Wuppertaler Liebesgeschichten zum Valentinstag „Haben Sie gut geschlafen?“
Wuppertal · Böse Zungen behaupten, der Valentinstag sei eine reine Erfindung des Blumenhandels. Romantiker hingegen zelebrieren diesen Tag. Was gibt es schließlich Größeres als die Liebe? Eben! Daher haben wir Wuppertaler nach ihren ganz persönlichen Liebesgeschichten gefragt.
Das ist so eine kleine Geschichte. Eigentlich gar nichts Besonderes. Sie beginnt am 7. Juli 1957. Sie spielt in Südwestdeutschland. Ein heißer Sommer. Die junge Frau und ihre Freundin sind schon frühmorgens mit dem Bus aus der Stadt die paar Kilometer hinaus in das neue Freibad gefahren. Die Freundin sagte zu der jungen Frau: "Um elf kommen noch zwei. Aber das sind keine Männer, der eine ist mein Vetter, und der andere spinnt." Die beiden haben gelacht.
Als sie dann da waren, der Vetter und der Spinner, erzählten sie von Paris. Dort waren die zwei gerade gewesen. Wie der eine der jungen Männer, der Vetter, gesprochen hat von Paris, das gefiel der jungen Frau sehr gut.
In der Sonne, auf der Wiese in dem Freibad, ist die junge Frau dann eingeschlafen. Als sie wieder aufwachte, saß der junge Mann neben ihr. Da hatte er schon eine ganze Weile gesessen. Er schaute sie an und fragte: "Haben Sie gut geschlafen?" Zu der Zeit sagte man auch dann, wenn man noch jung war, "Sie" zueinander. Die junge Frau und der junge Mann haben sich angelächelt. So hat das alles angefangen.
Drei Jahre später, 1960, heirateten sie. Ihre Hochzeitsreise ging nach Paris. Einen Aschenbecher aus dem Hotel haben sie heute noch. Zwei Jahre danach, 1962, wurde ich geboren, dann meine Schwester, dann mein Bruder. Der junge Mann von damals, der Vetter der Freundin, ist mein Vater, die junge Frau aus dem Freibad ist meine Mutter. Den Spinner zog es später nach Nordafrika, dort ist er spurlos verschwunden. Die Freundin blieb in der Stadt, wo meine ganze Familie herkommt. Auch sie ist schon tot.
Jetzt, nächsten Monat, im März, wird mein Vater 89. Und wenn dann Oktober ist, wird meine Mutter 84 sein. Vor fast einem halben Jahr wurde mein Vater sehr krank. Er lag fast drei Wochen lang in der Klinik. Wir haben uns große Sorgen gemacht. Als er wieder zu Hause war, konnte er zuerst kaum aufstehen und wir ließen die Tür zum Schlafzimmer immer ein bisschen offen. An einem Abend bin ich etwas länger als sonst bei meinen Eltern geblieben, im hinteren Zimmer mit meinem Bruder zusammen. Als ich ging, um mich zu verabschieden, fiel das Licht aus dem Flur leise ins Schlafzimmer. Mein Vater und meine Mutter lagen in ihrem Ehebett nebeneinander und haben sich an den Händen gehalten. Dieses Bild werde ich nie vergessen.
Sie haben mich angelächelt, wir haben einander gedrückt, wir sagten einander gute Nacht. Jahre. Jahrzehnte. Während so langer Zeit scheitert sie oft, die Liebe. Aber nicht immer.