Wuppertaler Naturfotograf Klaus Tamm Wilder Westen im VohRang-Areal
Wuppertal · Der preisgekrönte Wuppertaler Naturfotograf Klaus Tamm hat eine besondere Beziehung zum VohRang-Areal – und macht dort immer wieder faszinierende Bilder von Fauna und Flora.
Da war er wieder, dieser magische Moment. Ein Habicht segelt über die Straße. Bremsen, anhalten, aus dem Auto springen. Kamera aus dem Kofferraum holen, den Auslöser drücken. Und irgendwann, vielleicht, entspannt zurücklehnen. Wenn Klaus Tamm von seiner Fotoleidenschaft erzählt, schimmert die Geschichte eines Besessenen hindurch. Einer dieser magischen Momente reiht sich an den nächsten, und was dabei herauskommt, konnte schon vielerorts bei Ausstellungen bewundert werden. Dort wurden schon etliche der so entstandenen „Augenblicksaufnahmen“ gezeigt, von denen man viele auch ebenso gut für Gemälde halten könnte. (Bilder)
Wer so oft und vor allem so genau hinschaut, dem bleibt eines nicht verborgen: Unsere Umwelt verliert an Artenvielfalt. „Das hat mich dazu veranlasst, die gemeinnützige Aufwind GmbH für Natur- und Umweltschutz zu gründen“, erinnert sich Klaus Tamm an die Anfänge seiner Initiative, mit den Erlösen aus dem Verkauf seiner Fotos internationale und vor allem auch regionale Umweltschutzprojekte finanziell zu unterstützen.
Dazu gehörten in den vergangenen Jahren auch die Grünpflegemaßnahmen inmitten der Artenschutzfläche VohRang neben dem Vohwinkeler Gewerbegebiet. Um das Zuwuchern der Fläche zu verhindern, wurden Sträucher, Büsche und kleine Bäume zurückgeschnitten. Die Pflegemaßnahmen gehören zum Insektenschutzprogramm der Stadt, organisiert wurde sie durch die gemeinnützige „Aufwind GmbH“ von Klaus Tamm. Durch die Arbeiten sollten die Teilflächen so wiederhergestellt werden, dass sie trocken und gut besonnt bleiben. Das VohRang-Gelände gilt als Lebensraum für die landesweit gefährdete Zauneidechse. Hinzu kommen seltene Schmetterlings- und Heuschreckenarten, die Naturschützer in der Vergangenheit dort entdeckt hatten.
Danach war Klaus Tamm immer wieder mal am VohRang-Gelände und hat das vor die Linse bekommen, was dort mittlerweile so kreucht und fleucht. Schmetterlinge, Schnecke und Zauneidechsen sind ihm dort begegnet. Geschätzte 50-000-mal drückt Klaus Tamm im Jahr auf den Auslöser. „Davon sind nur wenige Bilder wirklich gut“, weiß er selbst, dass wahrlich nicht jeder Schnappschuss gelingt. Was gut ist, zeigt sich allerdings danach meist auf den ersten Blick. Geheimnisvoll muss es sein, das optimale Foto. Und dazu noch melancholisch und mit verschwommenen Konturen.
Wo andere sich mit dem Stativ abmühen, nimmt Klaus Tamm seine Canon einfach in die Hand. „Manchmal schaue ich noch nicht mal durchs Objektiv“, verrät er, wie die Aufnahmen entstehen. Bewegung ist nicht nur erlaubt, sie ist sogar gewollt: „So entstehen interessante Effekte.“
Wie sie ihn überhaupt gepackt hat, diese Leidenschaft für den richtigen Augenblick? „Das war vor mehr als 20 Jahren in einem Urlaub in der Bretagne. Meine Frau saß am Strand und ich vor einer Mauerritze, in der gerade eine Eidechse verschwunden war“, erinnert er sich. Drei Stunden hat er gewartet, um endlich auf den Auslöser zu drücken. Es folgten Hunderte von fotografierten Eidechsen, Spinnen und Schmetterlingen.
Mittlerweile hat sich Klaus Tamm hunderttausendfach durch die Flora und Fauna „geknipst“. Immer ohne Blitz, und mit dem sicheren Auge für das richtige Motiv. Etliche seiner Fotos haben ihm nationale und auch internationale Auszeichnungen eingebracht. Das Bild einer wandernden Erdkröte hatte ihn 2012 zum „Naturfotografen des Jahres“ der Gesellschaft für Naturfotografie gemacht. Auch diese Spezies hat der Fotograf mit Spenden unterstützt: Vor zwei Jahren freute sich die Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT) über eine Spende für den Schutz von Amphibien und Reptilien im Raum Wuppertal.