Kommentar zur Kita-Betreuungssituation Die Politik muss klare Prioritäten setzen
Wuppertal · Nie hatte die familienergänzende Betreuung von kleinen Kindern eine so hohe Bedeutung. Und nie war die Diskrepanz zwischen Bedarf und Bedarfsdeckung so hoch. Quantitativ und zunehmend auch qualitativ. Die Betreuungssituation unserer Kinder ist mehr als problematisch.
Nicht nur in Wuppertal, sondern in vielen Städten. Wer dafür die Verantwortung hat, das lässt sich kaum beantworten. An zu vielen Stellen wurde das Thema zu nachlässig angegangen. Die Kommunen, das Land – weder hier noch da hat man sich mit Ruhm bekleckert.
In Wuppertal gibt es immer noch eine deutliche Bedarfsunterdeckung und die wird sich absehbar kaum verbessern. Erzieherinnen und Erzieher werden händeringend gesucht, Betreuungsangebote müssen schon gekürzt werden. Gleichzeitig kommen die Kleinen immer jünger in die Kita. Und sind immer mehr Eltern, vor allem alleinerziehende, auf einen hohen Betreuungsumfang angewiesen.
Wie viele Stunden stehen in ihrem Arbeitsvertrag? Viele Kinder jedenfalls haben eine 45-Stunden-Woche. Das ist für die Kleinen anstrengend und müsste von ungestresstem Personal gut begleitet werden. Geht aber kaum. Denn zugespitzt durch die Pandemie müssen die wenigen Erzieherinnen und Erzieher nicht nur einer Horde Kinder, sondern auch noch Hygienekonzepten gerecht werden.
Die Kita als Refugium für frühkindliche Persönlichkeitsentwicklung, für soziales Lernen und als Eintrittstor in unser Bildungssystem? Da muss dringend etwas geschehen, muss die Politik klare Prioritäten setzen.
In Nordrhein-Westfalen finden gerade Koalitionsverhandlungen statt. Ich persönlich hoffe auf ein neues Parlament, in dem viele verantwortungsbewusste Eltern sitzen. Gerne viele Frauen, aber auch Männer, die verstehen, dass die Zukunft unserer Gesellschaft heute noch Windeln trägt.