Wuppertal und die Bundesgartenschau "Die Zeit der großen Parkanlagen ist vorbei"

Wuppertal / Heilbronn · Wenn es in Deutschland einen Experten für Gartenschauen gibt, dann ist es Hanspeter Faas (63). Der in Lörrach geborene Diplom-Ingenieur für Gartenbau ist seit 1993 beruflich fast ausschließlich mit Landes-, Bundes- und Internationalen Gartenschauen beschäftigt.

Hanspeter Faas ist so etwas wie der „Mister Gartenschau“ in Deutschland.

Foto: Bundesgartenschau Heilbronn 2019 GmbH

Rundschau-Mitarbeiter Klaus Göntzsche sprach mit ihm über eine mögliche BUGA 2025 in Wuppertal und seine Erfahrungen mit diesen Events.

Seit 2012 ist Faas, Vater von zwei erwachsenen Kindern, der ebenfalls alleinige Geschäftsführer der Bundesgartenschau Heilbronn GmbH. Sie präsentiert sich vom 17. April bis 6. Oktober 2019 als bisher einmalige Symbiose aus Garten- und Stadtausstellung.

Rundschau: In Wuppertal befürchtet der Stadtkämmerer Johannes Slawig, die BUGA 2025 mit Kosten bis zu 250 Millionen Euro nicht finanzieren zu können. Was antworten Sie ihm?

Faas: Was die Investition für den städtischen Haushalt Wuppertals bedeutet, weiß der Kämmerer viel besser als ich. Mit einer Bundesgartenschau aber werden grundsätzlich Gegenwerte geschaffen, die sich nachhaltig positiv auf die Stadt auswirken. Man darf nie die BUGA allein betrachten und nur auf das BUGA-Jahr schauen. Eine Stadt wird durch eine Bundesgartenschau in der Öffentlichkeit völlig anders wahrgenommen. Heilbronn zum Beispiel war vielen Menschen unbekannt. Durch die BUGA 2019 hat sich das schon sehr positiv verändert und wird sich noch weiter verändern. Heilbronn wird nach der BUGA keine "graue Maus" mehr sein. Schon bei der Vorbereitung haben viele Menschen auch außerhalb der Stadt und in der Region erkannt, wie viel Heilbronn zu bieten hat.

Rundschau: Was wird die BUGA 2019 in Heilbronn kosten?

Faas: Insgesamt investiert die Stadt 144 Millionen Euro in öffentliche Daueranlagen und übergeordnete Infrastruktur, das Land Baden-Württemberg fördert die BUGA mit 56 Millionen Euro. Wir schaffen mit der Bundesgartenschau ein neues, nachhaltiges und sehr lebenswertes Stadtquartier für insgesamt 3.500 Menschen. Die BUGA ist für Heilbronn wie für jede Stadt ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, insgesamt werden hier etwa 500 Millionen Euro investiert. Davon profitiert vor allem auch der Mittelstand. Viele Aufträge bleiben in der Region.

Rundschau: Heilbronn hat rund 125.000 Einwohner, Wuppertal fast drei Mal so viel. Großstädte tun sich schwer mit Bundesgartenschauen. Im Jahre 2005 in München mussten Sie sich zur Hälfte der Zeit einem gnadenlosen SZ-Interview stellen, weil die kalkulierte Besucherzahl nicht erreicht war, die IGS 2013 in Hamburg-Wilhelmsburg war ein finanzieller Reinfall ohne große Nachhaltigkeit. Und Mannheim 2023 tat sich nach vielen Diskussionen sehr schwer, es musste ein Bürgervotum her. Um noch weiter zurückzublicken: Am Brand in der Kasse der Landesgartenschau 1981 hat das mondäne Baden-Baden lange danach noch bezahlt.

Faas: Generell halte ich Städte zwischen 100.000 bis 500.000 Einwohnern für gut geeignet als Austragungsort für Bundesgartenschauen. In großen Städten gibt es viele Angebote, die um Besucher konkurrieren. Speziell in München spielte das Wetter nicht mit, am Ende haben wir die geplante Besucherzahl von fast drei Millionen Menschen aber doch noch erreicht. Mit einem Badesee in Riem wurde ein Projekt geschaffen, für das man in München noch heute sehr dankbar ist. In Hamburg hat die Politik die IGS nur halbherzig begleitet. Und Mannheim befindet sich nach einigen Schwierigkeiten mittlerweile auf einem guten Weg. Die BUGA Koblenz hat die Stadt sehr zum Positiven verändert, sie hat außerdem mit einem finanziellen Plus von 13 Millionen Euro abgeschlossen. Auch in Schwerin wurde ein Plus erwirtschaftet. Ich war zwar leider noch nie in Wuppertal, aber für die öffentliche Wahrnehmung der Stadt könnte ich mir eine ähnliche Wirkung vorstellen wie in Koblenz und Heilbronn. In Baden-Baden sind viele Besucher durch den Kurpark und die Lichtenthaler Allee erst gar nicht zum Gartenschau-Gelände gekommen. Es hatte ihnen dort schon so gut gefallen.

Rundschau: Es gibt hier mit dem Barmer Nordpark, der Hardt und den Barmer Anlagen drei große öffentlich zugängliche Parkanlagen. Aber es existiert keine große, zentrale Fläche für eine BUGA.

Faas: Die Zeit der ganz großen Parkanlagen ist meiner Ansicht nach vorbei. Heute geht es um eine intelligente Vernetzung, um ein ökologisch tragfähiges und flächenschonendes Konzept. Ohne große zusammenhängende Fläche setzten bereits 2007 die Städte Gera und Ronneburg in Thüringen ihr Konzept um, in der Havel-Region 2015 schlossen sich sogar fünf Orte zusammen.

Rundschau: In Wuppertal fehlen dem Oberbürgermeister bislang für die Zahlung der Kosten der Machbarkeitsstudie von rund 150.000 Euro noch 35.000 Euro. Ist 2025 deshalb überhaupt noch realistisch?

Faas: Zeitdruck kann durchaus auch sein Gutes haben. Zwei bis drei Jahre muss man aber allein für Planungs- und Genehmigungsverfahren kalkulieren, auch eine intensive Bürgerbeteiligung ist unglaublich wichtig und muss aufgebaut werden. Der Zeitrahmen in Wuppertal ist schon ambitioniert.