Umweltbelastung durch Smartphones & Co. Klimakrise wegen Digitalisierung?
Wenn die Jugendlichen im Zuge der „Friday for Future“-Demonstrationen auf der Straße sind und ihre „Anführerin“ Greta Thunberg bejubeln, die während des New Yorker Klimagipfels meint, ihre Generation sei „verraten“ worden, denkt man an die SUVs, die Billig-Flüge, den übermäßigen Fleischkonsum und an Kohlekraftwerke.
Doch wer das Klima entlasten will, der sollte sich auch die Frage stellen, wie viel Strom die Digitalisierung benötigt und wie stark die Umwelt durch Smartphones und Co. belastet wird. Bislang hat noch keiner der Demo-Teilnehmer ein Smartphone-Verbot gefordert - auch Thunberg hat noch nicht erwähnt, es wäre ratsam, die Netzwerke wie Server vom Strom zu nehmen, die tagtäglich garantieren, dass man YouTube, Facebook, Instagram oder sonstige Plattformen nutzen kann.
Aber auch wenn die Jugendlichen mehr an große Autos und billige Flugtickets denken, so dürfen sie nicht vergessen, dass auch sie das Klima belasten. Und die Belastung ist gar nicht so gering wie man das mitunter glauben könnte.
Digitalbranche könnte bald mehr Treibhausgase als der KFZ-Verkehr erzeugen
Befasst man sich mit den Studienergebnissen von „The Shift Project“, einer französischen Think Thank, so sorgt die Digitalbranche für doppelt so hohe CO2-Emissionen wie der Flugverkehr - das sind rund 4 Prozent des weltweiten Ausstoßes. Bleibt das Wachstum im jetzigen Ausmaß bestehen, so wird im Jahr 2025 die 8 Prozent-Marke übersprungen. Das heißt, die Digitalbranche könnte in rund fünf Jahren mehr Treibhausgase als der weltweite KFZ-Verkehr erzeugen.
Nur wenn man die Smartphone-Produktion oder auch die Berechnung kryptographischer Aufgaben heranzieht, mit denen man Bitcoins schürfen kann, wird man bemerken, dass hier ein enormer Energiebedarf entsteht - vor allem mit Blick auf die dahinter befindlichen Rechenzentren. Handelt man etwa über Bitcoin Code oder kauft über Kryptobörsen, so ist der Stromverbrauch aber ebenfalls nicht zu unterschätzen. Auch wenn es kaum erwähnt wird, aber die Digitalbranche mag eines der größten Umweltprobleme unserer Zeit geworden sein.
Jedoch ist unbestritten, dass die Digitalisierung auch der Schlüssel für die erfolgreiche Energiewende sein kann. Intelligentes Lastmanagement, autonome Smart Grids, Prognosemodelle sowie grüne Energie, die auf Basis digitaler Token basiert. Sehr wohl ist die Energiewende auch eine Digitalwende. Zudem gibt es noch unzählige Start ups, die mit der Green Tech versuchen, eine nachhaltige Verbesserung des Lebensraums zu schaffen.
Fluch und Segen
Somit gibt es hier - wie bei allen anderen Technologien natürlich auch - Vor- und Nachteile. So trägt die Technologisierung etwa dazu bei, dass die Umwelt weiterhin stark belastet werden wird, wobei es aber ebenfalls die Digitalisierung ist, die sozusagen der entscheidende Schlüssel sein mag, wenn es darum geht, Umweltprobleme aus der Welt zu schaffen. Letztlich geht es einfach nur um die Frage, ob die Digitalisierung soviel CO2-Emissionen vermeiden kann, wie sie selbst verursacht - ein Nullsummenspiel sozusagen. Oder anders gesagt: Fluch und Segen zugleich.
In Deutschland werden rund drei Kraftwerke betrieben, um nicht vorhersehbare Spitzenlasten im Stromnetz auszugleichen. Berücksichtigt man, dass nur im Jahr 2017 um die 5000 Gigawattstunden aus der Windenergie aber nicht abgenommen wurden, da hier im Zuge der Erzeugung zu wenig Verbraucher vorhanden waren, mag das schon eine kaum nachvollziehbare Situation gewesen sein.
Kommen jetzt Warnhinweise?
Der Energieverbrauch ist zum Teil unsichtbar - und genau deshalb so gefährlich. Wer etwa mit seinem iPhone YouTube-Videos abspielt, der muss hier jetzt nicht unbedingt den Stromverbrauch des Smartphones berücksichtigen. Vielmehr geht es hier um den Energiebedarf, damit überhaupt YouTube betrieben werden kann. Denn es geht hier um die Netzwerke sowie die Datenzentren, die die Inhalte speichern und ausliefern.
Aus diesem Grund mag es zwar drastisch erscheinen, wenn gefordert wird, Warnhinweise vor dem Abspielen eines YouTube-Videos einzublenden, jedoch ist es nachvollziehbar. Denn der Großteil der Nutzer weiß nicht, wie viel Energie hier benötigt wird - und was das letztlich für die Umwelt bedeutet.
Am Ende mag es nachvollziehbar sein, warum die „Friday for Future“-Bewegung immer wieder ihre Forderungen bekräftigt und auf die Straße geht. Jedoch wäre es auch wichtig zu erwähnen, dass sie einen wesentlichen Teil dazu beitragen, warum es nicht einfacher wird, die Umwelt zu entlasten.