Kommentar: Schrott- und Problem-Immobilien Einer muss sich den Hut aufziehen
50 Schrott-Immobilien zählt die Stadt. Dazu kommen 60 so genannte Problem-Immobilien. Tendenz steigend. Nicht erfasst sind all jene Häuser, die es noch nicht in diese schlimmsten Kategorien geschafft haben, aber durch jahrelangen Leerstand und langsamen Verfall ihr Umfeld verschandeln.
Die Schrott-Immobilien infizieren erst einen Straßenzug, dann einen Stadtteil und schließlich die ganze Stadt.
Wer möchte schon gerne neben einem Haus leben, das verfällt? Wer will Grundstücke kaufen, die sich in unmittelbarer Nähe dazu befinden? Wer will dort ein Geschäft ansiedeln? Wer will Besucher stolz durch Straßen führen, deren Altbauten viele Auswärtige blass vor Neid werden lassen, aber deren Schönheit durch echte Schandflecke getrübt ist?
Es ist löblich, dass die Stadt die "Schrott-Immobilien AG" ins Leben gerufen hat. Doch nicht nur, dass die elf Mitglieder diese Arbeit nebenbei machen — ihnen sind auch weitgehend die Hände gebunden. Und genau das macht wütend. Wenn das Recht auf Eigentum so geschützt ist, dass die Stadt keine rechtlichen Hebel findet, gegen Leerstand und Verfall vorzugehen, ist das ein Affront gegen all jene, die sich für ihr Quartier und ihre Stadt engagieren. Die einen investieren, die anderen lassen ihre Häuser verrotten — so bringt man kein Viertel nach vorne.
Ob in der Elberfelder Nordstadt, am Arrenberg oder in Wichlinghausen — überall gibt es Bürger, die etwas bewegen wollen. Sie bringen ihr Know-how, ihre Zeit, ihr Engagement und auch ihr Geld ein, um ihr Quartier lebenswerter zu machen. Jetzt sehen sie sich von einer Entwicklung bedroht, die all das zunichte machen könnte. Sie brauchen jetzt die Unterstützung der Stadt.
Und die braucht Mut, um in den — auch rechtlich äußerst verzwickten — Problemen rund um Schrott- und Problem-Immobilien, aber auch bei anderen Leerständen, neue Wege zu gehen. "Es muss jemanden geben, der sich in dieser Sache den Hut aufzieht", sagt Stephan Frischemeier. Soll heißen: Die Stadt muss trotz aller finanziellen Hürden eine Stelle schaffen, die sich ausschließlich mit diesem Thema befasst. Jemand, der sich in die komplizierte Rechtslage einarbeitet, der sich Schritt für Schritt diese Immobilien vornimmt und nach individuellen Lösungen sucht. Es kann nicht sein, dass Firmen oder Privatpersonen hier Häuser kaufen, sie verfallen lassen und die Stadt muss tatenlos zusehen. Andere Städte wie Bremerhaven haben bereits ungewöhnliche Lösungen gefunden, der Misere zu begegnen. Das sollte Wuppertal Mut machen. Eine Stadt, die sich den Umbau des Döppersberg auf ihre Fahnen geschrieben hat, muss konsequenterweise auch Interesse daran haben, gegen Problem-Immobilien vorzugehen. Denn was bringt das schönste Tor zur Stadt, wenn ein paar Meter weiter die Häuser verfallen...