200. Geburtstag im Jahr 2020 in Wuppertal "Stolz wie Bolle" auf Engels

Wuppertal · Zwei Engels-Fans im Ruhestand sollen das Engels-Jahr kuratieren. Zur Arbeitsgruppe gehören zudem Vertreter von Wuppertal-Institut, Universität und Verwaltung. Erste Pläne sollen im Sommer vorgestellt werden.

Skeptischer Blick von Friedrich Engels: Wie wird man seinen Geburtstag 2020 feiern?

Foto: Rundschau

"Mitte des Jahres saß ich da und dachte: 2020 ist Engels-Jahr, aber es passiert mir zu wenig. Da habe ich einfach selbst die Initiative ergriffen und bin auf Herrn Illner und Herrn Schneidewind zugegangen." Diese Worte stammen von Rainer Lucas, der sich damit am Mittwoch im Kulturausschuss vorstellte.

Lucas (69), Ökonom, Betriebswirt und emeritierter Mitarbeiter des Wuppertal-Instituts, erhielt grünes Licht, sich offiziell mit dem Thema zu befassen und holte Mitarbeiter des Wuppertal-Instituts und der Universität sowie Vertreter der Stadt zu einem Arbeitskreis zusammen an einen Tisch — erarbeitete mit ihnen ein erstes Konzept für das Engels-Jahr, das nun dem Ausschuss vorgelegt wurde. Gemeinsam mit Hans-Dieter Westhoff, ebenfalls 69 und Marketingberater, soll er das Programm zum Engels-Jahr kuratieren. Dazu erhalten beide Werkverträge. Dritter im Bunde aus den Reihen der Verwaltung ist Marcus Issel, bisher Geschäftsführerverschiedener Bezirksvertretungen.

Es mutete schon ein wenig an wie das berühmte Kaninchen, das Kulturdezernent Matthias Nocke da im Kulturausschuss aus dem Hut zauberte. Erst kurz vor Sitzungsbeginn lagen die Pläne zum Engels-Jahr den Ausschussmitgliedern vor. Zeit, diese zu studieren, blieb ihnen also nicht. Und auch wenn Lucas und Westhoff ihre Motivation zum Engagement darlegten, blieb ihre Ernennung als Organisatoren von Seiten der Stadt ohne weitere Erklärung.

Fakt ist: Im Januar soll sich ein Arbeitskreis zu "Engels 2020" gründen, der die weiteren Planungen übernehmen soll. Dazu werden weitere Akteure eingeladen. "Dies ist ein offener Prozess, keiner wird ausgeschlossen", versichert Matthias Nocke. Erste Ergebnisse will man im Sommer 2018 vorstellen. Rund 500.000 Euro werden dafür eingeplant: 250.000 Euro soll der Kämmerer locker machen, die andere Hälfte, so hofft Nocke, soll über Förder- und Sponsorengelder akquiriert werden.

An Begeisterung fürs Thema jedenfalls mangelte es zumindest den beiden Kuratoren nicht. "Die Stadt hat eine unglaubliche Chance, eine Weltpersönlichkeit zu präsentieren. Diese Chance darf nicht verpasst werden", mahnte Rainer Lucas. Sein Ansatz: Wuppertal an die Wurzeln der Industriegeschichte zurückzuführen und Friedrich Engels in einem neuen Licht zu präsentieren. Dazu will er verschiedene Personen und Institutionen der Stadt miteinander verbinden: "Das Engels-Jahr braucht eine Dramaturgie, es braucht Höhepunkte." Sein Ziel: Wuppertaler sollen den berühmten Sohn der Stadt neu entdecken. Zugleich sollen aber auch Menschen von außerhalb angelockt werden — und das möglichst für einen längeren Aufenthalt. Auch Hans-Dieter Westhoff präsentierte sich als Engels-Fan: Der sei ein "toller Typ", auf den die Stadt "stolz wie Bolle" sein könne.

Mit der Reihe "Engels unterwegs" wollen die Planer mit diversen Ausstellungen zu Engels in die Stadt hinein gehen. Das folgt dem Grundgedanken, die Wuppertaler und "ihren" Engels zusammenzubringen, ist aber vor allem der Baustelle am Engelshaus geschuldet. Die sorgt für weitere Änderungen rund um den Engelsgarten. So wird das Theater, während der Verbindungsbau zwischen Engelshaus und Kannegießerscher Fabrik errichtet wird, nur noch von der Wittensteinstraße aus erreichbar sein. Deswegen entstehen eine Treppe sowie ein Aufzug, um den barrierefreien Zugang zu gewährleisten. Dieser Aufzug soll später Verwendung im Haus der Jugend finden.