Kirchliche Hochschule Berufswunsch Pfarramt
Wuppertal · Priska und Björn studieren Theologie auf Pfarramt und engagieren sich in Wuppertal in der Gemeindearbeit. Von ihrer Kirche der Zukunft haben sie klare Vorstellungen.
In einem großen Pfarrhaus in Ostfriesland ist sie bis zu ihrem neunten Lebensjahr aufgewachsen, aber für Priska war klar, dass sie nicht in die Fußstapfen ihres Vaters treten wollte. „Wir wohnten direkt neben der Kirche und mein Vater war gefühlt immer im Dienst für die Gemeinde“, erzählt sie. „Pfarrer und Pfarrfamilie waren der Mittelpunkt des Dorfes. Und das konnte ich mir als Beruf nicht vorstellen.“
Björn hatte in seiner Schulzeit nichts mit der Kirche am Hut, aber im Gottesdienst seiner Abiturfeier wollte er die Predigt halten. „Einfach aus Trotz“, erzählt er. „Und dann durfte ich das als erster Abiturient meiner Schule und fand es toll.“ Ein FSJ in der Gemeinde Vohwinkel brachte ihn schließlich auf die Idee, nicht Wirtschaftspsychologie, sondern Theologie auf Pfarramt zu studieren.
Im Wintersemester 2023 schrieb er sich gemeinsam mit Priska an der Kirchlichen Hochschule Wuppertal (KiHo) ein. Sie gehören damit zu den 28 Studierenden, die seit Herbst 2023 ein grundständiges Studium, ein Promotionsstudium oder ein Weiterbildungsstudium im Fach Theologie an der KiHo aufgenommen haben.
Den Pfarrberuf anders gestalten
Für den 20-jährigen Björn ist es sein erstes Studium. Priska wechselte nach ihrem Bachelor im Lehramtsstudium an der Bergischen Uni zur Volltheologie. „Seit ich in Wuppertal lebe, engagiere ich mich in der Gemeinde Elberfeld-West. Dort habe ich gemerkt, dass der Pfarrberuf doch etwas für mich sein kann, weil er sich verändert hat.“
Das Berufsbild von heute habe mit dem alten Bild des Pfarrers als Patriarch und Autoritätsperson der Kirche nichts mehr zu tun, betont Priska. „Ich verstehe mich als Teil eines Teams, das Gemeinde leitet und gestaltet. Als Pfarrerin will ich mit dabei sein, aber nicht oben drüber sitzen.“
Björn sieht seine künftige Rolle als Pfarrer ähnlich. „Wir können gar nicht mehr alles selbst machen, sondern werden Kirche und Gemeinde anders denken und leben müssen“, sagt er. „Dazu gehört, dass wir das Ehrenamt stark machen, mehr im Team arbeiten und offen sind für alle. Wir sollten Menschen, die noch nicht viel über Gott wissen, einen einfacheren Einstieg bieten."
Ein Studium, das Fragen aufwirft
Dass gerade junge Leute wenig oder fast nichts mehr über Kirche und den christlichen Glauben wissen, erfahren Priska und Björn fast immer, wenn sie erzählen, dass sie Theologie studieren. „Mich fragen viele, ob das nicht ein aussterbender Beruf ist“, sagt Priska. „Und – wenn sie den Unterschied überhaupt kennen – ob ich katholische oder evangelische Pfarrerin werden will.“ Weder von dem Beruf noch vom Studium hätten junge Menschen eine genauere Vorstellung. „Ich muss mich eigentlich immer erklären, stoße dabei aber gerade bei jüngeren Leuten auch auf viel Interesse.“
Björn macht die Erfahrung, dass sein Studium oft Anlass für Fragen nach Gott und dem Sinn des Lebens ist. „Innerhalb von zehn Minuten bin ich bei der klassischen Theodizee-Frage, wie Gott das Leid in dieser Welt zulassen kann.“ Diese Gespräche machen ihm Mut für seinen späteren Job. „Die Menschen suchen nach Sinn und damit auch nach Gott. Sie wünschen sich Gemeinschaft und Begegnung. All das kann ihnen eine Gemeinde geben, aber wir müssen unseren Glauben und biblische Inhalte anders und verständlicher erklären und sie mehr mit dem Alltag verbinden.“
Glauben und Alltag miteinander leben
So trauten sich in seiner Gemeinde in Vohwinkel Jugendliche während der Predigt danach zu fragen, was denn ein Pharisäer sei, erzählt Björn. „Und viele kommen schon mit der Sporttasche in den Gottesdienst, weil sie danach zusammen ins Fitness-Studio gehen.“
Priska plädiert dafür, mehr Orte außerhalb der Kirchenmauern zu finden, an denen Kirche stattfinden kann. „Die Gemeinde Elberfeld-West geht mit ihrem Sophiemobil auch in den Park, um Gottesdienst zu feiern. Wir müssen aktiv dorthin, wo die Menschen sind und dafür braucht es mehr Zusammenarbeit der Gemeinden und ihrer Mitglieder im Kirchenkreis.“
Kurzer Draht zu Professoren und Gemeinden
Priska und Björn sind überzeugt, dass es Kirche immer geben wird und sie dort ihren Platz finden werden. Der Weg bis zum Traumberuf ist allerdings noch lang. Vom ersten Semester bis zum Antritt der ersten Pfarrstelle vergehen meistens acht bis zehn Jahre. Einen Großteil davon möchten sie gerne an der KiHo und in Wuppertal erleben.
„Einen Studienort wie die KiHo gibt es sonst nicht“, sind beide überzeugt. „Man kann hier gut in kleinen Gruppen lernen und hat einen direkten Draht zu den Professoren.“ Nicht nur auf dem Campus mit Bibliothek, Wohnheim, Kapelle und Mensa seien die Wege kurz, sondern auch zu den Wuppertaler Gemeinden. „Bei allem Spardruck, den die Kirchen haben, sollten sie dieses Studienangebot nicht aufgeben. Es ist eine wichtige Investition in die Zukunft.“