Kommentar zum FOC als Lokomotive für den Cityhandel Man muss nur über die Wupper ...
Wer nichts wagt, der nichts gewinnt. Und ein Freund des Risikos ist Investor Uwe Clees immer schon gewesen. Ich beispielsweise hätte mich nicht getraut, die ehemalige Bundesbahndirektion zu kaufen und sie anschließend in einen jahrelangen Dornröschenschlaf zu schicken.
Um dann schon während der ringsum beginnenden Bauarbeiten die benachbarte Post zu kaufen und daraus gemeinsam ein großes Factory Outlet Center zu basteln. Clees aber hat's getan, muss sein Vorhaben jetzt freilich auch durchziehen.
Da spielt ihm natürlich in die Hände, dass dieses riesige Einkaufszentrum für die ganze Döppersberg-Debatte, speziell für die unselige Primark-Diskussion, wie ein Befreiungsschlag kommt. Denn es gibt dieser"neuen Mitte Wuppertal" als erstes innergroßstädtisches Outletcenter auch inhaltlich ein Gesicht — ein konsumbestimmtes, und damit dem Zeitgeist entsprechend. Aber dazu später.
Denn zunächst muss der Brückenschlag zwischen Bahndirektion und der bislang nur als Post zu nutzenden Post auch planerisch gelingen. Es muss darüber hinaus schnell gehen, denn die parallelen Outlet-Pläne in Lennep könnten seinen großen Wurf in den Arm fallen. Deswegen fängt Clees — zusammen mit dem ebenfalls nicht ängstlichen Betreiber — jetzt schon an, die Direktion als Ladenstraße herzurichten. Planerisch erlaubt, wirtschaftlich jedoch auf Sicht nicht ausreichend. Vor dem Hintergrund dieser jetzt entstandenen Zwänge ist vielleicht die brüske Reaktion aus dem Barmer Rathaus auf die Remscheider Konkurrenz zu verstehen. Denn die Stadt sieht sich mit Clees im Verbund zum Erfolg verdammt.
Solch ein Erfolg wäre dieses FOC für Wuppertal in jedem Fall, bringt es doch Kunden und Gäste aus einem Umkreis von 80 Kilometern nach Wuppertal zum Einkaufen (!), die sonst nie den Weg hierhin gefunden hätten. Eine einmalige Chance auch für den Handel in der City, der die auswärtigen Schnäppchenjäger nur wenige Meter über die Wupper locken muss, um sie mit dem eigenen Sortiment zu ködern. Für direkt konkurrierende Textilkaufhäuser wie P& C mag das schwer sein, doch es wird eben auch etliche Gewinner geben, die von den zusätzlichen Kundenströmen profitieren werden.
Entscheidend dafür ist es, die City l(i)ebenswerter zu gestalten. Mit der Immobilienstandortgemeinschaft Poststraße wird hier ein richtiger Weg beschritten, auch das neue Lichtkonzept ist ein attraktiver Tupfer. Dann gibt es noch die soeben vom Stadtrat beschlossene "Qualitätsoffensive Innenstadt Elberfeld". Da geht es — fachchinesisch verklausuliert — darum, wie man die Neugier der Passanten wecken kann, um sie kreuz und quer durch die City zu jagen. Ein guter Ansatz — erstaunlich nur, dass die siebenseitige Vorlage gänzlich ohne das Stichwort "Kultur" auskommt, wo die doch im Fokus so vieler Stadtentwicklungsmaßnahmen steht.
Hoffen wir, dass dieses Versäumnis dank der geplanten Bürgerbeteiligung schnell nachgeholt wird. Schließlich wird seit Jahren immer mehr über den Faktor "Emotion" konsumiert, virtuell werden dazu die aufwendigsten Projektionen geschaffen. Real dagegen halten kann man auf Sicht nur in einer Fußgängerzone, die auch kulturelle Anreize schafft — und in der man sich einfach wohlfühlt.