Michael Schmidt entdeckt seltene Pflanze Wilde Orchidee wächst am Eskesberg

Wuppertal · Zwischen Margeriten und Veronika, mitten auf dem Eskesberg, wächst eine Blume, die es in Wuppertal vermutlich kein zweites Mal gibt. Entdeckt hat sie Michael Schmidt vom Naturwissenschaftlichen Verein.

Äußerst selten und dabei noch clever: Vor einigen Jahren hat Michael Schmidt im Biotop am Eskesberg wilde Orchideen entdeckt. Seitdem versucht er, sie zu schützen.

Foto: Wuppertaler Rundschau

Er hat ein Auge für seltene Pflanzen wie die Bienenragwurz, auch wilde Orchidee genannt. Dass sich die Blume mit Blütenköpfen, die aussehen wie kleine Bienen, ausgerechnet im Biotop unweit der Nordbahntrasse angesiedelt hat, ist ein Zusammenspiel verschiedener Zufälle.

Eine Art Teichfolie unter der Erde deckt die ehemalige Mülldeponie am Eskesberg ab und schützt das Grundwasser vor Verunreinigungen. Auf die Folie wurde vor einigen Jahren Abraum aus den Wuppertaler Kalksteinbrüchen geschüttet, anschließend das Gelände sich selbst überlassen.

Mittlerweile hat sich die Fläche zu einem der artenreichsten Biotope in ganz Nordrhein-Westfalen entwickelt. Über 100 Wildbienenarten, 135 verschiedene Schmetterlinge und 40 Arten von Laufkäfern nennen das Naturschutzgebiet ihr Zuhause. Ihren Lebensraum teilen sie sich mit der wilden Orchidee, die dort nur lebt, weil ein bestimmter Pilz im Boden sie ernährt. „Ob der Pilz zusammen mit dem Abraum aus den Kalksteinbrüchen hier her gekommen ist? Ich kann es nur vermuten“, sagt Michael Schmidt und lässt seinen Blick über das Feld schweifen, in dem es hörbar flattert und summt.

Die Bitterkraut-Sommerwurz hat Michael Schmidt im letzen Jahr entdeckt. Ein Neufund für NRW.

Foto: Wuppertaler Rundschau

Vor gut einem Monat hat er in diesem Jahr die erste blühenden Bienenragwurz entdeckt. Mittlerweile sind sie schon fast wieder verblüht. „Ihre Zeit liegt zwischen Ende Mai und Mitte, Ende Juni“, erklärt der zweite Vorsitzende des Naturwissenschaftlichen Vereins. Wenn sie in Blüte steht, sieht es so aus, als würden viele kleine, weibliche Bienen an dem grünen Stängel der Pflanze sitzen. Eine Täuschung, mit Hilfe derer sie sich fortpflanzt. „Sie ist eine Sexualtäuschblume“, bringt Schmidt es auf den Punkt. In die Irre geführt von ihrem äußeren Erscheinungsbild, versuchen männliche Bienen, die wilde Orchidee zu begatten, sammeln dabei Pollenpakete und sorgen so für ihren Erhalt. Wie viele wilde Orchideen Michael Schmidt in diesem Jahr am Eskesberg gezählt hat, möchte er nicht verraten. „Sehr viele“ ist alles, was er dazu sagt. Immer wieder kommt es vor, das Spaziergänger die seltenen Pflanzenarten nicht zu schätzen wissen, und sie unbedacht vom Feld in die heimische Blumenvase umpflanzen.

Hundekot trägt ebenfalls nicht gerade zum Wohlbefinden der Arten auf dem Eskesberg bei. „Hinterlassenschaften der Hunde bringen zu viele Nährstoffe in den Boden, die nicht jede Pflanze im Biotop gut verträgt“, sagt der Naturschützer. Deshalb spricht er in regelmäßigen Abständen Hundebesitzer und Spaziergänger an, um sie für die Besonderheiten des Geländes zu sensibilisieren. „So etwas Blütenreiches wie hier auf dem Eskesberg gibt es sonst einfach nicht mehr.“