Benefiz-Festival "Wuppertal hilft!" Frauenhaus: "Sind auf Spenden angewiesen"
Wuppertal · Das große Benefiz-Festival "Wuppertal hilft!" steigt am 9. Februar 2019 zum 11. Mal — und das nach drei Jahren Pause — in der Uni-Halle. Der Erlös geht an das Wuppertaler Frauenhaus und den Verein "Frauen helfen Frauen", der in diesem Jahr sein 40-jähriges Bestehen feiert.
Katrin Weber aus dem Vorstand des Vereins und Kornelia Dörning, Mitarbeiterin der ersten Stunde, blicken zusammen mit Rundschau-Volontärin Hannah Florian auf 40 Jahre Engagement für Frauen in Notlagen zurück.
Rundschau: Durch die Eintrittsgelder des Benefizfestivals kommt hoffentlich eine ordentliche Spendensumme zusammen. Was haben Sie mit dem Geld vor?
Katrin Weber: Wir möchten dadurch eine Teilzeitstelle finanzieren, die sich mit der Betreuung der Kinder im Frauenhaus befasst. Vor zwei Jahren haben wir uns dazu entschieden, diese Stelle einzurichten. Das Thema Kinderbetreuung ist im Laufe der Jahre immer vielschichtiger und komplexer geworden. Da wir für diese Stelle keine Zuschüsse bekommen, wird sie komplett vom Verein getragen.
Rundschau: Was hat sich verändert in der Kinderbetreuung?
Katrin Weber: Vor allem die Sichtweise. Früher wurde davon ausgegangen, dass Kinder keine spezielle Unterstützung benötigen, da sie ja nicht selbst geschlagen wurden. Heute wissen wir, dass die Kinder so leiden, als hätten sie selbst Misshandlung erfahren. Sie bekommen Probleme in der Schule, nässen ins Bett ... Wir möchten diesen Kindern gezielt Hilfe anbieten.
Rundschau: Wie viele Kinder leben in der Regel im Frauenhaus?
Katrin Weber: Im Durchschnitt zwölf Kinder, im Alter von null bis siebzehn Jahren. Das wir auch ältere, männliche Jugendliche bei uns aufnehmen, ist eine Wuppertaler Besonderheit. Wir möchten nicht, dass Frauen in einer Krise zusätzlich vor das Problem gestellt werden, wie und wo sie ihre älteren Söhne unterbringen.
Rundschau: Wie lange bleiben Mütter und Kinder bei Ihnen?
Kornelia Dörning: Im Durchschnitt drei Monate. Oft bleiben die Frauen aber bis zu sechs Monate oder länger bei uns, wenn ihr Aufenthaltsstatus noch nicht geklärt ist oder sie einfach keine Wohnung finden. Für alleinstehende Frauen mit drei oder vier Kindern gestaltet sich die Wohnungssuche in Wuppertal sehr schwierig.
Rundschau: In diesem Jahr feiert der Verein "Frauen helfen Frauen" 40-jährigen Geburtstag. Frau Dörning, Sie waren von Anfang an dabei. Wie ist der Verein entstanden?
Kornelia Dörning: Aus der Frauenbewegung heraus. Häusliche Gewalt spielte vor 40 Jahren noch keine Rolle in der Gesellschaft, Vorfälle liefen unter "Familienstreitigkeiten". Da die Stadt noch nicht bereit war, uns zu unterstützen, mieteten wir 1979 in Eigenregie die erste Wohnung für Frauen in Notlagen an.
Rundschau: Wie lief das an?
Kornelia Dörning: Nach wenigen Wochen war die Wohnung komplett voll. Uns wurde klar, dass wir ein Haus brauchen. 1980 wurden vom Land schließlich zwei Stellen bezuschusst, vorher arbeiteten alle ehrenamtlich. 1985 übernahm die Stadt schließlich einen Zuschuss zu den Betriebs- und Sachkosten für das Frauenhaus. Seitdem hat sich viel zum Positiven verändert. Nach wie vor arbeiten wir aber daran, das Thema häusliche Gewalt in die Öffentlichkeit zu bringen.
Rundschau: Jährlich werden 30.000 bis 60.000 Euro der Kosten für das Frauenhaus vom Förderverein getragen. Wie bringen Sie das Geld zusammen?
Katrin Weber: Wir sind auf Mitgliedsbeiträge und Spenden angewiesen, wie sie durch Veranstaltungen wie "Wuppertal hilft!" zusammen kommen. Unser aktuelles Frauenhaus wurde zu großen Teilen mit Unterstützung der Jackstädt Stiftung finanziert. Ohne Hilfe würde es das Frauenhaus und auch unsere Beratungsstelle so nicht geben.