Projekt-Pionier in Wuppertal "Das Evangelium verbindet uns"
Wuppertal · Daniel Njikeu ist der neue Projekt-Pionier für den Aufbau einer Internationalen Evangelischen Gemeinschaft in Wuppertal. Ein Porträt.
Aus seiner Heimatgemeinde in Kamerun kennt Daniel Njikeu es so: Neuankömmlinge werden vorgestellt und freundlich empfangen. Wer bleiben möchte, bekommt einen Paten und der zeigt ihm die Kirche und hilft ihm, seinen Platz in der Gemeinschaft zu finden.
Als Daniel Njikeu vor acht Jahren zum Maschinenbau-Studium nach Deutschland kam, war seine erste Erfahrung mit einer deutschen Gemeinde eine ziemliche Enttäuschung: "In Dortmund bin in eineinhalb Jahre lang jeden Sonntag in die Kirche gegangen und war bei zahlreichen Gemeindeaktivitäten. Aber ich habe niemanden kennen gelernt und keinerlei Kontakte geknüpft. Die Leute waren sehr distanziert. Da war ich enttäuscht", gibt Njikeu zu. "Ich kannte hier niemanden. Aber ich dachte, die Kirche ist ein Ort, wo du nette Leute triffst und mit ihnen ins Gespräch kommst."
Über die Musik - Daniel Njikeu spielt Bass und singt — gelang später doch ein Kontakt: "Dann war es anders", erinnert er sich. "Eine ältere Dame sprach mich an und wollte mir helfen. Sie dachte zuerst, dass ich ein Flüchtling bin." Die Dame, die, wie sich später herausstellte, eine pensionierte Pfarrerin war, lud ihn spontan zum Kaffeetrinken ein und half ihm, zahlreiche Kontakte zu knüpfen. Mittlerweile gehört er fast schon zu Familie.
Njikeu — sein Vater ist Pfarrer und seine Mutter Lehrerein — wollte sich unbedingt auch in Deutschland für seine Kirche einsetzten, so wie er sich in seiner Heimat von klein an für die Kinder- und Jugendarbeit engagiert hatte. Gemeinsam mit anderen afrikanischen Studenten gründete der junge Mann die Gospel-Band "Living Worshippers" und engagierte sich in der Migrantenarbeit. "Ich wollte helfen, dass sich die verschiedenen Ausländer besser kennen lernen und zusammentun und innerhalb der EKD eine neue Heimat finden."
Er und seine Freunde organisieren seit nunmehr vier Jahren einmal im Monat gemeinsam mit einem Dortmunder Pfarrer einen französischsprachigen Gottesdienst. Außerdem findet zwei Mal im Jahr ein Internationaler Gottesdienst statt, zu dem Deutsche, Koreaner, Tamilen und Menschen aus aller Welt kommen. "Wir mischen unterschiedliche Elemente aus den Kulturen. Dazu gibt es ganz viel Musik. Die Musik und das Evangelium verbinden uns", sagt Njikeu. Elemente aus allen Kulturen werden in den Gottesdienst eingebaut. So wird beispielsweise die Kollekte tanzend nach vorne gebracht, wie es in Afrika üblich ist.
Als der Kameruner vor einiger Zeit die Stellenanzeige der Internationalen Evangelischen Gemeinschaft Wuppertal gelesen hat, war er sofort begeistert: "Wow. Das passt perfekt. Das ist ein Traum. Das ist genau das, was ich machen möchte", erinnert sich der 34-jährige Kameruner an seine Reaktion und lacht.
Das Projekt soll langfristig eine Gemeinschaft aufbauen, in der Christen aus aller Welt ein Zuhause finden und gemeinsam ihre Spiritualität leben können. Als lebendiger Teil der Evangelischen Kirche im Rheinland und des Kirchenkreises Wuppertal. Wo die Reise hingeht, steht dabei noch nicht fest.
"Ich finde dieses interkulturelle Projekt einer Gemeindeentstehung für uns selbst sehr spannend. Es soll ein Ort entstehen, in dem sich unterschiedliche Formen der Spiritualität, der Glaubenstradition und verschiedene kulturelle Hintergründe begegnen", sagt Superintendentin Ilka Federschmidt. Sie sieht das Projekt als ein Versuch, "wirklich miteinander Gemeinde zu leben". "Das Ganze ist ein Pionierprojekt, das auf Entwicklung einer Gemeinde mit Begeisterten setzt. Das ist auch für bestehende Gemeinden ein wichtiger Impuls und kann sie motivieren." Darum ist sie gerne für den Kirchenkreis Mitglied in der Arbeitsgruppe, die den Aufbau der Internationale Evangelische Gemeinschaft begleitet. "Wir freuen uns darauf, neue Eindrücke und Anregungen von Christen aus aller Welt zu bekommen", sagt Federschmidt.
Im ersten Schritt besucht der neue Projektpionier möglichst viele unterschiedliche Gemeinden, erkundet Wuppertal und möchte möglichst viele Leute kennenlernen. "Ich habe schon einige internationale Gemeinden besucht und war bei vielen Gruppen, die mit Migranten arbeiten", so Njikeu. Auch interkulturelle Veranstaltungen wie die Afriktal-Premiere im Juni und das Wuppertaler Luisenfest stehen für ihn auf dem Programm.
Sein Ziel ist es auch, anderen Neuankömmlingen zu einem besseren Start in einer Gemeinde zu verhelfen, als er selbst ihn hatte. "Ich will helfen, dass eine Kirche mit mehreren Nationen entsteht. Ein Ort, an dem sich jeder wohlfühlt und an dem es einen Gottesdienst gibt, in dem jeder einen Platz findet."