Ein schleichendes Gift

Im schlimmsten Fall droht der Erstickungstod. Vor diesem Hintergrund sind die vermehrten Fälle von Kohlenmonoxid (CO)-Vergiftungen in der letzten Zeit alarmierend. Auch, weil die Retter sich eine bessere Notfallausversorgung mit Druckkammern wünschen.

Indoor-Griller, oben nach einem Einsatz am Norrenberg, spielen mit dem Leben, so Dr. Hella Körner-Göbel.

Foto: Peter Fichte

Alle Wuppertaler Rettungswagenbesatzungen sind mittlerweile mit einem CO-Warngerät ausgestattet. Zum Glück, denn "die Gefahren einer CO-Vergiftung dürfen nicht unterschätzt werden", betont Wuppertals Feuerwehr-Chef Siegfried Brütsch und erklärt: "CO entsteht immer, wenn ein Stoff ohne ausreichende Sauerstoff-Zufuhr verbrennt." Viele CO-Vergiftungen der vergangen Wochen seien durch Fahrlässigkeit entstanden, aber auch immer besser gedämmte und damit luftdichter abgeschlossene Wohnungen seien ein Grund für die vermehrten Einsätze.

"Kohlenmonoxid ist ein Gift, das man nicht riechen, sehen oder schmecken kann", erläutert Dr. Hella Körner-Göbel, Ärztliche Leiterin des Notarzt- und Rettungsdienstes in Wuppertal. "Es verdrängt den Sauerstoff aus dem Blut. Geringe CO-Konzentrationen im Blut führen zu Müdigkeit, Kopfschmerzen, Schwindel oder Übelkeit, während höhere Konzentrationen zu Bewusstlosigkeit, Gehirn- und Herzschäden bis hin zum Tod durch Ersticken führen." Therapiert werden CO-Vergiftungen mit hoch dosiertem Sauerstoff. "Besonders effektiv ist dabei die Behandlung in einer Überdruckkammer", so Körner-Göbel: "Wobei die Behandlung schnellstmöglich erfolgen muss, um die Folgeschäden einer Vergiftung so gering wie möglich zu halten."

Allerdings gibt es in ganz Deutschland nur fünf Druckkammern, die rund um die Uhr auch für eine intensivmedizinische Behandlung von CO-Vergiftungen geeignet sind. "Für Wuppertaler befindet sich die nächste dieser Druckkammern in Wiesbaden", sagt Körner-Göbel. "Wir Notärzte sprechen seit mehr als fünf Jahren mit dem Landes-Gesundheitsministerium, um an zwei nordrhein-westfälischen Kliniken Druckkammern einzurichten, zum Beispiel in Aachen, Dortmund oder Bochum. Optimal wäre eine Klinik, die auch für Schwerverbrannte geeignet ist, denn etwa jeder zehnte schwer Brandverletzte hat auch eine CO-Vergiftung."

(Rundschau Verlagsgesellschaft)