Jochen Kemper und seine Sammlung Schneekugeln und Kirmes-Träume aus Blech

Wuppertal · Jochen Kemper ist ein leidenschaftlicher Sammler von Schneekugeln aus ganz Europa und Metall-Jahrmarktsfahrgeschäften im Miniaturformat.

Jochen Kemper mit seiner Sammlung von Schneekugeln aus aller Welt und liebevoll aufgebauten Kirmesfahrgeschäften aus buntem Blech.

Foto: Raina Seinsche

Wer das Haus der Familie Kemper betritt, der wird sofort von einer sympathischen Armee von Teddybären begrüßt, die es sich auf der Garderobe gemütlich gemacht haben. "Alle glauben, ich würde die Bären sammeln und bringen mir neue Exemplare, dabei bin ich doch auf Puppen und Fingerhüte spezialisiert", versichert Ethelka Kemper und weist auf die Sammlung des Hausherrn, die eine Etage höher zu finden ist.

Und hier sind es Jahrmarktklänge, die den Besucher in eine andere Welt entführen. Dazu Schneekugeln, in denen ununterbrochen die Flocken fallen, die sich drehen und glitzern, ein Autoscooter, auf dem die kleinen Flitzer ihre Kreise ziehen, eine Rodelbahn, ein Riesenrad — aber auch ein weihnachtlich geschmücktes Kirchlein in einer Winterlandschaft zieht den Blick auf sich. Mit jeder Sekunde erblickt das Auge neue Details und neue Kuriositäten.

"Angefangen hat alles mit Tuffi und der Schwebebahn, das war meine erste Schneekugel. Sie war fast 50 Jahre alt und faszinierte mich. Mittlerweile sind es mehrere hundert Exemplare, alte Motive aus Sonnborn, Kühe auf einer Alm aus der Schweiz, aber auch Schneekugeln aus Moskau, Sankt Peterburg, aus Estland, Litauen oder Lettland. Von jeder Reise und aus jeder Stadt bringe ich eine Schneekugel mit nach Wuppertal, und mit jedem Stück verbinde ich eine Erinnerung", gibt Jochen Kemper schmunzelnd zu.

Aber Aufstellen und Einsortieren in Regale genügt dem Sammler nicht, er pflegt seine Kugeln, hat sich dazu das nötige technische Know-How angeeignet. "Mit der Zeit verlieren die Kugeln Flüssigkeit, dann löse ich vorsichtig die Schweißnaht und fülle nach, sonst verlieren sie ihre Schönheit", sagt der Experte, bei dem erst im Rentenalter die Sammelleidenschaft zu Tage kam. "Als Kind habe ich Fußball gespielt, war anschließend 37 Jahre lang im Bundesverband der deutschen Industrie tätig, da hatte ich keine Zeit für so ein Hobby."

Und dann war es seine Gattin, die ihm vor 5 Jahren zu einer weiteren Leidenschaft verhalf: "Zusammen mit einer Freundin besuchte ich ein bekanntes Gartencenter. Dort hatte man in der Vorweihnachtszeit eine Winterlandschaft mit Fahrgeschäften, wie man sie vom Jahrmarkt kennt, aufgebaut. Ich wusste sofort, dass ich das meinem Mann zeigen musste, auch wenn es teuer werden könnte", erinnert sich Ethelka Kemper an diesen Tag. Ihre Ahnung täuschte sie nicht: Es wurde teuer — und der Autoscooter fand den Weg ins Sonnborner Heim und legte den Grundstock zu einer weiteren Sammlung.

"Er ist bis heute mein Lieblingsstück, es fasziniert mich, wenn sich die Dinge bewegen wie in der Realität, die kleinen Figuren in den Autos oder auf den Rodelschlitten. Seitdem bin ich auf der Suche nach immer neuen Teilen für meine Sammlung, im Internet, aber auch auf Spielzeugmessen etwa in Nürnberg oder in Koblenz. Einen Austausch mit anderen Sammlern pflege ich nicht. Es macht mir einfach Spaß, hier zu sitzen, ab und an die Sachen laufen zu lassen, natürlich mit der passenden Kirmesmusik, auch wenn meine Frau das Gedudel schon mal nervt", ist Jochen Kemper stolz auf seine Raritäten. Und auch hier schlägt der Bastler wieder zu, denn jedes Stück, das noch mit Batterien betrieben wird, stellt Kemper auf Elektromotoren um. "Eine ganz schön kniffelige Arbeit...", sagt er.

Und so haben sich im Lauf der Jahre die Regale gefüll: Gezeigt wird die Sammlung nur guten Freunden und der Familie. "Auf einer Ausstellung möchte ich meine Sachen nicht präsentieren. Das ist nur fürs private Umfeld", so Kemper.