Rundschau-Mitarbeiter als Marktschreier
Wuppertal · Auf dem Berliner Platz sind noch bis Sonntag (5. Juli 2015) die Marktschreier zu Gast. Eigentlich liefern sie sich hitzige Wortgefechte im Kampf um die Käufer. Doch die tropischen Temperaturen lassen so manch einen Schreihals verstummen ...
Gegen die Hitze kann selbst "Wurst Achim" schwer anschreien. 34 Grad auf dem Berliner Platz. Temperaturen, die die Gilde der Marktschreier nicht glücklich machen. Das Marktschreier-Frühstück wird kurzfristig abgesagt. Joachim Pfaff alias "Wurst Achim" — der lauteste Mensch der Welt — nimmt die Sonnenglut auf dem Berliner Platz gelassen, und nimmt sich Zeit, aus seinem bunten lauten Leben zu erzählen.
Im den Zoologischen Gärten von Köln und Leipzig gewann er in einem RTL-Wettbewerb das "Brüll-Duell" gegen die Paschas der Brüllaffenherde. 110 Dezibel wurden für den ungekrönten "König der Marktschreier" gemessen — das entspricht fast der Lautstärke des Starts eines Düsenjägers. Mit Thomas Gottschalk und Günter Jauch stand er schon zusammen auf den Show-Bühnen, und Oliver Pocher und Cindy aus Marzahn "arbeiteten" bei ihm erfolgreich als Verkaufsassistenten, bevor sie sich auf das Stimmen schonende Mikrofon einließen.
Die ersten Kunden haben sich inzwischen auf dem Berliner Platz eingefunden. "Wurst Achim" weist mich in sein Sortiment ein. Mettwurst, Salami, Schinken, Leberwurst. 15 Teile, rund drei Kilo, alles zum "Sozialtarif" für 15 Euro. Gerne würde ich die die Rolle von "Wurst Achim" versuchsweise übernehmen. Immerhin bin ich für meine laute Aussprache auf dem Fußballplatz bekannt, wenn mich gelegentlich die Emotionen übermannen.
Die ersten vier Kunden hat Achim inzwischen selbst schnell versorgt. Sonderkonzessionen gibt es für die ältere alleinstehende Dame: "Weil du so schöne erotische Augen hast, bekommst du das auch noch für einen Zehner". Die Frau lächelt geschmeichelt. Schnell sind weitere Kunden bedient. Offenbar aber auch Wurst Achim. Der Mann, der den Deutschen Meistertitel der Marktschreier-Gilde gewann, verfällt in Tristesse. "Heute kommt kein Kunde mehr..."
Tatsächlich ist auch mein Einstand als Marktschreier schon beendet, bevor er richtig in Schwung kommt. Und vom Nachbarstand brüllt "Nudel Dieter": "Vom Salami fressen bekommst du Pickel in die Fresse." Doch auch die gespielte Anmache von der Konkurrenz "Wurst Achim" kalt. Gegen soviel Hitze hilft auch keine Lautstärke.
"Nudel-Dieter" aus dem schönen Castrop-Rauxel hat drei Jahre Pütt-Erfahrung. "Als Hilfsarbeiter habe ich Untertage Stempel geschleppt." Dieter zeigte sich trotz fehlender Kundschaft gut gelaunt. "Zwei Riesen Tüten italienische Nudeln — alles nur vom Feinsten — dazu einen Flasche Wein für nur 15 Euro sind noch bis Sonntag im Angebot." Der Ex-Bergmann präsentiert sich auf dem Berliner Platz als Kind der Sonne. "Am Sonntagabend ist mein Wagen garantiert ausverkauft", gibt sich Dieter optimistisch. Das hoffen auch die anderen im Bunde der Marktschreier-Gilde. "Käse Alex" mit seinem sächsischen Dialekt und "Blumen Michell" aus Holland.