Superintendentin Ilka Federschmidt und Stadtdechant Dr. Bruno Kurth Auf ein Wort: Ein Stern in einer zerrissenen Welt
Wuppertal · Die vierte Adventswoche vor Weihnachten begann für Deutschland mit einer Schreckenstat. Der Terror so genannter Islamisten hat mitten in unserer Hauptstadt auf einem Weihnachtsmarkt mindestens 12 Menschen aus dem Leben gerissen — aus der Mitte ihrer Angehörigen und Familien.
Bisher blieben wir Deutschen einigermaßen verschont. Die Bilder von Gewalt und Terror kamen aus dem benachbarten Frankreich und zuletzt aus Aleppo. Andere Anschläge wurden, warum auch immer, weniger beachtet — beispielsweise der Anschlag auf eine koptische Kirche in Kairo.
Jetzt bei uns in Berlin. Wir ringen um Worte, um Gesten, um Haltung. Das ist auch ein Ringen um die innere wie die äußere Freiheit in unserer Gesellschaft. Das sollte über die Politik hinaus alle vereinen, die bei allen Fehlern und Ungerechtigkeiten dieser Gesellschaft nicht eine grundsätzlich andere wollen, sondern diese Bundesrepublik bejahen.
Als Christen wird uns in diesen Tagen gerade zu Weihnachten der Sinn des Glaubensgeheimnisses von Gottes Menschwerdung, die wir Weihnachten feiern, deutlich. Die Philosophin und Theologin Edith Stein, im Holocaust ermordet durch die Nazis, hat es in dunkler Zeit so ins Wort gefasst: Der Stern über Bethlehem ist ein Stern in dunkler Nacht, auch heute noch. So wie damals in Bethlehem und in der damaligen Welt ist die Welt auch heute zerrissen.
Jesus ist nicht in eine heile Welt geboren, sondern er wurde geboren, weil sie alles andere als das ist. Gott will im Dunkel wohnen und hat es doch erhellt, wie es in einem modernen Adventslied heißt. In dieser Welt ging er als Gottes Sohn einen neuen Weg, der von der Krippe bis ans Kreuz führte. Auch wenn Christen diesen Weg oft nicht ermessen, geschweige denn so vorleben, wie sie es in der Nachfolge Christi könnten und wie Christus es will — das Licht Christi leuchtet. Dieses Licht ins eigene Leben aufnehmen gibt Grund, sich nicht zu fürchten. Einmal angekommen, breitet es sich aus.
Dem Stern über Bethlehem zu folgen bedeutet auch, die Menschenfreundlichkeit und die Solidarität mit Menschen in großer Not im Herzen zu bewahren und zu versuchen, ihr entsprechend zu handeln. So ermutigt uns Christus, diese Menschenfreundlichkeit Gottes in der Hilfe den Flüchtlingen gegenüber zu bezeugen. In der zweiten Woche der Weihnachtszeit geben Hunderte von Sternsingern alleine in Wuppertal ein weiteres leuchtendes Beispiel: Kinder und Erwachsene gehen für Kinder in Not in anderen Ländern und ein besseres Leben auf die Straße. Ein Beispiel von vielen, wie der Stern über Bethlehem die Menschen in Bewegung bringen kann.
Wir laden Sie ein, in diesen Tagen die Opfer von Terror und Gewalt in unser Gebet einzuschließen, besonders in den Weihnachtsgottesdiensten.
Ihnen, Ihren Angehörigen und unserer Stadt wünschen wir den Frieden, den Christus in diese Welt gebracht hat, die Freude über seine Geburt — und sein Licht.