ gelingt es, Frauen zusammenzubringen und sowohl berufliche Partnerschaften, als auch persönliche Freundschaften entstehen zu lassen. Durch Beratung, Coaching und Austausch unterstützen die Frauen sich gegenseitig. Sie nutzen ihre Fähigkeiten und Kompetenzen, um sich gemeinsam oder gegenseitig weiterzubilden. Durch verschiedene, auch mediale Aktionen kann und konnte die Sichtbarkeit von Frauen in der Wuppertaler Stadtgesellschaft, und damit auch die Sichtbarkeit der besonderen Bedürfnisse von Frauen und immer noch bestehenden Hürden im Alltag wie im Beruf gesteigert werden.
Das Netzwerk erreicht kontinuierlich eine Vielzahl von Wuppertaler Frauen und schafft einen festen Ort auch für FLINTA (das steht für Frauen, Lesben, intergeschlechtliche, nichtbinäre, trans- und agender Personen).“