Festnahme von Thomas Lenz Polizei wertet Entlastungs-Video aus

Wuppertal · Die Polizei wertet ein mutmaßlich entlastendes Video aus, das die gewaltsame Festnahme von Jobcenter-Chef Thomas Lenz bei einer Demonstration am 16. Juni 2018 in Barmen zeigt.

Das Video der Festnahme verbreitete sich binnen weniger Minuten in den sozialen Medien.

Foto: Screenshot Rundschau

Das bestätigte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft auf Anfrage. Lenz, der unter Verdacht des Angriffs auf Polizisten und des Widerstands stehe, habe die Aufnahmen abgegeben. Zugleich ermittle die Behörde nun auch förmlich gegen einen Polizisten, den Lenz wegen mutmaßlicher Körperverletzung angezeigt hatte.

Bereitschaftspolizei hatte Behördenleiter Lenz am Demotag am Rand einer vorübergehenden Eskalation nahe dem Geschwister-Scholl-Platz festgesetzt. Er beteiligte sich privat an Kundgebungen eines bürgerlichen und linken Bündnisses mit 800 Teilnehmerinnen und Teilnehmern, die teils angespannt aber friedlich verliefen. Der Protest richtete sich gegen einen Umzug der Partei Die Rechte, die regional 100 Unterstützer mobilisiert hatte. Laut früherer Mitteilung laufen gegen mehrere Personen aus dieser Gruppe Verfahren wegen Volksverhetzung und Verwenden von verfassungsfeindlichen Symbolen.

Von Lenz Festnahme gibt es mehrere Videos, die Teilnehmer binnen Minuten auf Facebook verbreiteten. Die Landtags-Mitglieder Andreas Bialas und Josef Neumann (beide SPD) beteiligten sich daran. Das mutmaßlich entlastende, zusätzliche Video eines Augenzeugen hatte der Beschuldigte Medienvertretern gezeigt. Den Behörden hatte er es zunächst nicht übergeben. Innenminister Herbert Reul (CDU) kommentierte damals öffentlich: "Wer das Video gesehen hat, kann sich glücklich schätzen. Wir sind sehr interessiert daran, es zu sehen zu bekommen." Das ist nun geschehen.

Laut Innenministerium hatte die Staatsanwaltschaft gegen den Polizisten nach Lenz' Gegenanzeige zunächst keine förmlichen Ermittlungen geführt. Auch das ist nun anders. Beide Verfahren - gegen Lenz wie gegen den Polizisten - dauern an. Der Sprecher der Staatsanwaltschaft erklärte: "In beiden Fällen ermittelt die Polizei in Hagen für uns, um die Neutralität zu wahren."

Die Initiative für Demokratie und Toleranz und der Verein Tacheles kündigen für Dienstag (4. September 2018) die Veröffentlichung einer Dokumentation zum Geschehen rund um die Wuppertaler Demonstrationen des 16. Juni 2018 an.