Mobilitätsforscher Georg Wilke kritisiert Vorgehensweise Seilbahn: „Falscher Ansatz“

Wuppertal · "Ich bin weder für, noch gegen die geplante Seilbahn", versichert Georg Wilke zum Einstieg in das Gespräch. Was den Mobilitätsforscher des Wuppertal-Instituts aber stört, ist die methodische Herangehensweise.

„Ich lehne die Seilbahn weder ab, noch befürworte ich sie“, betont Georg Wilke, Projektleiter am Wuppertal-Institut. Und persönlich befangen ist er schon gar nicht: „Ich wohne in Ronsdorf...“

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"Die Debatte wird momentan von einer auffälligen Polarisierung beherrscht", sagt Wilke. Doch vor dem eindeutigen Pro oder Contra Seilbahn hätte nach seiner Auffassung eine andere planerische Perspektive gehört: "Im Mittelpunkt steht doch immer zunächst die Frage, wie lautet das Problem und welche Lösungen gibt es?" Er sieht statt dessen vor Ort eine zu frühe Festlegung auf die beiden Alternativen "Seilbahn Ja oder nein". So aber blende man andere denkbare Möglichkeiten aus.

Der Sozialwissenschaftler erkennt auch andere methodische Schwächen. Verlässliches Zahlenmaterial zum Verkehrsaufkommen zwischen Hauptbahnhof und Uni fehle. Ein gravierendes Manko insbesondere für die Teilnehmer am Bürgergutachten. "Das ist im Prinzip ein sinnvolles Verfahren, das auch transparent durchgeführt wurde", lobt Wilke. Doch jetzt sei dieses Instrument ausgereizt, dabei gibt es noch etliche offene Fragen. Etwa die, ob die WSW nicht einfach den Busverkehr optimieren könnten, um der Studentenströme Herr zu werden. Oder sehr interessant: Sind Wasserstoff angetriebene Busse nicht am Ende umweltfreundlicher als eine Seilbahn? Immerhin gibt es für diesen Antrieb in Wuppertal vielversprechende Ansätze. Oder führt eine Ausdünnung des Busverkehrs im Zuge des Seilbahnausbaus zu vermehrtem Individualverkehr in der Südstadt?

Und dann das liebe Geld: Wilke fürchtet ein Problem mit der erhofften 90-prozentigen Förderfähigkeit des Projekts. Für den Zuschussgeber ist der Umstieg vom Pkw auf den ÖPNV beispielsweise ein wichtiges Kriterium. Doch der spielt auf dem Weg vom Bahnhof zur Uni gar keine Rolle. Für die Behandlung solcher Fragen gibt es eine "standardisierte Bewertung", die von den WSW in Auftrag geben worden ist. Sie wird ebenso wie das Bürgergutachten in den nächsten Wochen auf den Markt kommen. Danach hat der Rat über die Zukunft des Seilbahnprojekts zu entscheiden. "Was, wenn beide Papiere zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen", fragt sich Wilke.