Zeit als entscheidender Faktor

Wuppertal / Remscheid · Remscheid plant ein DOC, Wuppertal ein FOC. Und darüber ist ein deftiger bergischer Streit ausgebrochen. Eine Zusammenfassung des Geschehens.

Solche Sichtachsen entstünden, wenn das Postgebäude an das FOC in der Direktion angebunden würde.

Foto: Clees

DOC Remscheid. In der Lenneper Altstadt soll ein Designer Outlet Center (DOC) mit Village-Charakter und 20.000 Quadratmetern Verkaufsfläche entstehen.

FOC Wuppertal. Am Döppersberg plant Investor Clees ein innerstädtisches Factory Outlet Center (FOC) mit 30.000 Quadratmetern. Planerisch bereits gesichert ist dabei der erste Teil mit 10.000 Quadratmetern Verkaufsfläche in der ehemaligen Bundesbahndirektion. Er soll voraussichtlich Ende 2017 eröffnet werden.

Konkurrenz. Hinter beiden Centern verbirgt sich grundsätzlich dasselbe Konzept. Lediglich im Sortiment kann es kleine Unterschiede geben.

Abstimmungsverfahren. Remscheid wie Wuppertal müssen im Planungsverfahren die Auswirkungen auf den vorhandenen Einzelhandel der Nachbarstädte berücksichtigen. Laut Rolf Volmerig von der Wuppertaler Wirtschaftsförderung sei dies ein dynamischer Prozess. Bedeutsam ist, wer zuerst rechtlich gesicherte Handelsflächen "ins Rennen schickt". Diese sind bei den Planungen der Nachbarstädte zu berücksichtigen. Zeit sei dabei ein entscheidender Faktor.

Auslöser des Konflikts. In Remscheid ist die zweite landesplanerische Prüfung durch die Bezirksregierung bereits abgeschlossen. Ergebnis: Die voraussichtlichen Auswirkungen auf umliegende Standorte des Einzelhandels entsprechen den Anforderungen des "Teilplans Großflächiger Einzelhandel des Landesentwicklungsplanes". Allerdings steht nun ein weiterer Prüfungsschritt an. Kritikpunkt aus Wuppertal: In der Remscheider Verträglichkeitsanalyse fehle die Erwähnung des bereits frühzeitig bekannten und nun genehmigten ersten Teils des Wuppertaler FOC in der Bundesbahndirektion.

Das Ziel. Aus Wuppertaler Sicht müssen die Remscheider daher ihre Ausarbeitung überarbeiten und das Planungsverfahren zum Teil neu aufrollen. Was das bringt? Zeit für die Wuppertaler, den Vorsprung der Nachbarstadt aufzuholen.

Der Provokateur. Stadtdirektor Johannes Slawig forderte daher, die Remscheider Planungen am DOC sofort einzustellen — es schade dem Wuppertaler Einzelhandel. Für seinen Ton wurde er von Remscheids OB Burkhard Mast-Weisz sowie vom Geschäftsführer der IHK, Michael Wenge, scharf kritisiert. Slawig sieht's gelassen: "Das ist ein formales Verfahren, in dem wir von unserem Recht Gebrauch gemacht haben, unsere Interessen zu vertreten. Das haben wir getan."

Die Einzelhändler. Viele wunderten sich: Warum sollte das entfernte DOC den Wuppertaler Einzelhändlern mehr Kunden nehmen als das FOC vor der eigenen Haustür? Antwort: "Weil wir uns durch das FOC natürlich mehr Kunden in der Stadt erhoffen, die nach dem Besuch des FOC auch weiter in die Elberfelder City gehen", erklärt Slawig. Daher gebe es das Bestreben, Elberfelds Innenstadt attraktiver zu gestalten. Slawig: "Wir wollen die Kaufkraft in Wuppertal halten."

2. Bauabschnitt. Bevor die Planungen für das ehemalige Postgebäude am Kleeblatt in Angriff genommen werden können (hier sollen 13.000 Quadratmeter Verkaufsfläche sowie 2.500 Parkplätze entstehen), muss der Flächennutzungsplan geändert, der Bebauungsplan auf die vorgesehene Nutzung ausgerichtet und das kommunale Einzelhandelskonzept angepasst werden. Es dauert also noch, bis man hier mit den Baumaßnahmen beginnen kann. Planerisch ist Remscheid also schon viel weiter.

Bezirksregierung. Nach Abschluss des Bauleitplanverfahrens der Kommune wird das Verfahren durch die Bezirksregierung Düsseldorf entweder genehmigt oder versagt.

Bergische Zusammenarbeit. "Unsere kommunalen Interessen stehen klar vor der bergischen Kooperation", sagt Slawig. Eine Eiszeit gebe es dennoch nicht. Slawig kündigt an: "Ich habe mich mit Burkhard Mast-Weisz zu einem Gespräch über Kommunikation verabredet..."

(Rundschau Verlagsgesellschaft)