Interview: Herbert Heck über 35 Jahre in der Stadthalle "Dieter Bohlen war gar nicht so ..."

Wuppertal · So ganz hat Herbert Heck noch nicht begriffen, dass er jetzt im Ruhestand ist. Kein Wunder, nach 35 Jahren im Dienst der Stadthalle. Zeit, um mit Rundschau-Redakteurin Nicole Bolz noch einmal zurückzublicken auf die nettesten Gäste und größten Pannen.

Foto: Bettina Osswald

Rundschau: 35 Jahre bei der Stadthalle — das ist aber eine ganz schön lange Zeit ...

Heck: Stimmt, dabei bin ich insgesamt sogar schon seit 50 Jahren bei der Stadt. Meine Ausbildung habe ich nämlich am 1. Dezember 1966 im Alter von 15 Jahren begonnen.

Rundschau: Dann sind Sie wohl eine treue Seele. Oder war der Job so spannend?

Heck: Beides. Ich bin immerhin auch seit 40 Jahren verheiratet (lacht). Aber ich bin schon sehr froh, dass ich 1981 die Chance bekam, in die Hausverwaltung zu wechseln, wozu auch die Stadthalle gehörte. Als das Haus von 1991 bis 1995 umgebaut wurde, war ich mit den Planungen beschäftigt und wurde Anfang 1997 mit der Umwandlung in die GmbH sozusagen Mädchen für alles. Ich hab' die Kontakte zu den Veranstaltern gepflegt, Veranstaltungen betreut und mich ums Personal gekümmert.

Rundschau: Das klingt nach einer enormen Bandbreite.

Heck: Oh ja. Es reichte vom IHK-Empfang bis zur Familienfeier, von den Berliner Philharmonikern bis Cindy aus Marzahn, von "Saltatio Mortis" bis Ann-Sophie Mutter. Und bei jedem versucht man gleichermaßen ein Umfeld zu schaffen, in dem er sich wohl fühlt. Am deutlichsten erkennt man das Spektrum daran: Der letzte Act, bevor im Sommer 2005 das Parkett im Großen Saal geschliffen wurde, war Dieter Bohlen mit DSDS. Der erste Gast danach war Kardinal Lehmann, der bei uns mehrere Gottesdienste im Rahmen des Weltjugendtages abhielt.

Rundschau: Wer war netter?

Heck (lacht): Ach, Bohlen war gar nicht so, wie man ihn sich vorstellt ...

Rundschau: Ihr persönliches Highlight?

Heck: Meine Vorliebe galt den Liedermachern wie Hermann van Veen und Konstantin Wecker. Das hat mich besonders gefreut. Aber auch die Cross-Over-Projekte mit "Jethro Tull" oder "Procul Harum" waren toll. Ein Highlight war für mich aber auch die Zusammenarbeit mit Martina Steimer — daraus ist sowas wie eine Freundschaft geworden.

Rundschau: Wer hat Sie überrascht?

Heck: Uwe Lyko alias Herbert Knebel. Man glaubt kaum, wie ernst der sein kann. Er wollte so gern bei uns die Berliner Philharmoniker hören.

Rundschau: Das tollste Konzert?

Heck: "BAP" 1982. Sowas hat man selten erlebt! Die haben von 20 bis 23.50 Uhr ohne Pause durchgespielt. Das war Wahnsinn. Daran konnte sich auch Wolfgang Niedecken 30 Jahre später noch erinnern.

Rundschau: Der peinlichste Moment?

Heck: Da war ich zum Glück im Urlaub. Bei der "ZDF-Hitparade auf Tour" — der Abend war komplett ausverkauft — stellten die Kollegen beim Einlass fest, dass der Veranstalter fälschlicherweise die ersten vier Reihen verkauft hatte, die es jedoch wegen der großen Bühne gar nicht gab. Da standen also rund 100 Mega-Fans, die unbedingt vorne bei ihren Stars sitzen wollten, und denen man dann vorsichtig erklären musste, dass das nicht geht ... Keine schöne Situation!

Rundschau: Die schlimmste Katastrophe?

Heck: Das war Einweihung der neuen Orgel 1996. Die sollte am Abend bei einem Konzert stattfinden. Aber bei einer Probe des Sinfonieorchesters mittags wurde die Beregnungsanlage ausgelöst und 20 Kubikliter Wasser flossen auf die Bühne — und auf die frisch restaurierte Orgel. Es hat ein Jahr gedauert, bis die Orgel wieder bespielbar war.

Rundschau: Das klingt nach einem tollen Beruf und spannenden Jahren.

Heck: Ja, ich hatte echt Glück! Vieles wird mir fehlen.