Predigtreihe in Wuppertal Passen Kirche und Wirtschaft zusammen?
Wuppertal · Wie sollen Christen mit Geld und Besitz umgehen? Aus dieser Frage hat sich eine schwierige Beziehung zwischen Kirche und Wirtschaft entwickelt. Studierendenpfarrerin und Fundraiserin Claudia Andrews geht ihr in einer Predigtreihe in der CityKirche nach.
Das Kamel, das eher durchs Nadelöhr passt als ein Reicher in den Himmel, der Mammon, dem wir nicht dienen sollen und den Besitz, der an die Armen gehen soll: Es gibt viele Aussagen in der Bibel, die den Umgang der Menschen mit ihrem Geld und Besitz hinterfragen. Schließlich wollen biblische Texte die Möglichkeit einer gelingenden Beziehung zu Gott aufzeigen. Und die zeigt sich eben auch am Umgang mit Geld und Besitz.
„Weil die religiöse Frage nach der gelingenden Beziehung zu Gott aus dem Zentrum von Gesellschaften gerückt ist, hat sich eine schwierige Beziehung zwischen Kirche und Ökonomie entwickelt“, erklärt Studierendenpfarrerin Claudia Andrews. Das Thema fasziniert sie schon seit vielen Jahren. Sie hat sich im Fundraising fortgebildet und darüber ihre Dissertation geschrieben. Seit vergangenem September greift sie das Thema nun monatlich in einer Predigtreihe in den Kurzgottesdiensten der CityKirche auf.
Von biblischen Gesellschaften ins Hier und Jetzt
Der Weg von der Urkirche zur heutigen Kirche, die sich in einer kapitalistischen Gesellschaft bewegt, war lang. Und, so betont Claudia Andrews, „den biblischen Anspruch, dass Geld und Besitz zum Wohl des Nächsten eingesetzt werden, hat die Kirche noch nie ganz erfüllt.“
ach einem Blick in die jüdisch-christliche Tradition der Bibel und einer kurzen kirchengeschichtlich orientierten Skizze zum veränderten Wirtschaften in verschiedenen Epochen ist die Pfarrerin nun im „Hier und Jetzt“ angekommen. „Heute ist unsere Gesellschaft und unser Denken wie selbstverständlich von der Betriebswirtschaft geprägt", beobachtet sie. Theologische Argumente und religiöse Maßstäbe zur Beurteilung des wirtschaftlichen Handelns seien eher fremd geworden. „Dabei ist der Austausch über Werte und ihre Erkennbarkeit heute wichtiger denn je.“
Die Eigenlogik der Ökonomie
Am vergangenen Samstag (17. Februar 2024) setzt Claudia Andrews die Predigtreihe unter dem Fokus „Geschenk statt Tausch“ fort. Die Logik der Märkte sei die des Tausches, betont die Studierendenpfarrerin, verbunden mit der Frage nach Wert, Leistung und Gegenleistung. Ein Grundprinzip des Marktes sei auch die Annahme der Knappheit von Gütern. „Die Logik der Ökonomie Gottes ist dagegen die Fülle. Gott beschenkt uns mit allem, was wir zum Leben brauchen, bedingungslos. Er ist eine nie versagende Quelle der Liebe.“
Also gute Kirche, böse Wirtschaft? So einfach ist es laut Andrews nicht. „Kirche hat das Wirtschaftssystem immer genutzt und mitgestaltet“, erklärt sie. „Heute erleben wir, wie das dominante betriebswirtschaftliche Denken nach und nach alle unsere Lebensbereiche durchökonomisiert und auch vor der Kirche nicht Halt macht.“
Das Religiöse werde zum Markt erklärt – und so in die ökonomische Betrachtung eingeordnet. „Kirche ist aber kein Unternehmen, dessen Ziel das Erwirtschaften von zähl- und messbarem Profit ist.“ Ziel und Auftrag der Kirche sei nach wie vor die Weitergabe der Erfahrung einer gelingenden Gottesbeziehung, betont die Pfarrerin. „Das, was zu einem gelingenden Leben wesentlich ist, definieren Kirche und Wirtschaft naturgemäß unterschiedlich.“
Volle Transparenz beim Umgang mit Geld
Kirche bezieht sich laut Andrews immer auf alle Lebensbereiche, also auch auf Gesundheit, Gemeinschaft oder Bildung. „Um ihre vielfältigen Aufgaben zu erfüllen, braucht die Kirche Ressourcen. Und sie ist gut beraten, in ihrem Umgang damit jeweils aktuellen wirtschaftlichen Kriterien zu folgen. Etwa wenn es um den Umgang mit Geld im engen Sinne geht, zum Beispiel um Spenden.“ Da sei volle Transparenz angesagt. „Doch ihre ökonomische Logik sollte die Kirche stets unter die Gottesliebe und Nächstenliebe unterordnen.“
In ihrer Predigtreihe lädt die Studierendenpfarrerin dazu ein, sich auf das Thema „Kirche und Ökonomie“ grundsätzlicher einzulassen als nur im Hinblick auf eine Diskussion über die Kirchensteuer und das Kirchenvermögen. Sie möchte, so betont sie, „theologische Argumente für die Diskussion von Einzelfragen in Gesamtzusammenhängen“ bieten.