CDU und Grüne wählen Schneidewind als OB-Kandidat „Es ist ein mutiger Weg, ein Meilenstein“

Wuppertal · Während die Gesamt-CDU wegen ihrer Rolle beim Ministerpräsidentenwahl-Debakel in Thüringen von einem tiefen Tal ins nächste taumelt, strahlt die Partei in Wuppertal übers ganze Gesicht. Und die Grünen sowieso.

Am Ende des Abends in der Alten Papierfabrik knallten die Konfetti-Kanonen.

Foto: Wuppertaler Rundschau

Am Freitagabend haben CDU und Grüne bei der Premiere einer parallelen Aufstellungsversammlung im Event-Ambiente der „Alten Papierfabrik“ in Elberfeld den 54-jährigen Chef des Wuppertal Institutes, Professor Uwe Schneidewind, als gemeinsamen Kandidaten für die Oberbürgermeisterwahl am 13. September nominiert. Mit sehr überzeugenden Abstimmungszahlen.

Von 154 anwesenden CDU-Mitgliedern votierten 131 für Schneidewind (bei 20 mal Nein und drei Enthaltungen) – von den 72 Grünen-Mitgliedern vor Ort gab es sogar glatte 100 Prozent Zustimmung. Zuvor hatte sich Uwe Schneidewind auf der Bühne des bis zum Rand gefüllten Saales dem Publikum als Möglichmacher für Wuppertal und „Wandler zwischen den unterschiedlichen Welten“ vorgestellt.

Seine Devise: „Es ist ein mutiger Weg, auf den wir jetzt gehen. Und es ist ein Meilenstein.“ Schneidewind, der verheiratet ist (seine Frau Gundula war am Freitag mit von der Partie) und drei erwachsene Kinder hat, strahlte viel Selbstbewusstsein aus: „Große Lust auf Aufbruch“ habe er, und freue sich sehr darauf, entscheidende Schritte zu gehen, um unter Beweis zu stellen, „dass diese wunderbare Stadt mehr kann“.

Zuvor hatten Claudia Schmidt und Rolf Köster als Parteivorsitzende der Grünen und der CDU positive Bilanzen des seit Ende 2018 laufenden „Kernbündnisses“ gezogen. Köster nannte für seine Partei das „Experiment“ beim Namen, jemanden zu nominieren, der kein „Profipolitiker“ und kein CDU-Mitglied sei. Köster: „Es geht um die Einleitung eines politischen Klimawandels.“

Uwe Schneidewind präsentierte dem Publikum drei „Stoßrichtungen für den Aufbruch“ als Eckpunkte einer nun zu erarbeitenden gemeinsamen Wahlplattform: Mehr Ideen für Wuppertal, mehr Initiativen für Wuppertal, mehr Investitionen für Wuppertal. Es müsse darum gehen, die Stadt mit neuen Themen und Aktivitäten national und international ins Gespräch zu bringen, Freiräume für Initiativen und das „Kapital des Engagements“ der Menschen zu schaffen sowie durch intensives Netzwerk-Nutzen auf Landes- und Bundesebene die Tatsache auszugleichen, dass Wuppertal – vor allem finanziell – vieles nicht alleine stemmen kann. Schneidewind versprach, seine deutschland-, europa- und weltweiten Kontakte im Sinn der drei Stoßrichtungen intensiv zu nutzen: „Da steckt viel Musik drin, da können wir gewaltig wirken.“

Vor dem Wahlgang sicherte Schneidewind zu, Brücken schlagen zu wollen – das Verbindende, nicht das Trennende in den Vordergrund zu rücken: So etwa die Einheit von Wirtschaft und Nachhaltigkeit oder die Kooperation von (polizeilicher) Sicherheit und Sozialarbeit. Der gelernte Wirtschaftswissenschaftler: „Ich freue mich auf richtig kraftvolle Jahre für Wuppertal!“

Nach der Wahl dankte der nun offiziell gemeinsame CDU/Grünen-OB-Kandidat zahlreichen Akteuren. Ex-CDU-Fraktions-Chef Zuerst Michael Müller und dem jetzigen Grünen-Bürgermeister Marc Schulz: In Michael Müllers Küche sei im Dreier-Gespräch mit Marc Schulz die Idee, die jetzt Tatsache sei, erstmals besprochen worden. Schneidewind benannte ohne Bitterkeit auch das „wechselvolle Verhältnis“ mit Ex-CDU-Chef Matthias Nocke, lobte dessen Wortwitz – und dass man sich immer noch sehr gut verstehe. Als „Wiederbeleber“ der zwischenzeitlich „beinahe schon gestorbenen Schneidewind-Idee“ wurden Peter Jung, Hermann-Josef Richter und vor allem die Junge Union besonders hervorgehoben. Außerdem die „stets sehr menschliche Ebene aller Gespräche beim Kennenlernen zwischen mir und der CDU angesichts natürlich anfangs beiderseitiger Unsicherheit.“ Schneidewind, der Mitglied der Grünen ist, aber nie parteipolitisch aktiv war, bedankte sich ebenfalls bei den Wuppertaler Grünen, die ihn in ihre Programmfindungsabläufe eingeweiht und eingebunden hätten: „Ich habe dabei unendlich viel gelernt“.

Zum Schluss gab es von der Jugend der Grünen und der CDU gemeinsam überreichte rote (!) Boxhandschuhe mit den Logos beider Parteien für Schneidewind, eine volle Bühne beim offiziellen Druck auf den Startknopf für die Wahlkampf-Homepage www.uwe-schneidewind.de, bunten Regen aus (ökologisch bestückten) Konfetti-Kanonen – und eine Kennenlern-Party mit DJ.

Von der FDP übrigens, der „ewigen“ Partnerin der CDU, redete an diesem Abend niemand.