Neulich ... im Museumscafé

Wuppertal · "Eine Abschlussfeier wird es infolge der unfreiwilligen, erzwungenen Geschäftsaufgabe nicht geben." Mit diesem traurigen Satz endete am 13. September 2015 die 25-jährige Ära des Museumscafés "Anna Blume".

Der Letzte macht das Licht aus - im Fall des Museumscafés war das die durch Roderich Trapp, Hendrik Walder und Nicole Bolz vertretene Rundschau-Redaktion, für die RME Streuf einen ganz besonderen Abschiedsabend ausrichtete. Natürlich mit dabei: Das kulturpolitisch nicht unumstrittene Haus-Monster, das der Pächter vor 25 Jahren im bekannten Kunstauktionshaus „Hertie“ erwarb.

Foto: Bettina Osswald

So ganz stimmt er aber nicht, denn Pächter RME Streuf, dessen Vertrag nicht mehr verlängert wurde, hat sich an viele gemeinsame Jahre mit der Rundschau erinnert und deshalb die Redaktion zu einem kleinen kulinarischen Kehraus ins eigentlich schon geschlossene Etablissement eingeladen.

Uns verbindet ja auch tatsächlich so einiges mit dem Universal-Kunst-Kultur-Polit-Gastronomiegenie Streuf. Zum Beispiel der legendäre Rundschau-Aprilscherz von 1990, in dem wir verkündet haben, dass Streuf das Museumscafé mit Blick auf die Wiedervereinigung in eine Broilerstation umwandelt und selbst ins Fichtelgebirge ziehe. Die sensible Kulturlandschaft im Tal brauchte Monate, um sich von diesem Schock zu erholen.

"Damals wollten mich sogar die Lieferanten boykottieren", erinnerte sich Streuf jetzt bei ambulant hergestellten Trüffel-Nudeln, Blanc de Noir und den letzten fünf Flaschen Kölsch aus dem Museumscafé-Keller. Die Broiler waren leider schon aus, obwohl doch der Tag der Deutschen Einheit so kurz bevorsteht. In ihre Bestandteile aufgelöst haben sich leider auch die Mozartkugelrevolver, die gleich mehrere Redaktionsmitglieder weiland im Museumscafé erwarben.

Wir bedankten uns dennoch herzlich mit dem Verlesen der Lobpreisung seines Roman-Erstlings "Seeschlacht über Barmen", die 2011 in unserer Rubrik "Nach Toreschluss" erschien. Das im Jahr 2000 erschienene vierseitige Streuf-Epos mit doppelt so langem Nachwort enthält einen sensationellen Satz, der gerade mit Blick auf die Wahlbeteiligung am Sonntag von bestürzender Aktualität ist: "Den Leuten war mittlerweile alles noch egaler geworden."

Kann man die Wuppertaler Gesamtbefindlichkeit besser in acht einfache Worte fassen? Garantiert nicht! Deshalb hoffen wir, dass uns dieser feinsinnige Analytiker der Wupperpsyche noch lange erhalten bleibt. Am besten auch als Gastronom in neuem Wirkungskreis. Wir kommen dann auch gerne zur Eröffnung.